Nations League in Leipzig Deutschland verliert gegen Ungarn mit 0:1

Leipzig · Die deutsche Nationalmannschaft hat am Freitagabend in Leipzig gegen Ungarn gespielt. Allerdings zeigte sie ein Spiel in der Nations League, dessen Qualität nicht im oberen Regal zu finden ist.

In Leipzig spiellte Deutschland am Abend gegen Ungarn.

In Leipzig spiellte Deutschland am Abend gegen Ungarn.

Foto: AP/Michael Sohn

Wer Leipzig besucht und sein Geschichtsbedürfnis stillen will, der sollte sich einige Sehenswürdigkeiten nicht entgehen lassen. Die Nikolaikirche etwa bietet sich da an, die einst als Treffpunkt für die (friedlichen) Montagsdemonstrationen diente, die 1989 das Ende des DDR-Regimes herbeiführten. Oder die spätgotische Thomaskirche, dort, wo Johann Sebastian Bach seine letzte Ruhestätte fand. Wer es etwas geerdeter mag, dem sei ein Besuch im Leipziger Mariengarten empfohlen, in dem sich die Gründung des Deutschen Fußball-Bundes vor gut 122 Jahren vollzog.

Der deutsche Fußball ist also am Freitagabend, wenn man so will, zu seinen Ursprüngen zurückgekehrt und hat sich mit seiner obersten Auswahl in der Leipziger Arena präsentiert. Allerdings zeigte sie ein Spiel in der Nations League, dessen Qualität nicht im oberen Regal zu finden ist. Das 0:1 (0:1) gegen Ungarn bedeutete die erste Niederlage in der A-Gruppe für das DFB-Team. Dabei wollten die Deutschen im Hinblick auf die WM zeigen, dass mit ihnen in Katar zu rechnen ist. „Ein Statement“ wäre es, hatte Hansi Flick zuvor betont, „die Gruppenphase als Erster abzuschließen“. Doch dazu kann es nun nicht mehr kommen.

Die Aufstellung wäre auch bei der WM denkbar gewesen

Als Bewerbungsschreiben im Hinblick auf das Wüsten-Turnier diente die Partie für die Nationalspieler vor allem vor dem Wechsel nicht. Dabei hatte der Bundestrainer, der im 14. Spiel mit seinem Team nun die erste Niederlage kassierte, eine Aufstellung gewählt, die auch bei der WM vorstellbar wäre. In zwei Monaten beginnt das umstrittene Turnier in Katar, doch von einer entsprechenden Form war die Mannschaft ein ganzes Stück entfernt. Vor Torhüter Marc-André ter Stegen, der den positiv auf Corona getesteten Manuel Neuer vertrat, bildeten Niklas Süle und Antonio Rüdiger die Zentrale der Viererkette. Außen verteidigten Jonas Hofmann und David Raum. Vor dem defensiven Mittelfeldduo Joshua Kimmich und Ilkay Gündogan ließ Flick eine offensive Dreierkette von der Leine mit bayerischer Note: Serge Gnabry, Thomas Müller und Leroy Sané. Als einzige Spitze sollte der Leipziger Timo Werner bei seinem Heimspiel Torjubel in der Arena entfachen.

Doch dieses „Aus-dem-Hintergrund-müsste-Rahn-schießen“-Spiel war ein sehr zähes Ringen um das Finden der Lücke im Netz der unzähligen ungarischen Abwehrbeine. Die Gäste waren den Deutschen ja bekannt als unbequeme Widersacher. Ihre Kompaktheit und Kampfbereitschaft hatten die Ungarn schon in den vergangenen beiden Duellen bemerkenswert auf den Platz gebracht. Diese leidvolle Erfahrung musste die DFB-Elf bereits sowohl beim 1:1 im Hinspiel als auch beim 2:2 im Gruppenspiel der EM 2021 durchstehen. Und erneut versteckten sich die Osteuropäer nicht, wirkten gefährlich bei ihren Kontern, giftiger in den Zweikämpfen. Und so war es kein Wunder, dass sie zur Führung kamen. Wobei: Ein kleines Wunder war der Treffer von Adam Szalai schon. Eine Ecke von Szoboszlai geriet eigentlich zu kurz, doch der frühere Bundesliga-Profi hielt seine Hacke einfach mal hin. Zum Entsetzen der Deutschen senkte sich der Ball hinter ter Stegen ins Netz – 0:1 (17.).

Eine Chance bekamen die Deutschen dagegen nicht gegen die beiden ungarischen Abwehrketten. Das Frustpotenzial stieg. Die Ungarn verschoben ihre Reihen geschickt, boten den Deutschen keine Räume an. Die Szenen glichen sich: Der Ansatz eines Antritts, um hinter die Ketten zu gelangen, ein Abstoppen – und gleich wanderte der Ball wieder zurück in die Abwehr. Wie ein Quarterback beim Football warteten Süle und Rüdiger, Gündogan und Kimmich auf den richtigen Pass in die Endzone. Allein: Weder deutsche Spieler waren dort zu finden noch der Ball. Die zuvor von Flick eingeforderten Tiefenläufe fanden kaum statt. Auch auf den Rängen staute sich Frust an. Es flogen Papierkugeln auf den Rasen, ehe dann doch der erste Ball aufs ungarische Tor flog. Eine Flanke von Linksverteidiger David Raum erwischte Thomas Müller mit dem Kopf – kein Problem für Gulacsi.

Das Spiel wurde schneller

Auch Werner wirkte allein zu Haus in Leipzig hilflos. Das deutsche Team hatte schon vor dem Wechsel erdrückende Ballbesitzphasen, die Autobahn nach vorn glich jedoch der A3 im Berufsverkehr, alles war dicht. Bis sich Sané in Szene setzte, der Münchner feuerte nun den ersten Schuss aufs Tor, doch Gulacsi parierte (51.). Das deutsche Spiel wurde schneller, Druck und Dominanz nahmen zu. Doch Werner ließ es nach einem Sané-Zuspiel an einer versierten Ballkontrolle vermissen (57.).

Flick brachte Jamal Musiala und den Ex-Leverkusener Kai Havertz, die Überlegenheit hielt an, aber an Präzision im Spiel in die Spitze mangelte es weiter. Die Bälle segelten in den Strafraum, doch in der Mitte fehlt ein klassischer Strafraumstürmer. Dass auch der Ungar Laszlo Kleinheisler ein solcher nicht ist, zeigte er bei seiner Großchance, die ter Stegen zunichte machte (86.). Das änderte aber nichts mehr daran, dass die Gäste nicht unverdient gewannen.

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