Interview mit Andreas Siebert Spielerberater spricht über die Auswirkungen des Coronavirus für die Fußball-Ligen

Bonn · Im GA-Interview spricht der Spielerberater Andreas Siebert über die Folgen der Spielabsagen für die Fußball-Ligen. Spieler in unteren Klassen stehen vor existenziellem Problem.

 Sein Wechsel zu Bayern München könnte sich verschieben: Schalkes Torwart Alexander Nübel, Mandant von Spielerberater Andreas Siebert.

Sein Wechsel zu Bayern München könnte sich verschieben: Schalkes Torwart Alexander Nübel, Mandant von Spielerberater Andreas Siebert.

Foto: picture alliance/dpa/Bernd Thissen

Die Fußball-Bundesliga liegt auf Eis. Wann es weitergeht, weiß niemand. Spielerberater Andreas Siebert, der Stars wie Schalke-Keeper Alexander Nübel vertritt, hofft auf eine Weiterführung der Saison, zur Not auch über den 30. Juni hinaus. Tobias Schild sprach mit ihm über Sorgen der Spieler, Vertragsdetails und finanzielle Nöte.

Herr Siebert, durch die Coronakrise ist auch der Profifußball stillgelegt. Melden sich Ihre Spieler jetzt vermehrt bei Ihnen mit ihren Sorgen?

Andreas Siebert: Wir sind mit allen unseren Spielern in telefonischem Kontakt. Sie haben die gleichen Sorgen wie derzeit alle Menschen in unserer Bevölkerung. Aktuell ist zum Glück keiner unserer Spieler infiziert und auch keiner in Quarantäne. Aber natürlich raten wir ihnen, sich von ihren Freunden und Liebsten zu separieren, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Wie verändert sich denn Ihre Arbeit jetzt? Eigentlich müssten Sie doch mitten in Gesprächen mit den Clubs wegen Vertragsverlängerungen und Vereinswechseln stehen.

Siebert: Eigentlich läuft alles normal, wir besprechen alles mit Spielern und Vereinsmanagern per Telefon. Grundsätzlich gehen wir ja auch alle davon aus, dass die Saison noch zu Ende gespielt wird. Dafür müsste sie natürlich nach hinten verschoben werden. Und dann sollte auch das Transferfenster nach hinten verschoben werden, damit wir im Anschluss an die Saison normal arbeiten können.

Offiziell endet die Fußball-Saison am 30. Juni. Entsprechend enden auch auslaufende Verträge der Spieler an diesem Tag. Heißt das, die Saison muss dann spätestens beendet werden?

Siebert: Ich hoffe, dass wir in ein oder anderthalb Monaten weiterspielen können, zur Not auch mit Geisterspielen. Aber keiner weiß, was die Zukunft bringt – und das Wichtigste ist, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Ich denke, es ist nicht unwahrscheinlich, dass über den 30. Juni hinaus gespielt wird.

Ein Problem ist sicher, dass dann auch die Spielerverträge enden. Gäbe es die Möglichkeit, auch Kurzzeitverträge für zwei Wochen oder einen Monat zu machen?

Siebert: Ich weiß nicht, ob das juristisch machbar ist. Die Verträge gelten ja für die Saison 2019/2020. Wenn die Saison also über den 30. Juni hinausgeht, könnten sie sich eventuell verlängern. Ich bin mir sicher, dass auch dieses Szenario aktuell bei der Deutschen Fußball Liga durchgespielt wird. Es wäre ja dann auch für die Spieler die Frage, ob sie die Saison noch bei ihren aktuellen Clubs zu Ende spielen oder schon zu ihren neuen Verein wechseln müssen. Aber vielleicht wird ja auch gar nicht weitergespielt.

 Schwierige Zeiten auch für Spielerberater: Andreas Siebert.

Schwierige Zeiten auch für Spielerberater: Andreas Siebert.

Foto: Lutz Kampert

Was dann aber auch viele Fragen offen lassen würde, gerade in Bezug auf Auf- und Abstieg.

Siebert: Natürlich. Und das beträfe ja auch nicht nur die Bundesliga und 2. Bundesliga. Der Rattenschwanz würde bis runter in die Kreisligen gehen, weil von unten bis oben niemand aufsteigen kann, wenn aus der Bundesliga kein Club absteigt. Vereine, die weit vorne stehen und jetzt schon für die höhere Klasse planen, müssen alles umwerfen. Auch ihre Finanzplanungen.

Wie groß ist denn der finanzielle Verlust für die Spieler durch die Unterbrechung oder sogar einen Abbruch? Schließlich besteht ein Teil des Gehaltes ja auch aus Punkt- und Erfolgsprämien.

Siebert: Das kann für einen Regionalligaspieler durchaus ein Problem sein, sogar ein existenzielles. Gerade finanziell weniger gut aufgestellte Vereine zahlen häufig ein niedriges Grundgehalt und dafür höhere Punkt-, Auflauf- und Platzierungsprämien. Das kann durchaus im Verhältnis ein zu zwei Dritteln stehen.

Und wie sieht es in der Bundesliga aus?

Siebert: Da haben die Spieler ein deutlich höheres Grundgehalt. Da sollte niemand in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Ich kann natürlich nicht für jeden Bundesligaspieler sprechen, da ich die Verträge nicht kenne. Aber ich hoffe, dass keiner in einem solchen Maße von Punktprämien abhängig ist, dass er seine Fixkosten sonst nicht mehr bezahlen kann. Für die Bundesligaprofis bedeutet die Spielunterbrechung finanzielle Einbußen, aber keine Existenzgefährdung.

Und wie sieht das für die Berater aus, haben Sie auch Verluste?

Siebert: Das kann man nicht pauschalieren. Wir haben zumeist feste Verträge, die an die Saison gekoppelt sind. Aber wenn ein Zweitligaspieler beispielsweise mit seinem Club in die Bundesliga aufsteigt, partizipieren wir eventuell auch daran. Sollte die Saison also annulliert werden, betrifft uns das auch.

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