Kader komplett Optimismus nach Transfer-Coup

LEVERKUSEN · Am Wochenende horchten viele Manager der Fußball-Bundesliga auf. Bayer Leverkusen zog die Aufmerksamkeit der Konkurrenz wegen eines Coups auf dem Transfermarkt auf sich.

 Von Schalke 04 an den direkten Konkurrenten Bayer Leverkusen ausgeliehen: Kyriakos Papadopoulos.

Von Schalke 04 an den direkten Konkurrenten Bayer Leverkusen ausgeliehen: Kyriakos Papadopoulos.

Foto: dpa

Dem Werksclub gelang es, den griechischen Nationalverteidiger Kyriakos Papadopoulos von Schalke 04 auszuleihen. Als der 22-Jährige vor vier Jahren in die Bundesliga kam, galt er schnell als eines der größten Abwehrtalente Europas. "Schon bevor er nach Schalke ging, war er uns als sehr interessanter Spieler aufgefallen", sagte Sportdirektor Rudi Völler, nachdem der Neue am Montag erstmals an einer 90-Minuten-Trainingseinheit teilgenommen hatte. "Jetzt hat sich die Konstellation ergeben, dass wir ihn verpflichten konnten", erklärte Völler. Für ein Jahr steht der Grieche bei Bayer 04 unter Vertrag.

Schnell, enorm kampfstark, mit einem ausgezeichneten Kopfballspiel versehen, geriet der kantige Bursche nach der WM 2010 in den Fokus von finanzstarken Topvereinen. Bis zu 20 Millionen Euro wurden Schalke für den Innenverteidiger geboten. Zenit St. Petersburg mit dem Gazprom-Konzern im Rücken handelten sich aber ebenso eine Absage ein wie einige Vereine aus England und Spanien. Nun ist Papadopoulos in Leverkusen gelandet, das damit den letzten Baustein in seine Personalplanungen für die neue Saison einfügte.

"Ich freue mich, hier zu sein, bei einer guten Mannschaft, die auch international spielt. Schalke war und ist gut, aber nun will ich mit Leverkusen Erfolg haben", sagte Papadopoulos nach dem ersten Training, bei dem er sich leicht an der Hand verletzte. Das Trikot mit der Nummer 14 trägt er. Und die Chancen stehen gut, dass er sie auch beim Leverkusener Ligastart im Auswärtsspiel in Dortmund am 23. August tragen wird.

Zwei Gründe waren maßgeblich dafür, dass der auch von anderen Bundesligisten umworbene Hellene verpflichtet werden konnte. Erstens wurde seine steile Karriere durch einige Verletzungen gebremst, weswegen er in den vergangenen beiden Spieljahren nur zu 14 Bundesliga-Einsätzen kam und auch die WM verpasste.

Zweites wollte "Papa", wie er gerufen wird, weg von Schalke, weil dort in Weltmeister Benedikt Höwedes, Joel Matip, Felipe Santana, Kaan Ayhan und Jan Kirchhoff fünf weitere Innenverteidiger um die Stammplätze ringen. Das Verhältnis zu Trainer Jens Keller, der den Griechen nur als verletzten Spieler kennengelernt hatte, galt als angespannt. Andererseits wollten die Königsblauen ihren Fan-Liebling auch nicht langfristig abgeben, was als Beweis der Schalker Wertschätzung zu interpretieren ist.

So wie sich Toni Kroos in Leverkusen einst für die Bayern empfahl und die Grundlage für seine WM-Superleistungen legte, so soll Bayer nun das Sprungbrett für Papadopoulos zurück zur internationalen Klasse werden. In Bayers Innenverteidigung gilt Ömer Toprak als feste Größe, der Bosnier Emir Spahic wird mit seinen 33 Jahren sicher nicht besser und ist zudem zu oft von einem Platzverweis bedroht. Philipp Wollscheid hat den Nachweis internationalen Niveaus bisher nicht nachhaltig erbracht und könnte noch ausgeliehen werden. Das 18-jährige, vom AS Rom geholte Edeltalent Tim Jedvaj braucht wohl noch Zeit, um sich an die Leistungsanforderungen zu gewöhnen. "Wir brauchen mehrere Innenverteidiger, weil wir ab September permanent englische Wochen spielen werden", sagt Völler.

Geht es nach der allgemeinen Stimmung, dann passt in Leverkusen alles. Selten war der Optimismus vor einem Saisonstart so groß. Dafür sind der neue Trainer Roger Schmidt (47), der einen ausgezeichneten Eindruck hinterlässt, und die für eine Rekordsumme von fast 30 Millionen geholten Profis verantwortlich. Dies sind der vom HSV verpflichtete Spielmacher Hakan Calhanoglu, der aus Nürnberg als Nebenmann von Stefan Kießling geholte Stürmer Josip Drmic sowie das brasilianische Toptalent Wendell (Linksverteidiger).

Papadopoulos rundete die Transfers nun ab, aber besonders stolz sind die Leverkusener auch auf ihre beiden "Jungspunde", die U 19-Europameister Julian Brandt und Levin Öztunali, die unter Schmidt gute Startelf-Chancen haben.

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