Spielzeit 2019/20 Vorzeitiges Saisonende des Fußballverbandes Mittelrhein beschlossen
Bonn · Auf dem Verbandstag des Fußballverbands Mittelrhein ist das vorzeitige Ende der Spielzeit 2019/20 beschlossen worden – zufrieden sind aber nicht alle Vereine. Vor allem die Quotientenregelung beim Aufstieg sorgt für Unmut.
Jetzt ist es amtlich: Die Fußballsaison 2019/2020 wird nicht zu Ende gespielt. Saisonabbruch. Die Delegierten des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM) haben mit einer deutlichen Mehrheit auf dem außerordentlichen Verbandsjugendtag sowie dem außerordentlichen Verbandstag wie erwartet für den Saisonabbruch gestimmt. Ab Spätsommer soll der Ball im regulären Spielbetrieb dann mit der neuen Saison rollen.
Mit dem Beschluss endet gleichzeitig auch ein monatelanges Hin und Her. Schließlich hatte der FVM – wie berichtet – selbst nach der Zwangspause durch die Corona-Pandemie massiv für eine Fortsetzung der Spielzeit geworben, stand für die Werbemaßnahmen sogar heftig in der Kritik und hat sich dann plötzlich umentschieden, die Saison doch abzubrechen. Auch, weil die Landesregierung Mannschaftssport ab Ende Mai wieder erlaubte.
Nun können die Vereine also in die Planungsphase für die kommende Spielzeit starten. „Wir haben immer gesagt, dass es uns um die Planungssicherheit geht, und dass wir deshalb für einen Abbruch der Saison waren“, sagt Marc Plaetrich, Geschäftsführer des SV Niederbachem. „Ich habe schon verschiedentlich erklärt, dass wir bis zum Verbandstag sowohl für die Bezirksliga als auch für die Kreisliga A planen müssen, und das haben wir auch getan.“
Es sollen keine Nachteile durch den Abbruch entstehen
Der SV musste zweigleisig planen, weil er abgeschlagen auf dem letzten Platz der Bezirksliga lag, als die Saison unterbrochen wurde. Auf den Verbandstagen wurde nun festgelegt, dass es keine Absteiger geben solle. „Den Mannschaften, die derzeit auf einem Abstiegsrang stehen, sollen keine Nachteile durch den Abbruch der Saison entstehen“, schreibt der FVM zu diesem Thema auf seiner Homepage. Eine Regelung, die nicht überall auf Verständnis stößt. „Für mich ist die Entscheidung völlig unverständlich, wie Absteiger geschützt werden und die, die sich die Saison über voll reingehauen haben, um ihre Leistung gebracht werden“, kommentiert ein User auf Facebook.
Auch weitere Beschlüsse stoßen auf geteiltes Echo. So zum Beispiel die Regelung, nach der es nur einen Aufsteiger nach der Quotientenregelung geben soll. „Die Situation ist natürlich unglücklich, wenn der Aufstieg anders als der eigentliche Tabellenstand ist. Aber man kann es bei so einer Entscheidung nicht allen recht machen“, sagt Hermann Josef Frings, Vorsitzender des SC Rheinbach. Die zweite Mannschaft des SC spielt aktuell in der Kreisliga B, ist Tabellendritter und soll mittelfristig als guter Unterbau des ersten Teams dienen. „Wir haben auch durch unsere Fusion vor, in einigen Jahren eine feste sportliche Größe hinter dem Bonner SC zu werden. Da ist ein guter Unterbau wichtig. Insofern ist diese Lösung sehr frustrierend.“ Zumal in dieser Liga der nach aktuellem Stand Tabellenvierte aufsteigt, Germania Impekoven. „Das richtet sich natürlich nicht gegen den Verein Impekoven, weiß Gott nicht“, sagt Frings. „Aber es ist schon absurd, dass der Tabellenvierte hochgeht, der in der ganzen Spielzeit nicht einmal an der Spitze war.“
"Wir nehmen die Herrausforderung an"
In Impekoven ist man da anderer Meinung und hat mit der Entscheidung gerechnet. „Nach der FVM-Regelung sind wir Tabellenführer und nicht Tabellenvierter“, sagt Uwe Rolef, Vorstandsvorsitzender der Germania. „Wir haben Rheinbach deutlich und auch Muffendorf geschlagen. Wachtberg hat das Spiel gegen uns mehrfach verschoben. Dafür können wir ja nichts. Insofern ist es sicherlich nicht unverdient.“ Die Verantwortlichen der Germania feilen bereits am Kader der A-Liga-Mannschaft. „Klar stellt sich da nicht so wirklich das Aufstiegsfeeling ein“, gibt Rolef zu. „Aber wir nehmen die Herausforderung natürlich an.“ Der Vorsitzende hätte sich bei dem ganzen Prozess mehr Verantwortung des DFB gewünscht. „Vielleicht wäre es einfacher gewesen, wenn der DFB einen konkreten Vorschlag gemacht hätte, wie alle Verbände vorgehen sollen“, sagt Rolef.
Denn vor allem die monatelange Hängepartie hat an den Nerven der Vereine gezerrt. „Für uns war das ein ständiges Auf und Ab“, sagt Frings. „Zunächst die aus meiner Sicht gute Kampagne des FVM mit der Abstimmung. Dann gab es Lobbyarbeit gut situierter Vereine und auf einmal einen neuen Vorschlag des Verbandes in die Gegenrichtung. Wir leben in einem demokratischen Land. Dort sollte eine Mehrheit entscheiden, auch wenn sie sehr knapp ausfällt.“
Wie der GA berichtete, hatte sich der FVM ein Meinungsbild zum Umgang mit der aktuellen Saison eingeholt. Eine knappe Mehrheit war für die Fortsetzung der Spielzeit. „Der haben wir auch zugestimmt. Damit es eine sportliche Entscheidung gibt und damit es nicht zu möglichen Regresszahlungen kommt“, sagt Frings. So könnten nun zum Beispiel Sponsoren Rückzahlungen einfordern, da die Spielzeit nicht zu Ende gebracht worden ist. „Für Vereine ab der Kreisklasse aufwärts kann das zu einem Problem werden.“
Zwar ist die Entscheidung nun gefallen, doch die ersten Vereine denken bereits über mögliche Schritte nach. Ein Szenario, vor dem ausgerechnet FVM-Präsident Bernd Neuendorf noch im Frühling gewarnt hatte. „Wenn wir aufgrund des Abbruchs eine Auf- und Abstiegsregelung am Grünen Tisch treffen müssen, geht der FVM von einem hohen Klagerisiko aus. Vereine, die sich benachteiligt fühlen, könnten gerichtliche Entscheidungen erzwingen“, hatte Neuendorf im April gesagt. Nach GA-Informationen prüfen bereits einige Vereine rechtliche Mittel.