Zweite Liga startet Volles Stadion, trotzdem klamm

KÖLN · Bei dem einen Club ist es das neue Stadion, das ihn in den Ruin getrieben hat, beim anderen die große Vereinsstruktur, die nach dem Erstligaabstieg wie ein Klotz am Bein hängt. Und ein dritter hat jahrelang über seine Verhältnisse gelebt, suchte sein Heil in einem Investor, der mangels Mitspracherecht - wie bei 1860 München - mit Geldentzug droht.

 Kampf ums finanzielle Überleben: Nicht nur für den 1. FC Köln ist die Zweite Bundesliga eine gefährliche Gratwanderung.

Kampf ums finanzielle Überleben: Nicht nur für den 1. FC Köln ist die Zweite Bundesliga eine gefährliche Gratwanderung.

Foto: Schmülgen

So kämpfen viele deutsche Proficlubs, vor allem in der 2. Liga, neben dem sportlichen vor allem ums wirtschaftliche Überleben. Zu den am höchsten verschuldeten Clubs gehört der 1. FC Köln. Mit rund 32 Millionen Euro steht der Verein nach Angaben von Präsident Werner Spinner in den roten Zahlen.

"Und ein Abbau der Verbindlichkeiten ist für uns in der Zweiten Liga praktisch nicht möglich", sagt das frühere Vorstandsmitglied der Bayer AG. Zu niedrig sind im Vergleich zum deutschen Fußball-Oberhaus die Fernseh- und Werbeeinnahmen. Allein aus dem Fernsehtopf der Deutschen Fußball-Liga würde der Verein bei einem Aufstieg mehr als zehn Millionen Euro mehr erhalten.

Nicht zuletzt wegen der prekären Finanzlage rang der Verein in den letzten Monaten mit der Stadt Köln um einen neuen Pachtvertrag für das Rheinenergie-Stadion. Künftig zahlt der Traditionsclub in der Zweiten Liga weniger (rund zwei Millionen Euro statt 3,5 Millionen) und als Erstligist mehr (etwa acht Millionen statt 6,8 Millionen).

In Kaiserslautern stellt sich die Situation noch prekärer dar. Dort rettete die Stadt vor zehn Jahren den 1. FCK vor der Insolvenz, indem sie dem Verein das damals für die WM umgebaute Stadion für 65 Millionen Euro abkaufte. Und das angesichts von städtischen Verbindlichkeiten, die heute jenseits der 750 Millionen Euro liegen. Die Mietzahlungen des Vereins von 3,2 Millionen Euro reichen nur zum Bedienen der Zinsen.

"Wäre die städtische Stadion GmbH eine private Firma, wäre sie längst ein Fall für den Insolvenzverwalter", sagte René Quante, Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Steuerzahlerbundes, gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Aus seiner Sicht würden hier massiv Steuergelder verbrannt.

Dieses Szenario droht auch NRW. Bei sieben Fußballstadien bürgt die öffentliche Hand in einer Größenordnung von fast 150 Millionen. Beim Aachener Tivoli beträgt die Ausfallbürgschaft alleine 23 Millionen Euro. Der insolvente Traditionsverein Alemannia stieg in die Regionalliga ab. Ebenso manövrierte sich der MSV Duisburg - auch durch einen zu kostspieligen Stadionumbau - in den Ruin. In der 3. Liga versucht man nun einen Neuanfang.

Dennoch sieht Andreas Rettig, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), die 2. Liga trotz vieler negativer Beispiele auf einem guten Weg. "Die wirtschaftliche Entwicklung der Clubs geht in die richtige Richtung. Über die gerade zurückliegende Saison haben wir noch nicht alle Zahlen der Vereine. Aber die Spielzeit 2011/2012 schlossen zehn der 18 Zweitligisten mit einem positiven Ergebnis ab. Zum Vergleich: In der Saison 2008/2009 waren es fünf", sagte der DFL-Geschäftsführer im Gespräch mit dieser Zeitung.

Obwohl in der vorvergangenen Spielzeit der niedrigste Verlust innerhalb der letzten Jahre in der Zweiten Liga erzielt wurde, war es ein Minus von 18,79 Millionen Euro, das unter dem Strich stand.

Da hilft es auch nicht, dass das Bundesliga-Unterhaus in der europäischen Zuschauergunst unter allen Ligen einen beachtlichen achten Rang einnimmt. Nur sechs Top-Ligen sowie die zweite englische Liga rangieren davor.

Dass der Fan-Zuspruch kein Äquivalent für positive Finanzen ist, zeigt das Beispiel des 1. FC Köln. Mit einem Schnitt von über 40.000 Zuschauern stand man in der Vorsaison an der Spitze der Zweiten Liga, war die Nummer elf in Deutschland. Rund 14 Millionen Euro (18,1 Millionen in der Bundesliga) dürften dadurch eingenommen worden sein. Die TV-Einnahmen brachten 6,7 Millionen Euro (17,08 Millionen im Bundesligaabstiegsjahr), der Fanartikelverkauf in Köln liegt bei über fünf Millionen Euro.

Andererseits ist damit ein Lizenzspieleretat von rund 18 Millionen Euro - hier dürfte der FC Liga-Primus sein - zu stemmen, und der Gesamtetat der Fußball-GmbH liegt noch deutlich höher. Im Gegensatz dazu versucht Sandhausen mit einem Etat von fünf Millionen Euro auszukommen.

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