"Gut zugeschaut" Kroos' Neustart bei Union im Stile seines Bruders

Berlin · Häufig stand Felix Kroos im Schatten seines großen Bruders Toni. Das Freistoß-Gen besitzt aber auch der Zweitliga-Profi. Bei Union Berlin startet Felix in neuer Rolle in die Saison - eine der ersten Gratulationen für den Traum-Einstand kommt vom Weltmeister von 2014.

 Felix Kroos wurde mit seinem Freistoßtor gegen Aue zum Matchwinner.

Felix Kroos wurde mit seinem Freistoßtor gegen Aue zum Matchwinner.

Foto: Annegret Hilse

Lange musste Felix Kroos auf die mit einem Augenzwinkern versehene Gratulation seines Weltmeister-Bruders nicht warten. "Gut zugeschaut", twitterte Toni Kroos seinen Glückwunsch zum Traumtor des Ex-Kapitäns vom 1. FC Union Berlin.

Der 14 Monate ältere deutsche Fußballer des Jahres erinnerte damit auch an seinen eigenen Treffer bei der WM gegen Schweden. Nun wurde Felix Kroos beim 1:0-Zweitligastart gegen Erzgebirge Aue ebenfalls mit einem direkt verwandelten Freistoß zum späten Matchwinner - in einem Spiel, das eine neue Zeitrechnung für den früheren Junioren-Nationalspieler im Trikot der Eisernen einleitete.

Nach zwei Jahren als Kapitän muss sich der Mittelfeldspieler diese Saison in einer neuen Rolle zurechtfinden, er ist nur noch Stellvertreter des neuen Spielführers Christopher Trimmel. Nach einem "offenen, guten Gespräch" sei die Entscheidung gefallen, die "allen passte", betonte der neue Trainer Urs Fischer am Sonntag. "Wie sich Felix damit persönlich fühlt, ist für mich unheimlich schwierig zu beurteilen. Zumindest, wenn ich das Tor heute sehe, nicht allzu negativ."

Tiefgehenden Einblick in seine Gefühlswelt wollte Kroos selbst im Anschluss an das Spiel nicht geben. "Heute nicht", beschied der 27-Jährige den Reportern lediglich, nachdem er in einigen, kurzen TV-Interviews über sein "Glücksgefühl" gesprochen hatte.

Während der enttäuschenden vergangenen Spielzeit, in der Union als eigentlicher Aufstiegsaspirant erst spät den Abstieg verhinderte, stand er sinnbildlich für die Misere, stellte sich nach Niederlagen immer wieder als Vertreter der Mannschaft. Auch das Image des kleinen Bruders wurde von Kritikern in Krisenzeiten dabei gerne hervorgeholt. "Letzte Saison war eine schwierige, da war auch die Situation als Kapitän schwierig", erinnerte sein Nachfolger Trimmel. "Da war sehr viel Druck da."

Die Berliner hoffen, dass Kroos ohne diese exponierte Rolle zu alter Stärke zurückfinden kann. "Dass ich Verantwortung übernehmen werde, daran wird sich nichts ändern", hatte er bereits in der Vorbereitung angekündigt. "Aber sicher brauche ich da auch Unterstützung, die es so in der vergangenen Saison nicht gegeben hat."

Mit einem starken Debüt deutete auch der bundesligaerfahrene Manuel Schmiedebach an, dass er zur spielerischen Entlastung für Kroos werden kann. Als letzter Absicherer vor der Abwehr ließ dieser vergangene Saison häufig die Torgefahr vermissen, erzielte nur einen Treffer in 29 Ligaspielen. Dabei spielt Kroos auch um seine Zukunft, im kommenden Sommer läuft sein Vertrag bei den Köpenickern aus.

Zumindest den Spaß lässt sich der gebürtige Greifswalder nicht nehmen. So haben auch die öffentlichen Neckereien mit seinem Bruder Tradition. Als Toni Kroos mit seinem Freistoß zum 2:1 gegen Schweden die deutschen WM-Hoffnungen diesen Sommer in Russland noch am Leben hielt, twitterte Felix: "Stark! Ein Tor gemacht, eins vorbereitet". Das Gegentor zum 0:1 hatte Toni Kroos mit einem Fehlpass selbst eingeleitet.

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