Kein Helden-Bonus: Luhukay, der knallharte Entscheider

Berlin · Die Medienräume von Hertha BSC erwecken fast den Eindruck eines kleinen Museums. Neben einem wandfüllenden Mannschaftsfoto hängen auch Bilder ausgewählter Spieler: Peter Niemeyer und Peer Kluge zum Beispiel, auch Maik Franz und Aufstiegsheld Ronny.

 Herthas Trainer Jos Luhukay macht sich seine Personalentscheidungen nicht leicht. Foto: Peter Steffen

Herthas Trainer Jos Luhukay macht sich seine Personalentscheidungen nicht leicht. Foto: Peter Steffen

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Das Kuriose daran: So großformatig ihre Bilder auch sein mögen - so klein sind ihre Rollen in der momentanen Erfolgsstory des Fußball-Bundesliga-Aufsteigers. Kluge und Franz schafften im letzten Heimspiel des Jahres gegen Werder Bremen nicht mal den Sprung ins 18er-Aufgebot. Den beiden Routiniers blieb, wie schon seit Wochen, nur der Platz auf der Tribüne - trotz größerer Personalsorgen: Die verletzten Sebastian Langkamp, Änis Ben-Hatira, Alexander Baumjohann und Johannes van den Bergh stehen nicht zur Verfügung. "Wir haben eben einen sehr guten Kader und müssen jede Woche Entscheidungen treffen, die nicht einfach sind", erklärte Hertha-Coach Jos Luhukay.

Der Niederländer hat sich in Berlin längst den Ruf des knallharten Entscheiders erarbeitet. Zu den prägnantesten Beispielen zählen die Degradierung von Kluge und Peter Niemeyer. Im Aufstiegsjahr bildeten die beiden Sechser noch das kongeniale Führungsduo der "Alten Dame", mit Start der Bundesliga versetzte Luhukay sie jedoch ins zweite (Niemeyer) oder sogar dritte Glied (Kluge). "Im Fußball gibt es Höhen und Tiefen. Im Moment ist es nicht gerade ein Hoch, in dem ich mich befinde", bemerkte Kluge: "Ich kann nur probieren, weiterzumachen."

Herthas Neuzugänge haben sich auf Kosten von Kluge und Niemeyer auf Anhieb zu Leistungsträgern entwickelt. Der Japaner Hajime Hosogai ist im defensiven Mittelfeld gesetzt. Tolga Cigerci und Per Skjelbred, beide erst kurz vor Ende der Transferperiode an die Spree geholt, haben sich mit ihrer Vielseitigkeit ebenfalls in die Stammformation gespielt. Der Erfolg gibt Luhukay recht. Seinen Aufstiegshelden bleibt derzeit nichts anderes übrig, als sich Woche für Woche im Training anzubieten - und zu hoffen.

Im Fall von Ronny wurde diese Hoffnung zuletzt sogar erfüllt. Auch der Brasilianer, mit 18 Toren und 14 Vorlagen Herthas Aufstiegsgarant schlechthin, bekam die Konsequenz von Luhukay zuvor am eigenen Leib zu spüren. Erst erhielt Neuzugang Alexander Baumjohann den Vorzug, und selbst nachdem sich der neue Spielmacher das Kreuzband gerissen hatte, musste Ronny weiterhin auf der Ersatzbank schmoren. "Die Mannschaft besteht nicht nur aus elf Spielern", wird Luhukay nicht müde zu betonen.

Dass es zu Unfrieden in der Mannschaft kommen könnte, glaubt Luhukay nicht. Im Aufstiegsjahr hätten die Reservisten ihre eigenen Interessen auf vorbildliche Art und Weise zurückgestellt. "Das erwarte ich auch in dieser Saison", sagte der 50-Jährige.

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