WM-Qualifikation Löw-Elf mit Weltrekord zum Abschluss

Kaiserslautern · Die deutsche Fußball Nationalmannschaft hat die WM- Qualifikation mit einem Rekord abgeschlossen. Im zehnten Spiel gab es den zehnten Sieg für die Männer von Joachim Löw. Weltrekord.

Ja, früher auf dem Betzenberg, da war es schon bombastisch. Die Gegner des 1. FC Kaiserslautern - selbst die Mia-san-mia-Bayern - hatten schon Muffensausen, wenn sie das Stadion nur von außen sahen. Und erst im Inneren. Der Betze bebte zu Bundesligazeiten. Das ist schon eine ganze Weile her, und heute beben die Fans der Pfälzer eher vor all ihrem Zorn. Denn die Roten Teufel taumeln gerade mal wieder der Drittklassigkeit entgegen. Daher war es am Sonntagabend schon ganz beruhigend, dass im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern mal wieder Fußball in größeren Dimensionen geboten wurde. Auch wenn die bereits mit der Russland-Zulassung ausgestattete deutsche Nationalmannschaft zum Abschluss der WM-Qualifikation auf die nicht ganz so großartige Fußballnation Aserbaidschan traf.

Immerhin galt es, die Makellosigkeit der bisherigen Vorstellung auf dem Weg nach Russland auch gegen die Osteuropäer zu erhalten. Das gelang. Der 5:1 (1:1)-Erfolg bedeutete den zehnten Sieg im zehnten Gruppenspiel - das schafften bisher nur die Spanier (2008/09), allerdings mit dem schlechteren Torverhältnis. Also: ein deutscher Weltrekord. Der war allerdings in Gefahr, denn erst nach dem Wechsel lieferte der Weltmeister eine angemessene Vorstellung.

Löw probiert viel aus

Bundestrainer Joachim Löw hatte einige Wechsel in der Startformation angekündigt. Und hielt Wort. Sieben Neue rotierte er rein. Der Leverkusener Torwart Bernd Leno, die Verteidiger Shkodran Mustafi und Niklas Süle, zudem Emre Can, Julian Brandt, Manchester-Juwel Leroy Sané und Lars Stindl durften sich über einen Einsatz von Beginn an freuen.

Einer, der schon gegen Nordirland in der ersten Elf stand, war Leon Goretzka. Und der Schalker zeigte gleich einmal, weshalb er sich berechtigte Hoffnungen auf die Reiseerlaubnis für Russland machen kann. Der Confed-Cup-Sieger hämmerte der Ball in den Winkel - und das mit der Hacke (8.). Ein traumhafter Treffer. Das frühe 1:0 überdeckte allerdings nicht, dass die Deutschen zu Beginn erhebliche Standprobleme hatte. Der Rasen war bei Fritz-Walter-Wetter gemein-glitschig. So versprang Emre Can der Ball, was die Gäste beinahe zum Ausgleich nutzten. Doch der Schuss von Richard Almeida trudelte an Leno und dem Kasten vorbei (13.).

Ein erstes Warnzeichen. Die Qualitäten von Berti Vogts als Orakel durfte man langsam in Zweifel ziehen. Die Aserbaidschaner, erzählte der Trainer der Gäste vor der Partie, wüssten schon, was sie erwartet. Sie seien "nervös, scheu und zurückhaltend" zum Spiel gereist. Doch trotz des frühen Rückschlags traten sie mutig auf. Die deutsche Dreierkette mit dem wenig grazilen Niklas Süle hatte zunächst große Probleme. Der Neu-Münchner musste dann nach 22. Minuten nach einigen Wacklern und leicht angeschlagen passen. Antonio Rüdiger kam ins Spiel. Das aber nicht leidenschaftlicher wurde, zumindest aus deutscher Sicht. Viele Fehlpässe verhinderten temporeiche Kombinationen. Gäste-Trainer Robert Prosinecki, früherer Weltklassespieler, konnte zufrieden sein.

Es fehlt noch an der Präzision

Und als sich Mustafi schmerzerfüllt zu Boden fallen ließ und an den Oberschenkel packte, nutzte Ramil Sheydaev seine Chance: Er narrte Rüdiger und schob aus spitzem Winkel an Leno vorbei ins Tor. Es war nicht die erste Aktion des Leverkuseners, bei der er keine gute Figur abgab. Für Mustafi war das Spiel beendet, der Gladbacher Ginter bekam seine Chance. Die Deutschen aber stolperten und rutschten weiter bis zur Pause. Nur ein Kopfball von Sandro Wagner brachte zunächst Gefahr. Schlussmann Kamran Agayef reagierte stark (37.). Laut wurde es ansonsten auf dem Betzenberg nur, wenn Sané einen seiner unnachahmlichen Sprints, den Ball eng am Fuß, anzog. Und eben jener Tempodribbler war es, der die größte Chance zu erneuten Führung hatte, aus kurzer Distanz aber zeigte er wenig Präzision (45.).

Daran mangelte es auch gleich nach dem Wechsel, als Brandt aus vier Metern den Ball am Tor vorbeischob. Kurz später machte es Sané nicht besser (52.). Doch zeigte sich, dass die Löw-Elf nun gewillt waren, den Weltrekord nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Und als sich Wagner nach einer Brandt-Flanke in die Luft schraubte und den Ball ins Tor köpfte (54.), nahm dieser wieder konkrete Formen an. Allerdings klärte erst die Torlinientechnik abschließend, dass der Kopfball des Hoffenheimers hinter der Linie war.

Das DFB-Team trat nun dominanter auf, versuchte immer wieder über die rechte Bahn und den verbesserten Brandt zum Ziel zu kommen. Die Deutschen setzten sich am und im Strafraum der Gäste fest. Ein Tor nach einem Volleyschuss Cans verhinderte nur der Pfosten (57.). Der Kopfballtreffer von Rüdiger stellte endgültig die Weichen auf Weltrekord (64.). Dann wurde es einfach. Die Kraft der Gäste ließ nach. Pass Sané, Tor Goretzka. Der zweite Treffer des Schalkers - einer wie im Trainingskick (66.). Dann hämmerte Can den Ball mit Verve zum 5:1 ins Tor (81.). Der "Betze" war zufrieden. Die La-Ola-Welle schwappte durchs Stadion.

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