Eine Ehre für den Schwimm-Opa
Bonn · Gerhard Hole ist fast 80 Jahre alt. GA-Leser wählen ihn zum Sportler des Monats.
12 Uhr mittags. Locker und flockig zieht Gerhard Hole seine Bahnen im Wasserbecken des Sportparks Bonn, als Schwimmkollegin Margret Hanke ihn an die Schulter tippt. "Besuch für dich", sagt sie zu Hole. Flink klettert der Mann mit der roten Badekappe über die Leiter aus dem Becken. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, denn ihm ist schon geflüstert worden, warum er jetzt sein Training unterbricht.
Die Leser dieser Zeitung haben Gerhard Hole zum GA-Sportler des Monats Januar gewählt. Mit großer Mehrheit: 40,2 Prozent der gültigen Voten entfielen auf den in Sinzig wohnenden Masters-Schwimmer der SSF Bonn. Auf Platz zwei landete Handballer Joshua Reuland vom Oberligisten HSG Rheinbach/Wormersdorf (29,8) vor der Leichtathletin Caroline Klein (LAZ Puma Rhein-Sieg/16,0), der Judokämpferin Miriam Schneider (Judo Club Hennef/10,0) und dem Fechter Marius Braun (OFC Bonn/4,0). Insgesamt 1299 Stimmen wurden registriert.
Das Ungewöhnliche an dem Wahlergebnis: Gerhard Hole wird im März bereits 80 und ist dann 62 Jahre älter als die jüngsten Konkurrenten bei der Januar-Wahl: Caroline Klein und Miriam Schneider.
Deren Trost: Sie haben die Zukunft fast komplett vor sich und somit noch reichlich Gelegenheiten, sich mit Titeln und Medaillen für die GA-Trophäe zu empfehlen. Klein, vergangenes Jahr deutsche Jugendmeisterin im Siebenkampf, startete als Nordrhein-Meisterin mit persönlicher Bestzeit über 60 Meter Hürden bestens in das Jahr 2015. Ebenso Schneider, die bei der Judo-DM in Bonn die Silbermedaille in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm einheimste.
Für Joshua Reuland, auch erst 20 Jahre alt, stimmten selbstredend vor allem die Anhänger der HSG Rheinbach/Wormersdorf. Seine Tore, alleine 13 waren es im Januar beim Sieg gegen den Pulheimer SC, erfüllen die HSG-Anhänger derzeit mit Stolz. Aber auch mit Melancholie. Denn Reuland, der in Weibern in der Jugend-Bundesliga bereits zwei Jahre Erfahrung auf höchster nationaler Ebene gesammelt hat, verlässt Rheinbach nach dieser Saison in Richtung des Drittligisten Leichlinger TV.
Schwimm-Opa Hole zeigte sich überrascht, dass die Wahl der Leser im Vergleich der Generationen auf ihn fiel. "Ich konnte es nicht richtig einschätzen und dachte, der Bereich der Senioren ist nicht so interessant", sagte Hole. Die Auszeichnung sei ein bewegender Moment, meinte er. Sich selbst wollte er dabei nicht zu wichtig nehmen: "Ich stehe stellvertretend für die große Gruppe der SSF-Masters-Schwimmer, die mit großer Freude ihre Wettkämpfe bestreiten." Insgesamt zählt die Abteilung 70 bis 80 Aktive, gut ein Dutzend davon ist älter als 70 Jahre. Deren Bester: Gerhard Hole.
Im Januar ließ er beim Internationalen Masters-Schwimmfest in Ingelheim reihenweise Rekorde purzeln: Einen Welt- und mehrere Europarekorde in der Mastersklasse M80. Zeiten gefällig? 24:36,75 Minuten über 1500 Meter Freistil wird der ein oder andere Hobbyschwimmer einordnen können. Nicht zuletzt aber seine 2:49 Minuten über 200 Meter als Mitglied der SSF-Freistilstaffel.
Und für Szenekenner sei auch die Weltrekordzeit erwähnt: 1:28,47 Minuten über 100 Meter Lagen. Je fünf Geburtsjahrgänge werden übrigens in den Altersklassen zusammengefasst. Zur M80 gehören derzeit alle, die im Zeitraum von 1935 bis 1939 geboren wurden.
Gerhard Hole ist nun der älteste Sieger in der Geschichte der GA-Sportlerwahl, die seit September 2013 monatlich veranstaltet wird. Die bisher jüngsten Gewinner zählten zum Zeitpunkt ihrer Auszeichnung gerade mal 17 Lenze: Taekwondo-Kämpferin Yanna Schneider (September 2013), die auch GA-Sportlerin des Jahres 2014 wurde, und der Ruderer Janek Schirrmacher (August 2014).
