Fußball Herthas Rekord-Pläne: Etat steigt über 100 Millionen Euro

Berlin · Seit dem Vorjahr gibt es bei der einst hoch verschuldeten Hertha keine zinstragenden Verbindlichkeiten mehr. Nun erreicht der Etat Rekord-Höhen. Die unsichere Komponente in den Planungen ist aber das Erreichen der Gruppenphase in der Europa League.

 Kapitän Fabian Lustenberger auf der Mitgliederversammlung von Hertha BSC.

Kapitän Fabian Lustenberger auf der Mitgliederversammlung von Hertha BSC.

Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Mit ungewohnter Harmonie und so viel Vergnügen wie selten hat Hertha BSC seine Profis in den Urlaub verabschiedet. Sportlich und finanziell befindet sich der Club auf einem guten Weg.

So überwog bei der Mitgliederversammlung trotz des Abrutschens auf Platz sieben und der verpassten direkten Europa-League-Qualifikation der Stolz auf eine erfolgreiche Saison. "Die Mannschaft hat uns lange nicht mehr so viel Spaß gemacht", sagte Geschäftsführer Michael Preetz. Mit Ovationen bedachten die anwesenden Anhänger die Berliner Fußball-Profis, für die bis auf die Nationalspieler nach dem Kurzauftritt in der Messehalle die Pflicht erst einmal beendet war.

"Vor zwölf Monaten wussten wir alle nicht, ob wir uns freuen sollten oder nicht. Heute stehen wir hier mit einem wohlverdienten siebten Platz", sagte Kapitän Fabian Lustenberger vor rund 1300 Mitgliedern nach der besten Saison seit sieben Jahren, die auf den knapp vermiedenen Abstieg folgte. "Wir wollen im nächsten Jahr wieder angreifen." In die Zukunft geht Hertha auch weiter mit Präsident Werner Gegenbauer, der bei seiner Wiederwahl am Montagabend das Vertrauen der großen Mehrheit bekam.

Für die kommende Spielzeit rechnet der Verein erstmals in der 124-jährigen Geschichte mit einem Etat von über 100 Millionen Euro. Der Berliner Bundesligist plant die Saison 2016/17 mit 102,3 Millionen Euro. "Das ist ein Meilenstein in der Hertha-Geschichte", bilanzierte Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller. Die vergangene Saison bestritt Hertha mit einem Etat von 88,5 Millionen Euro.

Knapp drei Jahre nach dem Einstieg des amerikanischen Finanzdienstleisters KKR stellt Hertha allein für das Profi-Personal 40 Millionen Euro zur Verfügung - so viel wie noch nie. KKR hatte Anfang 2014 für 61,2 Millionen Euro 9,7 Prozent der Anteile am Club erworben.

Zu den Planungsprämissen gehören ein kalkulierter Schnitt von 49 950 Zuschauern, das Erreichen der Europa-League-Gruppenphase sowie der dritten Runde im DFB-Pokal. In der TV-Geld-Rangliste hat sich Hertha durch den siebten Platz in der Bundesliga-Abschlusstabelle auf Rang elf nach vorn geschoben und kann mit 28,15 Millionen Euro rechnen.

Wie viel Geld definitiv in Transfers für die kommende Saison investiert werde, könne erst gesagt werden, wenn feststeht, ob Hertha die Gruppenphase der Europa League erreicht, erklärte Schiller. Er rechnet auch damit, dass noch einige unter Vertrag stehende Profis mit Gewinn verkauft werden können und dann mehr Spielraum bestünde.

Sorgen um den künftigen Stadionvertrag war der Bundesligist schon vor der Mitliederversammlung am Montagabend los. Mit der Olympiastadion Berlin GmbH und der Senatsverwaltung für Inneres und Sport einigten sich Vertreter des Vereins auf einen Mietvertrag bis 2025. Der Club hat die Option auf eine Verlängerung des Kontrakts und bezahlt für die neue Einigung 5,25 Millionen Euro pro Jahr.

In den vergangenen Wochen hatte es heftige Auseinandersetzungen zwischen den Vertragsparteien gegeben. Hertha machte Pläne für ein eigenes Stadion öffentlich. Der Senat reagierte in ersten Gesprächen mit der Ankündigung, die Miete von 3 bis 4 Millionen Euro pro Jahr verdoppeln zu wollen.

Mindestens ebenso wichtig ist für die Anhänger die "Hertha", jenes Schiff, auf dem 1892 der BFC Hertha 92 als Vorgänger des heutigen Vereins gegründet worden war. Mit einem Beteiligungsmodell für Mitglieder und einem Förderkreis soll das Schiff Hertha zum Jubiläum im nächsten Jahr zur Verfügung stehen, kündigte der Club an.

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