Europa League Hertha "wie bisher" - Dardai: Europa hat keine Priorität

Berlin · Hertha-Trainer Dardai sieht Luhansk und Wolfsburg als Doppelpack: Europa hat für den Ungarn keine Priorität. Hauptgeschäft bleibt die Bundesliga. Das Berliner Hauptproblem ist auch nach dem Heimsieg gegen den HSV noch nicht behoben. Die Spieler glauben an das Wunder.

Pal Dardai und Hertha BSC droht das Europa-League-Aus.

Foto: Soeren Stache

Hertha droht schon im vierten Europa-League-Spiel das bittere Aus - doch Pal Dardai wird an den Prioritäten nichts ändern.

"Ich werde es genauso machen wie bis jetzt. Ich werde rotieren. Wir ziehen das durch, was wir angefangen haben", erklärte der Trainer von Hertha BSC vor dem Heimspiel am Donnerstag (21.05 Uhr) gegen Sorja Luhansk. "Wenn der Zustand so wie jetzt ist, werden zwei, drei junge Spieler anfangen."

Der Berliner Fußball-Bundesligist hat bei seinem Europa-Comeback erst einen Punkt eingesammelt, nur ein Sieg gegen die Ukrainer erhält die Minimalchance auf das Weiterkommen. Dardai aber betont auch: "Es ist sehr wichtig, was in Wolfsburg passiert."

Der Ungar sieht das Europacupmatch gegen Luhansk und das Ligaspiel am Sonntag beim VfL Wolfsburg als Doppelpack. "Wir wollen beide Spiele so steuern, dass es auch frische Spieler gibt, und so rotieren, dass zum Schluss alle zufrieden sind", betonte Dardai, der am Mittwoch seinen 1000. Tag als Hertha-Chefcoach erlebte. So könnten gegen Luhansk die Youngsters Arne Maier, Maximilian Mittelstädt und Jordan Torunarigha zum Zug kommen. Die Liga bleibt Dardais Hauptgeschäft, der Europacup ist die Zugabe.

"Ich will nicht erzählen, dass wir dreimal gewinnen, das ist Quatsch", ergänzte der 41-Jährige: "Erst einmal am Donnerstag gewinnen, dann schauen wir. Wenn es nicht reicht, dann müssen wir es akzeptieren." Ohnehin ordnet der Trainer die internationalen Auftritte speziell für seine jungen Spieler als Lernphase ein: "Die Jungs haben sehr viel Erfahrung gesammelt. Sie wissen, wir müssen uns verbessern. Wir lernen davon. Und trotzdem müssen wir Geduld zeigen."

2009/10 war Hertha schon einmal das kleine Wunder gelungen. Auch damals standen die Berliner nach drei Spielen bei nur einem Punkt, gewannen die restlichen drei Partien und kamen weiter. Aktuell führen die Außenseiter Östersund (7 Punkte) und Luhansk (6) die Gruppe J vor den vermeintlichen Favoriten Athletic Bilbao (2) und Hertha (1) an. "Seien wir ehrlich: Dreimal zu gewinnen ist ein Ziel, das man erreichen kann. Aber es ist schwierig", bemerkte Dardai.

Seine Spieler glauben noch an die Wiederholung der Aufholjagd. "Wieso nicht? Wir müssen jetzt den Anfang machen, wir haben ein Heimspiel. Dann wird sich zeigen, ob wir noch weiter die Chance haben", sagte Defensivmann Niklas Stark. Der U21-Europameister war als Torschütze und Mittelfeld-Stabilisator maßgeblich am jüngsten 2:1-Ligasieg gegen den Hamburger SV beteiligt, der nach sieben Spielen die Durststrecke der Berliner beendet hatte.

Angriffs-Routinier Vedad Ibisevic (gesperrt) wird gegen Luhansk ebenso fehlen wie die verletzten Vladimir Darida und Mathew Leckie. Andere wie Neuzugang Davie Selke sollen es richten. Die drei Punkte gegen den HSV haben die Stimmung bei Hertha aufgehellt. "Wenn wir morgen Gas geben, aber trotzdem nicht gewinnen - ich spüre keine Krise", betonte Dardai zum wiederholten Male. "Ich verstehe diese komischen Fragen nicht. Ich kann stolz sein auf meine Mannschaft."

Für die Partie gegen den ukrainischen Außenseiter erwartet der Club dennoch nur rund 20 000 Zuschauer. "Damit müssen wir leben", sagte Torwart Thomas Kraft, der international zum Einsatz kommt. Für die jungen Spieler gehe es darum, "sich zu zeigen", betonte der Keeper. "Ich kann mich auch vor einem leeren Stadion zeigen."