Fußball Kapitän Neuer fordert vier Siege bis Jahresende

Düsseldorf · Auch der Weltmeister ist nicht automatisch für die WM 2018 qualifiziert. Schweinsteiger-Nachfolger Neuer will schon bis Weihnachten die Weichen Richtung Russland stellen. Zum Start in Norwegen setzt Joachim Löw auf EM-Kräfte. "Fünf Hunderter" sind weg.

 Manuel Neuer fordert vier Siege in der Quali bis zum Jahresende.

Manuel Neuer fordert vier Siege in der Quali bis zum Jahresende.

Foto: Federico Gambarini

Die erste Ansage des neuen Kapitäns fiel deutlich aus. Manuel Neuer hat sich als Nachfolger von Bastian Schweinsteiger eine souveräne Qualifikation der deutschen Nationalmannschaft für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 als erstes konkretes Ziel gesetzt.

Der 30 Jahre alte Torhüter forderte am Freitag in Düsseldorf bei seiner ersten "Regierungserklärung" nicht nur einen erfolgreichen Auftakt in Norwegen, sondern gleich eine Erfolgsserie bis zum Jahresende. "Wir streben bis Weihnachten vier Siege an", sagte Neuer vor der ersten sportlichen Herausforderung nach dem titellosen EM-Sommer.

Auf den Auftakt in Norwegen folgen 2016 noch zwei Heimspiele gegen Tschechien und Nordirland sowie ein Auswärtsspiel beim Fußballzwerg San Marino. Teammanager Oliver Bierhoff gab am Rhein das Motto für die lange Quali-Tour nach Russland vor: "Zurück in den Alltag! Das Spiel in Norwegen ist der erste Test, wo Punkte zählen. Wir wollen die Qualifikation wieder klarer dominieren als zuletzt."

Oslo markiert den Start in einen neuen Zweijahreszyklus. Bierhoff verwies auf den großen Verlust erfahrener Spieler seit dem WM-Triumph 2014. Auf die damaligen Rücktritte von Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker seien nun die Abschiede von Schweinsteiger und Lukas Podolski gefolgt. "Fünf Hunderter haben die Nationalmannschaft verlassen", sagte Bierhoff mit Blick auf die jeweils mehr als 100 Länderspiele dieses Quintetts. "Das Bild der Mannschaft muss sich neu ergeben. Wir müssen in zwei Jahren wieder eine schlagkräftige, starke Truppe haben", mahnte der Manager mit Blick auf das WM-Turnier 2018.

Joachim Löw kann aber auf ein stabiles Fundament bauen. Neuer führt als Kapitän ein funktionierendes Team an. Der Bayern-Keeper bildet mit Sami Khedira, Jérôme Boateng, Mats Hummels, Thomas Müller und Neuling Toni Kroos den Mannschaftsrat. Und der Torwart sieht sich nicht als alleiniger Chef. Er möchte vor allem nach innen wirken. "Meine Form ist der direkte Zugang zur Mannschaft. Das ist die beste Lösung", sagte der Senior des aktuellen DFB-Aufgebots.

Im Ullevaal-Stadion wird Neuer eine Elf anführen, die nur ein Ziel kennt, wie er sagte: "Drei Punkte und einen guten Start." Nach dem 2:0 gegen Finnland, das ganz im Zeichen des Abschieds von Weltmeister Schweinsteiger stand und bei dem Löw ein Perspektivteam aufbot, sind im Ernstfall wieder die etablierten Kräfte gefordert.

Alle Signale sprechen jedenfalls dafür, dass Löw eine Startformation mit elf EM-Teilnehmern aufbieten wird. "Wir werden Norwegen sehr ernst nehmen. Denn natürlich ist es unser Anspruch, mit einem Sieg in die WM-Qualifikation zu starten", erklärte Löw.

Als Weltmeister ist Deutschland nicht direkt für die WM 2018 qualifiziert. Dafür ist in Gruppe C Platz eins nötig. Das letzte Training vor dem Sonderflug am Samstagvormittag in die norwegische Hauptstadt absolvierte Löw mit einem Rumpfkader. Nur 14 Feldspieler und drei Torhüter standen am Freitagvormittag im Düsseldorfer Paul-Janes-Stadion bei wunderbarem Spätsommerwetter auf dem Rasen. Der Wolfsburger Julian Draxler meldete sich nach einer Grippe rechtzeitig fit für einen Einsatz. Die zuletzt stark belasteten Olympia-Teilnehmer Max Meyer und Julian Brandt durften im Teamhotel regenerieren.

Löw hofft, dass sich seine Weltmeister schon in Oslo wieder treffsicherer und effektiver präsentierten als zuletzt bei der EM. Ohne Mario Gomez und Kevin Volland (Mittelhandbruch) sollen es in erster Linie Mario Götze und der im Nationaltrikot seit 589 Einsatzminuten torlose Thomas Müller, unterstützt von Spielmacher Mesut Özil und dem wieder genesenen Draxler, in der Offensive richten.

"Es ist gleich eine schwierige Aufgabe im ersten Pflichtspiel der Saison. Da werden uns die Punkte nicht geschenkt werden. Ich erwarte ein enges Spiel", erklärte Müller, der seine Torflaute der EM in der WM-Qualifikation nicht fortsetzen möchte. "Drei Punkte wollen wir auf jeden Fall holen", bemerkte der Münchner zur Hauptaufgabe.

Norwegens Trainer Per-Mathias Høgmo hat Personalsorgen, besonders in der Defensive. Vegard Forren und Pål André Helland fehlen verletzt. Auch Per Skjelbred von Hertha BSC sowie der ehemalige Gladbacher Håvard Nordtveit und Alexander Søderlund sind angeschlagen. "Eine gute Verteidigung ist der Schlüssel zum Erfolg", sagte Høgmo. Der verpasste Titelgewinn des DFB-Teams in Frankreich hat seinen großen Respekt vor dem Gegner nicht beeinträchtigt. "Wir treffen auf den Weltmeister und die Mannschaft, die ich in der EM am besten fand."

Voraussichtliche Aufstellungen:

Norwegen: Nyland (FC Ingolstadt/25 Jahre/23 Länderspiele) - Svensson (Rosenborg BK/23/3), Hovland (1. FC Nürnberg/27/6), Nordtveit (West Ham United/26/28), Aleesami (US Palermo/25/8) - Skjelbred (Hertha BSC/29/40), Johansen (FC Fulham/25/30), Selnaes (AS St. Etienne/22/6), Henriksen (AZ Alkmar/24/25), Eikrem (Malmö FF/26/15) - King (FC Bournmouth/24/23)

Deutschland: Neuer (Bayern München/30/71) - Kimmich (Bayern München/21/6), Höwedes (FC Schalke 04/28/40), Hummels (Bayern München/27/50), Hector (1. FC Köln/26/21) - Khedira (Juventus Turin/29/65), Kroos (Real Madrid/26/71) - Müller (FC Bayern München/26/78), Özil (FC Arsenal/27/80), Draxler (VfL Wolfsburg/22/24) - Götze (Borussia Dortmund/24/57)

Schiedsrichter: Collum (Schottland)

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