1:2 bei Wolfsburg "Tohuwabohu": Schalke sauer über Niederlage und Videobeweis

Wolfsburg · Was für eine Schlussphase: Zwei späte Tore, zwei umstrittene Eingriffe des Videoschiedsrichters. Für Schalke 04 ging der Start in die neue Saison daneben.

 Wolfsburgs Spieler freuen sich über den späten Siegtreffer gegen Schalke.

Wolfsburgs Spieler freuen sich über den späten Siegtreffer gegen Schalke.

Foto: Peter Steffen

Um dieses turbulente Spiel zu verstehen, mussten die Spieler des FC Schalke 04 erstmal einen Zwischenstopp auf dem Weg in die Kabine einlegen.

Sie schauten sich das ganze "Tohuwabohu" (Christian Heidel), das zu ihrer überraschenden 1:2 (0:1)-Auftaktniederlage beim VfL Wolfsburg führte, noch einmal fassungslos auf einem Fernsehschirm in den Katakomben der Volkswagen Arena an.

Allein in der Schlussphase passierte: der Schalker Ausgleich in Unterzahl fünf Minuten vor Schluss. Der Wolfsburger Siegtreffer durch Daniel Ginczek in der fünften Minute der Nachspielzeit. Für noch mehr Gesprächsstoff sorgten allerdings der Schiedsrichter auf dem Platz und sein Videoassistent in Köln, die binnen drei Minuten gleich zweimal den Verlauf dieser Partie zu Ungunsten des deutschen Vizemeisters beeinflussten.

Im Falle des Schalker Verteidigers Matija Nastasic zückte der Unparteiische Patrick Ittrich nach einem Foulspiel zunächst die Gelbe Karte, ehe er den Serben nach dem Studium der Videobilder mit Rot vom Platz stellte (66.). Bei Wolfsburgs Wout Weghorst lief es kurz darauf genau umgekehrt. Erst sah der Niederländer wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit die Rote Karte. Nachdem Ittrich seine Entscheidung aber erneut überprüft hatte, bekam der Stürmer nur Gelb und durfte weiterspielen (69.).

"Wir haben uns den Saisonstart anders vorgestellt, ganz klar", sagte S04-Sportvorstand Christian Heidel. Es spricht allerdings für ihn und alle anderen Schalker, dass sie danach nicht verbal auf den Schiedsrichter einprügelten, sondern ihre Kritik ganz sachlich vorbrachten.

"Die entscheidenden Fehler hat für mich der Mann in Köln gemacht", sagte Heidel. "Er hätte nicht eingreifen müssen, denn es lagen keine gravierenden Fehlentscheidungen vor. Mir hat der Schiedsrichter leidgetan, die Konfusion hat Köln reingebracht. Der Schiedsrichter hätte wahrscheinlich ein wunderbares Spiel gemacht, wenn der Videoassistent sich nicht gemeldet hätte."

Ittrich selbst stellte sich nach dem Spiel allen Nachfragen und meinte: "Ich habe selten so ein emotionales Spiel erlebt." Seine umstrittenen Entscheidungen verteidigte er jedoch: "Beim ersten Videobeweis habe ich erst am Bildschirm die offene Sohle gesehen und deshalb auf Rot entschieden. Bei Wout Weghorst sah es für mich erst wie ein Kopfstoß von ihm aus. Erst danach habe ich gesehen, dass er bei der Bewegung selbst von hinten gestoßen wurde."

In diesem Spiel gab es selbst beim eigentlich völlig unstrittigen Schalker Ausgleichstreffer in der 85. Minute Konfusion. Wolfsburgs John Anthony Brooks, der den VfL in der 33. Minute noch per Kopfball in Führung gebracht hatte, verursachte im eigenen Strafraum einen Foulelfmeter. Auch hier hielt ihm Ittrich zunächst die Rote Karte unter die Nase, bemerkte diesmal aber auch ohne Videobeweis sein Versehen und reichte sofort die Gelbe Karte nach. Den Elfmeter selbst verwandelte dann Nabil Bentaleb (85.). Mit einem Punkt in Unterzahl hätten die schwachen Schalker noch leben können.

Was danach passierte, sorgte aber für Riesenjubel beim Fast-Absteiger Wolfsburg und für den Fehlstart des Vizemeisters S04. "So ein Sieg schweißt zusammen. Man hat die Steine von den Herzen fallen hören", sagte der Torschütze Ginczek. Sein VfL zeigte eine mutige und zeitweise sogar spielstarke Vorstellung, über 96 Minuten tat der Außenseiter deutlich mehr für dieses Spiel als der Favorit. "Ich will es mir nicht zu einfach machen und diese Niederlage auf das ganze Tohuwabohu schieben", meinte Heidel. "Wir haben heute unheimlich viele Fehler gemacht."

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