„Black Friday“ Sportzeitung sorgt mit Titel für Rassismus-Empörung

Rom · Der italienische Fußball hat ein massives Rassismus-Problem. Nun sorgte die Titelseite einer Sportzeitung rund um den Ausdruck „Black Friday“ für Aufsehen. Die Vereine sind empört. Das Blatt verteidigt sich mit einer bemerkenswerten Erklärung.

Italien: Rassismus-Vorwürfe gegen Corriere dello Sport - "Black Friday"
Foto: AP/Fabio Polimeni

Die beiden dunkelhäutigen Fußballer Romelu Lukaku und Chris Smalling links und rechts, zwischen ihnen in Versalien die Schlagzeile „Black Friday“: Mit einer rassistisch anmutenden Titelseite hat die italienische Tageszeitung „Corriere dello Sport“ am Donnerstag für Empörung gesorgt. Vor dem Spitzenspiel der Serie A zwischen Tabellenführer Inter Mailand und dem AS Rom an diesem Freitag kämpft der italienische Fußball mit altbekannten Problemen.

Die Zeitung hob zwar hervor, dass Inter-Stürmer Lukaku und Roma-Verteidiger Smalling vor ihren Wechseln nach Italien in dieser Saison bei Manchester United zusammengespielt haben, sich sehr schätzten und sich immer entschieden gegen Rassismus im Fußball engagiert hätten. Dennoch war der Aufschrei groß.

Lukaku schrieb bei Instagram von der „dümmsten Überschrift, die ich in meiner Karriere je gesehen habe. Ihr Typen befeuert das Negative und das Thema Rassismus.“ Smalling twitterte, das Titelblatt der Zeitung sei „falsch und höchst taktlos“. Inters Stadtrivale AC Mailand schrieb bei Twitter: „Diese Oberflächlichkeit und Ignoranz gegenüber Rassismus sind absolut nicht mehr hinnehmbar.“ Auch die betroffenen Vereine Inter und Roma sowie der AC Florenz reagierten empört. Milan und Roma teilten in einer gemeinsamen Erklärung darüber hinaus mit, Reportern des „Corriere dello Sport“ bis zum Ende des Kalenderjahres den Zutritt zu ihren Vereingelände zu verwehren.

„Als Italiener schäme ich mich, so eine Überschrift zu lesen“, sagte Lukakus Manager Federico Pastorello bei „Sky Sports“. Auch die Antirassismus-Organisation Fare kritisierte das Titelbild. „Die Medien nähren den Rassismus jeden Tag“, schrieb Fare auf Twitter.

Als Reaktion auf den Aufschrei vor allem im Internet veröffentlichte der Chefredakteur des „Corriere dello Sport“ ein bemerkenswertes Statement. Der Ausdruck „Black Friday“ sei „eine Lobpreisung auf das Anderssein, der Stolz des Andersseins, der großartige Reichtum des Andersseins“, schrieb Ivan Zazzaroni. Eine „unschuldige Überschrift“ werde „von jenen vergiftet, die Gift in sich haben“. Der Begriff „Black Friday“ („Schwarzer Freitag“) stammt aus den USA und kennzeichnet den Startschuss für die Weihnachtseinkäufe.

In dem ursprünglichen Artikel, dem selbst Kritiker zugute halten, dass er eigentlich antirassistische Botschaften enthalte, schrieb der „Corriere“: „Angesichts der Idioten, die „buu“ rufen, müssen wir morgen alle „oooh“ rufen (wie die Kinder). Es wird ein großer Black Friday gespielt, aber es sind keine Saisonschlussrabatte, wenn, dann eher Stücke eines Meistertitels, die die ganze Saison halten.“ Lukaku und Smalling bezeichnete der Text als „zwei farbige Größen“.

Der italienische Fußball hat seit Jahren ein Rassismus-Problem, immer wieder kommt es zu Vorfällen und Sprechchören auf den Tribünen. Neben dem Belgier Lukaku ist der frühere italienische Nationalspieler Mario Balotelli (Brescia Calcio) häufige Zielscheibe der Attacken.

In diesem Zusammenhang machte Serie-A-Direktor Luigi De Siervo in dieser Woche Schlagzeilen. Die Zeitung „La Repubblica“ veröffentlichte einen Audio-Mitschnitt, auf dem De Siervo während einer Besprechung vorschlug, die Mikrofone im Stadion abzuschalten, damit die Affenlaute nicht im Fernsehen zu hören wären.

(dpa)
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