St. Pauli feiert Maier: Erster Ballkontakt bringt Sieg
Hamburg · Er kam, nahm Maß und traf: Mit einem der schnellsten Joker-Tore im bezahlten deutschen Fußball hat Sebastian Maier beim 2:1 (0:0)-Erfolg des FC St. Pauli in der 2. Liga gegen Dynamo Dresden für Aufsehen gesorgt.
"Der Trainer hat mich vor der Einwechslung in den Arm genommen und gesagt: ,Geh raus und hau das Ding rein\x{2019}. Und dann vor so einer Kulisse solch ein Tor, das wünsche ich jedem. Einfach Wahnsinn!", erklärte der 19-Jährige mit einem strahlenden Lächeln, nachdem er gleich mit seinem ersten Ballkontakt und einem direkt verwandelten Freistoß das Siegtor (88.) gemacht hatte. "Sebastian haut auch mal im Training Raketen-Freistöße rein", schilderte Florian Kringe, der zuvor zum 1:1 ausgeglichen hatte (73.).
Neben den Torschützen durfte sich auch Michael Frontzeck als Matchwinner fühlen. Denn der erfahrene Coach brachte nicht nur Maier, sondern vorher auch den Ex-Dortmunder Kringe ins Spiel (56.). Er wechselte also den Sieg ein. "Er ist ein hoch talentierter Junge mit einem außergewöhnlichen rechten Fuß", lobte Frontzeck den von 1860 München II an die Elbe gelotsten Mittelfeldakteur. Der Ruf als Freistoß-Spezialist eilte ihm schon voraus. Bei seinem Punktspiel-Debüt in Karlsruhe Ende Juli war er schon dicht dran am Torerfolg, diesmal traf er den Ball optimal.
Und zwar, ohne ihn zuvor auch nur einmal berührt zu haben. "Flo Kringe hat ihn hingelegt. Der Ball lag gut, den wollte ich unbedingt reinhauen", berichtete Maier. Der Treffer erinnert an Lars Rickens Joker-Tor im Champions-League-Finale 1997 zwischen Borussia Dortmund und Juventus Turin (3:1). Auch der von Ottmar Hitzfeld ins Match geschickte Borusse traf mit der ersten Ballberührung, allerdings aus dem Spiel heraus per Lupfer und nach nur 16 Sekunden auf dem Platz.
Maiers Knaller war der Schlusspunkt eines turbulenten Fußball-Abends. St. Pauli zeigte seine beste Saisonleistung, vergab aber viele Chancen und reklamierte nach dem Match zwei Elfmeter für sich. Den Elfer aber bekam nach Mohamed Aoudis 0:1 (70.) und Kringes Ausgleich der Gast aus Dresden: Cristian Fiel scheiterte damit am gut reagierenden St. Pauli-Keeper Philipp Tschauner (80.). Acht Minuten später kam dann die kurze, aber heftige Maier-Show, die Frontzeck ("wir sind der verdiente Sieger") begeisterte und die Dresdner deprimierte.
"Die Enttäuschung ist brutal", gab Sebastian Schuppan zu. "Wenn ich den Elfer reinhaue, gehen wir als Sieger vom Feld. So aber bin ich heute der Depp", meinte Pechvogel Fiel. Damit es beim sieglosen Schlusslicht bald bergauf geht, will Sportchef und Interimscoach Steffen Menze rasch den Nachfolger für den kürzlich geschassten Coach Peter Pacult präsentieren: "Wir wollen das Thema schnell abhandeln."