Schweinsteigers schwierige Suche nach der neuen Rolle

München · In der Vorsaison bildete Bastian Schweinsteiger zusammen mit Javi Martínez eine in ganz Europa gelobte Doppel-Sechs. Im neuen System von Trainer Pep Guardiola sucht der 29-Jährige noch nach seiner Rolle.

 Auch Bastian Schweinsteiger muss sich unter Guardiola umstellen. Foto: Andreas Gebert

Auch Bastian Schweinsteiger muss sich unter Guardiola umstellen. Foto: Andreas Gebert

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Wenn Guardiola in seinem ordentlichen, aber noch nicht perfekten Deutsch Lob verteilen will, gehen ihm oft die Worte aus. Vor allem, wenn es um Einzelkritik geht. Als Trainer des FC Bayern ist der Spanier auch so etwas wie PR-Mann Nummer eins bei den Münchnern, seine Profis bezeichnet er gern verknappt als "Super-Super-Spieler".

Etliche Bayern-Stars haben dieses Markensiegel bereits von Guardiola angeheftet bekommen - inzwischen auch Schweinsteiger. Dabei ist dessen Situation nicht wirklich super.

Der Vizekapitän ist zurzeit auf der Suche nach seiner Rolle im System Guardiola. Das in der so erfolgreichen Vorsaison erprobte 4-2-3-1-System mit dem Duo Schweinsteiger und Javi Martínez als Chefabräumer scheint erstmal ausgedient zu haben. Stattdessen setzte der neue Starcoach in der Saisonvorbereitung vornehmlich auf ein 4-1-4-1, das er bereits zu glorreichen Barça-Zeiten mit Iniesta, Xavi, Messi & Co. nahezu zur Perfektion entwickelt hatte.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Guardiola auch zum Bundesligastart kommenden Freitag auf die neue taktische Formation setzt, ist groß - wenngleich er dazu bisher jede konkrete Aussage vermied. Klar ist, dass die Unsicherheiten bei den Bayern-Profis steigen - allen voran bei Schweinsteiger, gerade erst zum Fußballer des Jahres in Deutschland gekürt. In der vergangenen Saison hatte er zusammen mit Martínez eine stabile Doppel-Sechs gebildet, die in Europa ihresgleichen suchte. Nun plant Guardiola seinen Landsmann aber als Innenverteidiger ein und holte zudem aus Barcelona Wunschspieler Thiago - einen weiteren gelernten Sechser.

Von zwei Planstellen im defensiven Mittelfeld gibt es künftig also nur noch eine im Guardiola-Schema, aber umso mehr Kandidaten. Kaum vorstellbar, dass der Trainer Thiago als Mann für die Bank einplant. Die könnte im Extremfall gar Schweinsteiger drohen, zumal der 29-Jährige nach seiner Fußoperation noch jede Menge Nachholbedarf aufweist. Der Trainer beschwichtigt und lobt: "Basti ist jeden Tag viel besser. Aber er ist noch nicht auf seinem Niveau, das normalerweise unglaublich ist. Er braucht noch etwas Zeit."

Die Zeit wird knapp bis Freitag - Schweinsteigers Form immerhin steigt tatsächlich an. Beim Audi-Cup-Testturnier vergangene Woche lief er zweimal von Beginn auf, und zwar als alleiniger Sechser. Den Spanier Thiago, der dort ebenfalls am stärksten ist, testete Guardiola stattdessen zentral in der offensiven Vierer-Mittelfeldreihe. Gut möglich, dass so auch die Planungen für den Ligaauftakt gegen Gladbach aussehen. Dass Guardiola Schweinsteiger, immerhin Vizekapitän, tatsächlich auf die Bank setzt und damit schon früh in der Saison einen Teil der Fans erzürnt - ebenfalls kaum vorstellbar. "Bastian ist für mich der beste Mittelfeldspieler der Welt. Wer ihn nur ansatzweise infrage stellt, ist respektlos", betont Sportvorstand Mathias Sammer.

Taktiktüftler Guardiola weiß um Schweinsteigers Bedeutung als Münchner Führungsspieler und Identifikationsfigur. Seit 1998 steht der Nationalspieler in Bayern-Diensten. "Schweinsteiger hat sehr viel Erfahrung, er liebt Bayern", kommentiert der Trainer.

Alternativ könnte auch Schweinsteiger eine der beiden zentralen Positionen im offensiven Vierer-Mittelfeld bekleiden. Da aber ist die Konkurrenz besonders groß: Thiago, Toni Kroos, Mario Götze, Thomas Müller und Xherdan Shaqiri sind dort ebenfalls Kandidaten. Zuletzt testete Guardiola gar Kapitän Philipp Lahm und Jan Kirchhoff in der Mittelfeldzentrale. "Ich habe schon mal gesagt, dass ich mich am wohlsten vor der Abwehr fühle", sagt Schweinsteiger selber. Ob es Guardiola genau so sieht, wusste auch Bayerns Vize-Kapitän bisher zuletzt noch nicht.

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