Kommentar zur EM-Auslosung Von wegen Losglück

Meinung | Bonn · Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft trifft in ihrer EM-Gruppe unter anderem auf Weltmeister Frankreich und Titelverteidiger Portugal. Ein weiteres Kuriosum im Vorfeld des Fußball-Events, meint GA-Redakteur Simon Bartsch.

 Sehen sich im Juni bei der EM wieder (von links): Fernando Santos, Nationaltrainer von Portugal, Bundestrainer Joachim Löw und Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps.

Sehen sich im Juni bei der EM wieder (von links): Fernando Santos, Nationaltrainer von Portugal, Bundestrainer Joachim Löw und Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps.

Foto: dpa/Christian Charisius

Ein undurchschaubarer Qualifikationsmodus, Fußball-Nationen, die aus politischen Gründen in der Vorrunde nicht gegen andere antreten dürfen, aber im Achtelfinale schon, und nahezu mehr Gastgeberländer als teilnehmende Nationen – als hätte es im Vorfeld der EM 2020 noch nicht genug Kopfschütteln gegeben, nun ist das Fußball-Spektakel um ein weiteres Kuriosum reicher. In der Gruppe F trifft die DFB-Elf auf Frankreich und Portugal.

Führten die Gruppenauslosungen vergangener Jahre noch zu einem vorweihnachtlich besinnlichen Beisammensein, trieb die aktuelle Auslosung der EM Bundestrainer Joachim Löw am Samstag dagegen tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. Kein Wunder, das oft so kolportierte Losglück der Deutschen ist ausgeblieben.

Es spielen also der Weltmeister 2014, der Europameister 2016 und der Weltmeister 2018 sowie ein Playoff-Sieger – zum Beispiel Partyschreck Island – den Gruppensieg aus. Kurios, weil Deutschland sich in einer nicht gerade einfachen Qualifikationsgruppe als Sieger durchsetzte und zum sportlichen Dank dafür mit der Équipe tricolore die aktuell beste Fußball-Nation des Kontinents zugelost bekommen hat. Kurios, weil die DFB-Auswahl unter anderem die Niederlande hinter sich gelassen hat, die ihrerseits wiederum auf die Ukraine und Österreich sowie einen Playoff-Sieger – beispielsweise die Slowakei – trifft.

Sportlich mag die Hammergruppe vielleicht sogar einen Vorteil bieten. Deutschland geht in der aktuellen Verfassung sicher nicht als Favorit in das Turnier und muss vom ersten Spieltag an liefern. Ein überhebliches Auftreten wie bei der WM 2018 würde das vierte Vorrunden-Aus bei einer EM bedeuten. Die DFB-Auswahl muss nun also beweisen, dass sie eben keine Turnier-Mannschaft ist, also erst spät im Turnier die besten Leistungen zeigt. Schwerer hätte es für Löws Truppe nicht kommen können.

Immerhin: Bei dem aktuellen Turniermodus qualifizieren sich die vier besten Gruppendritten auch für das Achtelfinale.

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