Zeichen gegen den Terror - Hohes Sicherheitsaufkommen

Hannover · Der Sport interessiert am Dienstag beim Fußball-Testspiel Deutschland gegen die Niederlande kaum. Nach den Terroranschlägen von Paris soll vom Rasen in Hannover vor allem eines ausgehen: ein politisches und gesellschaftliches Zeichen gegen den Terrorismus.

 Das Gesamtkonzept der Polizei sieht eine deutlich erhöhte Präsenz an Beamten vor. Foto: Peter Steffen

Das Gesamtkonzept der Polizei sieht eine deutlich erhöhte Präsenz an Beamten vor. Foto: Peter Steffen

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Damit es zum Anstoß kommt, laufen bei den Sicherheitsbehörden die Arbeiten auf Hochtouren. Es gibt viele offene Fragen.

Können die Behörden die Sicherheitslage in Hannover und im Stadion wirklich gewährleisten?

"Es gibt keine absolute Sicherheit im öffentlichen Raum. Die Polizei tut aber alles, was möglich ist, um die Sicherheitslage so zugewährleisten, dass alle sicher Fußball schauen und sicher nach Hause kommen", sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD).

Könnte das Spiel noch kurzfristig abgesagt werden?

Ja. Auch wenn davon derzeit niemand ausgeht, bleibt die Möglichkeit bis kurz vor Spielbeginn bestehen. Nur wenn es bei der Abwägung der Sicherheitslage keine begründeten Zweifel an einer sicheren Durchführung gibt, wird angepfiffen. "Bislang gibt es keinerlei Erkenntnisse, die das infrage stellen", betonte Pistorius.

Gab es in Deutschland schon einen islamistischen Terroranschlag?

Ja, einen. Im März 2011 erschoss ein Attentäter am Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten und verletzte zwei weitere schwer. Andere Attentatsversuche wurden bislang vereitelt.

Wurden in Deutschland bereits Veranstaltungen wegen Terrorgefahr abgesagt?

Ja, mehrfach. In Dresden verbot die Polizei deshalb Mitte Januar eine Pegida-Demonstration und alle anderen für diesen Tag geplanten Kundgebungen. In Braunschweig wurde Mitte Februar wenige Stunden vor dem Start ein Karnevalsumzug abgesagt, weil, so die Behörden, "eine konkrete Gefährdung durch einen Anschlag mit islamistischen Hintergrund" vorliege. Am 1. Mai fand in Hessen das klassische Profi-Radrennen durch den Taunus nicht statt.

Wie schätzt die Bundesregierung die Lage ein?

Die Bundesrepublik steht längst im Visier von islamistischen Terroristen. Dies geht auch aus dem mutmaßlichen Bekennerschreiben des IS zu den Attentaten hervor. Die Bedrohung sei unverändert groß, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU): "Die Lage ist ernst." Niemand kann einen Anschlag in Deutschland ausschließen. Konkrete Hinweise gibt es bislang aber nicht.

Wie bereiten sich die Sicherheitsbehörden auf den Einsatz vor?

Konkrete Zahlen zum Aufgebot an Sicherheitskräften und zur Taktik sind Verschlusssache. Nach den Anschlägen von Paris hat die Einsatzplanung aber eine neue Dimension angenommen - zunächst seien zwei Hundertschaften im Einsatz. Im gesamten Stadtgebiet und in der Region Hannover seien Polizisten mit Maschinenpistolen präsent, sagte Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe. Auch Spürhunde würden eingesetzt.

Wie geht die Stadt Hannover mit der Situation um?

Vor dem Spiel soll es am Maschsee unweit des Stadions eine Menschenkette geben, an der auch Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) teilnehmen will. "Hannover gibt mit dem Spiel ein klares Signal, dass wir durch Terror nicht unsere Freiheit, unser Zusammenleben und unsere Solidarität beeinträchtigen lassen werden", sagte Schostok. Am Montagmittag beteiligten sich viele Menschen an der europaweiten Schweigeminute, an allen öffentlichen Gebäuden ist Trauerbeflaggung angeordnet.

Worauf müssen sich die Besucher des Stadions einstellen?

Bei den Einlasskontrollen werden die Fans sicher mehr Geduld brauchen als sonst. Die Sicherheitskräfte werden dabei von Polizisten unterstützt. Daher ist es empfehlenswert, sich etwas früher auf den Weg zum Stadion zu machen. Nach bisherigem Stand ist nicht davon auszugehen, dass die Arena ausverkauft sein wird. Am Montag waren erst 31 000 Karten verkauft.

Welche Politiker werden das Spiel besuchen?

Sowohl von der Bundesregierung, als auch von der Landesregierung werden zahlreiche Mitglieder im Stadion erwartet. Neben Kanzlerin Angela Merkel und Bundesinnenminister Thomas de Mazière (beide CDU) haben auch Vizekanzler Sigmar Gabriel und Justizminister Heiko Maas (beide SPD) aus Berlin ihr kommen angesagt. Von der Landesregierung werden Ministerpräsident Stephan Weil und Innenminister Pistorius (beide SPD) auf jeden Fall im Stadion sein.

Welche Botschaft soll vom Spiel ausgehen?

"Wir werden der Welt und den Terroristen zeigen: Wir lassen uns nicht kleinkriegen. Wir stehen zusammen und wir solidarisieren uns mit den Franzosen, die so Furchtbares erlebt haben", sagte Pistorius. Der Teammanager der Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, hatte bereits am Sonntag betont: "Wir wollen als Mannschaft ein Zeichen der Gemeinschaft setzen. Mit dem französischen Volk, mit den Angehörigen der Opfer." Auch DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball erklärte: "Die Botschaft ist klar: Wir lassen uns nicht vom Terror einschüchtern."

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