Reaktion auf Fehlentscheidungen Videobeweis in der Bundesliga kommt 2017

Frankfurt/Main · Einst wurde der Videobeweis im Fußball von einer großen Mehrheit abgelehnt. Inzwischen hat sich die Meinung geändert, jetzt kann die Einführung nicht schnell genug gehen.

Noch vor ein paar Monaten wurde der Videobeweis von vielen als Anfang vom Ende des deutschen Fußballs verteufelt. Doch nach gravierenden Fehlentscheidungen in dieser Saison kann die Einführung des technischen Hilfsmittels für die Schiedsrichter offenbar gar nicht schnell genug kommen. Schwalben, Ellbogenschläge, unberechtigte Platzverweise - die "Schiri-Patzer" können ab der kommenden Saison sofort korrigiert werden.

"Wenn alles so funktioniert, dann werden wir mit Beginn der Saison 2017/18 online einsteigen", sagte Hellmut Krug, Schiedsrichter-Manager der Deutschen Fußball Liga (DFL), bei Sky: "Die Verbindung zwischen Schiedsrichter und Video-Assistent wird dann hergestellt. Der Video-Assistent hat dann die Möglichkeit, auf die Entscheidung des Schiedsrichters Einfluss zu nehmen." Das hätte zuletzt schon helfen können.

Beispiel Frankfurt: Im Spiel der Eintracht gegen 1899 Hoffenheim (0:0) schlug Frankfurts Innenverteidiger David Abraham seinen Ellbogen mit voller Wucht ins Gesicht von 1899-Stürmer Sandro Wagner, Schiedsrichter Christian Dingert (Lebecksmühle) übersah die Tätlichkeit aber unverständlicherweise - und pfiff auch noch Freistoß gegen Wagner. Selbst Frankfurts Trainer Niko Kovac sah in der Szene "eine klare Rote Karte" für Abraham.

"Bei optimalem Verlauf hätten 80 Prozent der von uns als klare Fehler identifizierten Entscheidungen korrigiert werden können", sagte Krug, der seit Saisonbeginn die Video-Testphase verantwortet, der Sport Bild. Der Videoschiedsrichter kann ab der kommenden Spielzeit immer dann angerufen werden, wenn der Referee auf dem Platz, der weiterhin das letzte Wort hat, eine Entscheidung getroffen hat.

Beispiel Leipzig: Beim 2:1 des damaligen Tabellenführers RB Leipzig gegen Schalke 04 am 3. Dezember fiel Schiedsrichter Bastian Dankert (Rostock) auf eine Schwalbe von RB-Stürmer Timo Werner herein, entschied auf Elfmeter und zeigte Schalke-Keeper Ralf Fährmann sogar die Gelbe Karte. "Gerade für solche Situationen ist der Einsatz eines Videoassistenten sehr hilfreich", sagte Lutz Michael Fröhlich, Schiedsrichterchef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Aktuell wird das technische Hilfsmittel in einer "Offline"-Phase ohne Eingriff des Video-Assistenten in das Spielgeschehen getestet. "Wir bilden alle Schiedsrichter derzeit noch aus, es haben alle zwei Ausbildungsmodule offline durchlaufen. Wir müssen nun dazu übergehen, das Ganze auch online zu trainieren, das heißt: wir müssen es auf dem Platz umsetzen", sagte Krug: "Das können und dürfen wir aber noch nicht in Wettbewerbsspielen. Also müssen wir Spiele organisieren."

Nach den Vorgaben des International Football Association Board (IFAB) - den Regelhütern des Weltverbandes FIFA - sind grundsätzlich vier entscheidende Situation durch den Video-Assistenten überprüfbar: Tor, Elfmeter, Platzverweis und Spielerverwechslung bei Gelben und Roten Karte. Die endgültige Entscheidung, ob der Videobeweis flächendeckend eingeführt wird, will das IFAB im Jahr 2018 treffen.

Die FIFA testet die Technik in diesen Tagen bei der Klub-WM in Japan, auch beim Länderspiel zwischen Deutschland und Italien (0:0) Mitte November gab es einen Testlauf. "Wir sind sehr zufrieden. Natürlich ist noch nicht alles perfekt, aber wir testen ja noch", sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino.

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