Januar Degenfechter Fabio Murru ist GA-Sportler des Monats

BONN · Fabio Murru, junger Degenfechter vom OFC Bonn, hat die Wahl zum GA-Sportler des Monats Januar gewonnen. Der 16-Jährige hat sich für die Europameisterschaften qualifiziert.

 Attacke: Fabio Murru in der OFC-Fechthalle, wo er fünfmal pro Woche trainiert.

Attacke: Fabio Murru in der OFC-Fechthalle, wo er fünfmal pro Woche trainiert.

Foto: Benjamin Westhoff

Wer als Kandidat für die GA-Sportlerwahl nominiert wird, hat Besonderes erreicht. Um Sportler des Monats zu werden, ist mehr gefragt. Auch Eigenwerbung. Motto: Leiste viel, und lass es andere wissen. „Ich selbst habe nicht viel gemacht, aber meine Mama hat Freunde angeschrieben, eine andere Mutter hat dann meine Schule informiert“, erzählt der 16 Jahre alte Degenfechter Fabio Murru, „und dann hat die Schule eine Rundmail rausgeschickt.“

Eine Kettenreaktion brachte das Ergebnis: Mit 42 Prozent der insgesamt rund 1500 gültigen Leserstimmen ist Murru zum GA-Sportler des Monats Januar 2019 gewählt worden – vor Sarah Höckendorf (34 Prozent). Die Spielerin von Drittligist SSF Fortuna wusste eine funktionierende Bonner Volleyball-Familie hinter sich.

Fabio Murru ist der erste Fechter, der die Glastrophäe für einen Monatssieg entgegennehmen darf. Also auch der erste vom OFC Bonn, dem traditionsreichen Club aus der Bundesstadt. Nicht Moritz Kröplin war das vergönnt, auch nicht André Sanita, die beide im Erwachsenenbereich internationale Erfolge feierten. Ebenso wenig der 1984er- Olympiasiegerin Ute Wessel, die 2015 als Seniorenweltmeisterin den Weg auf die Kandidatenliste der seit September 2013 veranstalteten GA-Sportlerwahl gefunden hatte.

Nun also Murru, der den Preis verdient hat, weil er im Januar beim internationalen Turnier in Bratislava im Feld von mehr als 300 U17-Konkurrenten die Silbermedaille gewonnen und sich damit für Junioren-EM und -WM qualifiziert hat. Aber auch deshalb, weil er so leidenschaftlich die Liebe zu seinem Sport schildert. „Neben der Bahn kann man beste Freunde sein und sich sogar Tipps geben, obwohl wir im Wettkampf Erzfeinde sind. Danach spürt man umso mehr den Zusammenhalt“, erzählt er. „Superschöne Bekanntschaften ins Ausland“ habe er bei den internationalen Turnieren bereits geschlossen: „Das ist eine echte Bereicherung.“

"Manche meinen, ich sei übermotiviert"

Was seinen ohnehin gewaltigen Ehrgeiz noch mehr anstachelt. Klar: Der junge Mann träumt von einer Olympiateilnahme. Tokio 2020 sei für ihn „ein sehr hohes Ziel, aber mit viel Glück könnte ich es schaffen“. Sonst eben Paris 2024. Das Aloisius-Kolleg in Bad Godesberg, wo Murru aktuell die zehnte Klasse besucht, räumt ihm die benötigte Freiheit ein. Beim OFC steuert Tobias Gajk das individuelle Training, Bundestrainer Dominik Csobo kümmert sich mit – kurz gesagt: Das Umfeld passt.

„Manche meinen, ich sei übermotiviert. Aber das ist Quatsch, das gibt es nicht“, findet Murru, der jedoch die ständige Gefahr einräumt, „die Leistungsmöglichkeiten des Körpers zu überschätzen“. Denn das ist ihm schon passiert. Lange haben ihn während des Wachstums Knieprobleme gehandicapt. Aktuell plagt ihn eine Überlastung am Fußgelenk. „In Bratislava habe ich mit einem Verband gefochten. Das ging“, sagt der junge Bonner, der sich bei der kurz bevorstehenden Junioren-Europameisterschaft im italienischen Foggia (22. Februar bis 3. März) „wie jeder ehrgeizige Leistungssportler eine Medaille“ zum Ziel gesetzt hat.

Seine Begeisterung für das Fechten wirkt ansteckend. Wohl deshalb ist Murru ausgesucht worden, um an diesem Mittwoch im Bonner Fechtzentrum für den Kinderkanal vor der Kamera zu stehen. Es ist sein erster Fernsehauftritt, und ein bisschen Nervosität ist dem Teenager anzumerken, wenn er darüber spricht. „Ich tue das sehr gerne, weil mir der Sport wichtig ist. Wir werden leider meistens als Randsportart wahrgenommen, und so gelingt es vielleicht, Kindern das Fechten näherzubringen.“ So wie dies vor einigen Jahren beim OFC dem Übungsleiter Henri Jansen gelang.

„Er machte aus Fechten eine Show“, erinnert Murru sich an seinen ersten Trainer, der beim achtjährigen Fabio einen Volltreffer landete. Der hatte zuvor auch Basketball ausprobiert. Und Fußball. Dabei, sagt das Fechttalent augenzwinkernd, „war ich mangels Können immer der Joker, wenn irgendeiner krank war“.

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