Sportler des Monats Februar 2016: Celina Proffen

Bonn · Mit fast 50 Prozent aller Stimmen setzte sich die 19-jährige Celina Proffen bei der Wahl zur Sportlerin des Monats Februar durch.

 Ohne Mühe schafft Celina Proffen den Spagat zwischen Konzentration und Gelassenheit.

Ohne Mühe schafft Celina Proffen den Spagat zwischen Konzentration und Gelassenheit.

Foto: Simon Bartsch

Sie lacht, als sie von ihrer Wahl erfährt. „Wow, damit hätte ich gar nicht gerechnet“, freut sich Celina Proffen. Dass Celina lacht, ist nicht ungewöhnlich. „Sie ist mein Sonnenschein“, schwärmt ihr Trainer Dimitrios Lautenschläger nicht umsonst. „Sie ist immer gut drauf.“ Zum Strahlen hat die Taekwondoka aber auch allen Grund. Mit einer Energieleistung sicherte sich Proffen im Februar in der Gewichtsklasse bis 62 Kilogramm die deutsche Meisterschaft bei den Seniorinnen. Und jetzt gewinnt sie die Wahl zur Sportlerin des Monats. „Damit hätte ich echt nicht gerechnet“, sagt Proffen. „Mich kennt hier doch niemand.“

Mit fast 50 Prozent aller Stimmen setzte sich die 19-Jährige deutlich vor der Welt- und Europameisterin im Modernen Fünfkampf, Lena Schöneborn, Mittelstreckenkläuferin Konstanze Klosterhalfen, Badminton-Ass Raphael Beck und Tennis-Profi Annika Beck durch. „Das ist schon erstaunlich. Die anderen Nominierten haben auch alle so tolle Leistungen gebracht“, sagt die 19-Jährige.

Proffen ist bescheiden, denkt nicht an sich, sondern erst einmal an ihr Umfeld: „Ich freue mich für den Verein und für meinen Trainer.“ Für den kommen die Erfolge des Talents nicht überraschend. „Als ich sie zum ersten Mal kämpfen gesehen habe, wusste ich, dass da etwas in ihr steckt“, so Lautenschläger. Und dennoch war die Entwicklung der Wahl-Bonnerin so nicht abzusehen. Denn dass Proffen mal Kampfsport machen würde, war alles andere als geplant. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich meine Freundin nur einmal begleiten wollen, um ihr zu zeigen, wie lächerlich Taekwondo doch ist“, sagt Proffen heute. „Da stehen sich zwei Menschen in weißen Anzügen gegenüber und bekämpfen sich.“ Und doch ist sie seitdem nicht mehr von der südkoreanischen Sportart losgekommen. „Ich hatte lange das Gefühl, dass Taekwondo wie eine Droge ist“, sagt sie. „Ich konnte dann einfach nicht mehr ohne.“

Als Diplomaten-Tochter wuchs Proffen in den Niederlanden, Ägypten und Argentinien auf. Dort feierte sie die ersten Erfolge, nahm an internationalen Turnieren wie der Weltmeisterschaft sogar für Argentinien teil. Lange Zeit gab es für sie nur den Sport. „Das war schon ein enormer Druck“, sagt sie.

Beim Training in Swisttal wirkt sie dagegen vollkommen entspannt. Proffen lacht. Sie ist eine Frohnatur, fast schon rheinischer Art. Obwohl sie mit dem Rheinland noch nicht viel anfangen kann, scheint sie angekommen zu sein. „Ich hätte überall hin gehen können. Aber ich wollte nach Bonn“, sagt sie. „Wegen des Studiums, aber auch wegen Dimi.“ Lautenschläger hatte sie nach Swisttal geholt. Er gibt ihr die Freiräume, die sie braucht. Proffen trainiert nur zwei bis drei Mal die Woche in Swisttal. „Für mich war es einfach das Beste, hierhin zu kommen.“ Sie mag die Hofgartenwiese, den Rhein. Karneval? „Nein, das ist nicht so mein Ding.“

Beim Training nimmt Proffen fast schon schüchtern die Komplimente ihres Trainers entgegen, der es sich nicht nehmen lässt, ihre Leistungen vor der gesamten Mannschaft zu loben. „Natürlich habe ich mich über den Titel gefreut“, sagt sie. „Aber das ist nicht mein Ziel gewesen. Ich will nur meine Leistung abrufen.“ Proffen ist zielstrebig, weiß aber, dass der Sport nicht alles ist. Die theoretische Chance, für Argentinien an den Olympischen Spielen in Rio teilzunehmen, war zweitrangig. „Mir ist mein Studium im Moment wichtiger. Darauf liegt der Fokus. Alles andere kommt dazu.“ So wie die deutsche Meisterschaft in Gummersbach. Souverän sicherte sie sich den Titel. Die Olympischen Spiele in Tokyo 2020 sind für sie sicherlich eine Option, aber kein Muss.

Konzentriert geht sie in den Trainingskampf mit Freundin und Teamkameradin Yanna Schneider. Bei der ersten Unterbrechung muss sie aber schon wieder lachen. Proffen nimmt ihren Sport ernst, sie hat nur für sich gelernt, dass er mit weniger Verbissenheit und einem Lachen deutlich mehr Spaß machen kann.

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