Ribéry tief enttäuscht nach FIFA-Gala

Zürich · Franck Ribéry war restlos bedient. Nach öffentlichen Erklärungen war dem Bayern-Profi nach der FIFA-Gala in Zürich jedenfalls überhaupt nicht zumute.

 Enttäuscht: Franck Ribéry kam bei der FIFA-Wahl nur auf Platz drei. Foto: Patrick Seeger

Enttäuscht: Franck Ribéry kam bei der FIFA-Wahl nur auf Platz drei. Foto: Patrick Seeger

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Durch den Hinterausgang des Kongresshauses verschwand der Franzose wortlos direkt Richtung nahe gelegenes Spielerhotel. Platz drei bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres hinter dem vor Glück weinenden Sieger Cristiano Ronaldo und sogar noch hinter dem 2013 häufig verletzten Lionel Messi war viel weniger, als sich Ribéry nach seinem Superjahr erhofft und erwartet hatte.

"Ich muss ehrlich sagen, ich bin auch enttäuscht, genau wie der Franck. Aber er wird auch wieder weiter richtig gut spielen. Franck hätte das gerne gewonnen. Aber er wird da schon drüber hinwegkommen", tröstete Ribérys gerade zum Welttrainer 2013 gekürte Ex-Coach Jupp Heynckes. Auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm, gemeinsam mit Manuel Neuer und Ribéry in die FIFA-Weltauswahl berufen, versuchte sich in moderaten Tönen. "Ich habe ihn gewählt, er hätte es verdient gehabt. Aber es standen drei sehr gute Spieler zur Auswahl."

Die Debatte über die Regeln der FIFA-Wahl war da aber schon längst entbrannt. Und es bedurfte nicht einmal böser Worte der Bayern-Bosse, die wie Präsident Uli Hoeneß vorab prophylaktisch mit Begriffen wie Betrug oder Sauerei die Wahl für den Fall der nun eingetretenen Ribéry-Niederlage angezweifelt hatten.

Zum ersten Kritiker schwang sich Ribérys Landsmann und UEFA-Chef Michel Platini auf, der die emotional aufgeladene Atmosphäre gleich zu einem Seitenhieb auf seinen Rivalen, FIFA-Präsident Joseph Blatter, nutzte. Dass Tore statt Titel ganz offenkundig den Ausschlag für die Vergabe des Ballon d'Or gaben, wollte dem in den 80er Jahren selbst dreimal mit der damals noch Europas Besten verliehenen Trophäe gar nicht passen.

"Ich bin sehr enttäuscht für Franck Ribéry. Wird es im nächsten Jahr wieder Ronaldo-Messi, in zwei Jahren Messi-Ronaldo und in drei Jahren Ronaldo-Messi? In den vergangenen 50 Jahren hat der Ballon d'Or dem Erfolg auf dem Platz Rechnung getragen. Er wird nun mehr für die globale Leistung der Spieler vergeben, und das führt zu einem Problem", moserte Platini.

In der Tat stehen nun seit 2008 nur noch Messi und Ronaldo in der Siegerliste. In der Tat ist die wichtigste Fußballer-Ehrung mittlerweile zu einer Ideologiefrage geworden. Ronaldos 69 Tore für Real Madrid beeindruckten die Juroren aus den 209 FIFA-Ländern jedenfalls mehr als Ribérys fünf Titel mit dem FC Bayern. Da aber sogar noch Messi vor dem 30-Jährigen landete, ist aber auch der Rückschluss möglich, dass letztlich nur ein weltweit gut vermarkteter Name den Sieg beim Ballon d'Or ermöglicht.

Der bestens promotete Ronaldo punktete besonders nach seinem Sieg. Seine Tränen rührten alle im Saal. Die Umarmung für seinen Sohn zeigte den oft als arrogant titulierten Portugiesen von einer sehr liebevollen Seite. "Ich habe es nicht aushalten können, als ich meinen Sohn gesehen habe und meine Mutter in Tränen. Ich bin so. Vielleicht lachen sie über mich, aber es ist mir egal, es war ein sehr besonderer Moment", sagte Ronaldo.

Beim FC Bayern sind sie dennoch stolz auf ihren Franck. "Er hat in der Mannschaftssportart Fußball alle wichtigen Meisterschaften und Pokale gewonnen, die es im Jahr 2013 national, in Europa und weltweit zu holen gab", erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. "Nach der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres ist dieser dritte Platz einmal mehr die Bestätigung seiner großartigen Leistungen sowie der Titel, die er mit dem FC Bayern gefeiert hat."

Stolz war auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf eine noch nie dagewesene deutsche Siegerliste bei der traditionellen FIFA-Gala. Neben Heynckes wurde Bundestrainerin Silvia Neid Welttrainerin. Torhüterin Nadine Angerer holte erstmals seit Birgit Prinz 2005 wieder den Frauentitel nach Deutschland. Beglückt hüpfte die Wahl-Australierin noch Stunden nach der Bekanntgabe durch die Flure des Kongresshauses. Ribéry war da schon lange enttäuscht von dannen gezogen.

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