GA-Sportler des Monats Christoph Breitbach holt sich zielsicher den Titel
Bonn · Bogenschütze Christoph Breitbach ist zum GA-Sportler des Monats April gewählt worden. Mit dem Nationalteam wurde er Dritter beim Weltcup in Guatemala. Dafür trainiert der 23-Jährige rund sechs Stunden täglich.
Der Anruf erreicht Christoph Breitbach mitten im Training. Wann auch sonst? Schließlich ist der 23-Jährige täglich locker sechs Stunden am Olympiastützpunkt in Berlin aktiv, sieben Tage die Woche. „Krass. Ich habe gewonnen?“, fragt Breitbach ungläubig und fügt an: „Damit habe ich wirklich nicht gerechnet!“
Vor ein paar Monaten war der junge Bogenschütze schon einmal nominiert. „Aber damals haben die bekannteren Sportler deutlich gewonnen“, sagt er. Damals. Denn im April ist die Wahl der GA-Leser eindeutig. Fast zwei Drittel der Stimmen hat Breitbach bekommen – und ist damit GA-Sportler des Monats. „Da hat meine Schwester ein bisschen nachgeholfen“, sagt er lachend. „Sie hat den Link zur Abstimmung an unsere alten Schulkameraden geschickt.“
Verdient hat er sich den Titel durch seine starken Leistungen mit der Bogen-Nationalmannschaft bei einem Weltcupturnier in Guatemala. Für Breitbach war es sein erster internationaler Auftritt im Nationalkader, und gleich landete das deutsche Herrentrio auf einem starken dritten Platz. „Das war auf jeden Fall bisher mein Highlight“, erzählt er. Zuvor hatte er 2019 schon an der Universiade in Neapel teilgenommen, den Olympischen Spielen der Universitäten, und war 17. geworden.
Für den gebürtigen Bonner ist Bogenschießen seit mehr als zwölf Jahren der zentrale Lebensinhalt. Mit zehn begleitete er seinen Vater Thomas zu den Bogenschützen Wachtberg in Pech. „Man konnte schon früh erkennen, dass er Talent hat“, erinnert sich Thomas Breitbach. Beim BSC Vorgebirge stieg Christoph ins regelmäßige Training ein und holte schon bald erste Titel bei Turnieren, wurde unter anderem Landesmeister in der Jugend und bei den Junioren.
Es folgten die Berufung in den Bundeskader und gleich nach dem Abitur der Umzug nach Berlin, wo im Olympiastützpunkt deutlich bessere Trainingsmöglichkeiten geboten werden. Nebenbei studiert der 23-Jährige Psychologie an der Humboldt-Universität in Berlin. Um sich noch mehr auf seinen Sport konzentrieren zu können, hat er sich bei der Bundeswehr für die Sportförderkompanie beworben.
Aber auch heute schon besteht Breitbachs Leben in erster Linie aus Training. Bis zu fünf Stunden täglich wird schießen geübt. Danach geht es in den Kraftraum. Hinzu kommt Mentaltraining mit einem eigenen Spezialisten oder dem Team-Psychologen des Bundeskaders. Denn gerade hierauf kommt es beim Bogenschießen besonders an. „Bei uns Spitzenschützen beruht die Leistung nur zu zehn Prozent auf der Technik und zu 90 Prozent auf Nervenstärke“, erklärt Breitbach. „Der ganze Schussablauf ist daher ein einziges Ritual.“
Allein der Bogen kostet 3000 Euro
Das ist auch nötig, schließlich geht ein Wettkampf über Stunden, in denen äußerste Präzision gefragt ist. 72 Pfeile werden pro Wertung auf die 70 Meter entfernte Scheibe abgeschossen. Das Zentrum, also die „Zehn“, ist nur zwölf Zentimeter groß. Trotzdem liegt Breitbachs Rekord in einem Wettkampf bei 669 Ringen. Ein Schnitt von 9,3 Punkten pro Pfeil.
Leben kann der Lannesdorfer von seinem Sport übrigens nicht, dafür reicht die kleine Unterstützung durch die Sporthilfe bei Weitem nicht aus. Zumal die Ausrüstung extrem teuer ist. Der Recurve-Bogen allein kostet knapp 3000 Euro, jeder Pfeil etwa 50. Pro Saison werden 50 Pfeile gebraucht. Manchmal auch mehr, etwa wenn einem Schützen ein „Robin Hood“ gelingt – ein schon in der Scheibe steckender Pfeil getroffen wird. „Das passiert öfter, als man denkt. Der Pfeil ist natürlich hin“, sagt Breitbach. Aber für sein Ziel, einmal zu Olympia zu fahren, nimmt er auch solche Kosten gern in Kauf.