Hockey-Bundesligaspielerin Lena Wenzel vom Bonner THV ist GA-Sportlerin des Monats Dezember
Bonn · Hockeyspielerin Lena Wenzel vom Bonner THV ist zur GA-Sportlerin des Monats Dezember gewählt worden. Ihre Mitspielerinnen planten den Triumph schon im Vorhinein fest ein.
Die Antwort kommt ein wenig zögerlich, fast schüchtern. Doch dann kann man das breite Grinsen quasi durch den Telefonhörer spüren. „Jaaaaaa???“, fließt es langsam aus Lena Wenzel auf die Frage heraus, ob sie sich vorstellen könne, warum der General-Anzeiger anruft. Jetzt fängt sie an zu lachen. „Die Mädels waren alle ziemlich aufgeregt, aber auch total zuversichtlich“, sagt sie. „Ich habe eher nicht daran geglaubt.“ Und doch hatten „die Mädels“, gemeint sind damit die Spielerinnen der Hockey-Frauenmannschaft des Bonner THV, recht. Denn sie selbst hatten sich mächtig ins Zeug gelegt und damit zum großen Triumph ihrer Mitspielerin beigetragen. Fast die Hälfte aller abgegebenen Stimmen bei der GA-Sportlerwahl entfielen letztlich auf Lena Wenzel, die damit zur GA-Sportlerin des Monats Dezember erkoren wurde.
Die Wahl, bei der die Leser des General-Anzeigers über den Sieger oder die Siegerin mitbestimmen können, war in der Kabine der Hallenbundesliga-Spielerinnen gleich nach der Nominierung der 24-Jährigen das Gesprächsthema Nummer eins. „Da wurde sofort die GA-Sportlergala geplant, wer alles mitkommen darf – dabei hatte ich doch noch gar nicht gewonnen“, erzählt Wenzel, die als Monatssiegerin natürlich bei der Gala des GA im Oktober, bei der Sportler und Mannschaft des Jahres ausgezeichnet werden, dabei sein wird. Doch beim BTHV wurde dieser Sieg auf Prioritätsstufe eins gesetzt. „Da haben alle im Club mitgemacht“, erzählt Wenzel. Zudem habe sie die Wahl auf Instagram geteilt. „Deshalb haben auch viele Freunde aus meiner Heimatstadt München abgestimmt.“
Verdient hat sich Wenzel ihren Titel durch ihre überragenden Leistungen in diesem Winter für den BTHV. Zehn Tore in neun Spielen erzielte sie in der Hallen-Bundesliga, obwohl sie zumeist in Mittelfeld oder Abwehr eingesetzt wird. Nur zwei Spielerinnen in der Liga trafen öfter. Und das Damenteam legte die erfolgreichste Saison in der Clubgeschichte hin. Nie zuvor war der Klassenerhalt in der Bundesliga so früh gesichert worden, der BTHV klopfte sogar an die Tür zum Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft, wurde letztlich Vierter in der Weststaffel.
Wenzel ist erst seit Herbst 2022 in Bonn. Mit dem Sport angefangen hatte sie mit sechs Jahren bei RW München, dann wechselte sie mit 16 zum TuS Obermenzig, wo sie in der 2. Feldbundesliga spielte. Später zog es sie zum Studium nach Kiel, Hockey spielte sie beim Großflottbeker THGC in Hamburg sogar in der Bundesliga. Nach dem Bachelor-Abschluss stand ein Wechsel zum Münchner SC im Raum, doch das Rennen machte Bonn.
Eine Pfütze sorgt für Innenbandriss
„Kristian Martens hat mich bei einem Turnier gesehen und dann angesprochen“, erzählt sie. Der Coach der Bonner Frauen konnte sie zu einem Besuch in der Bundesstadt überreden. „Ich war eine Woche in Bonn, habe mittrainiert, die Mädels kennengelernt – und war begeistert“, sagt Wenzel. Der Auftakt im Wasserland ging allerdings kräftig daneben. Denn noch vor dem Start in die Hallenrunde verletzte sich die 24-Jährige. „Beim letzten Testspiel war eine Pfütze auf dem Boden. Ich bin reingetreten, weggerutscht und habe mir das Innenband im Knie gerissen.“ Die Saison war beendet.
Stattdessen kümmerte sie sich um den Nachwuchs des BTHV. Ein Jahr lang trainierte sie gleich vier Jugendmannschaften von der U8 bis zur U14. „Ich war jeden Tag auf dem Platz, es hat riesigen Spaß gemacht.“ Seit Sommer 2023 geht das nicht mehr, da hat sie ihr Masterstudium in Agriculture and Food Economics an der Uni Bonn begonnen. Zeitlich reicht es da nur noch zum eigenen Training dreimal die Woche.
Wenzel stammt übrigens aus einer sehr sportlichen Familie. Ihre drei älteren Brüder haben allesamt American Football in der höchsten deutschen Liga gespielt. Bruder Jakob (26) war vergangenes Jahr sogar bei den Frankfurt Galaxy in der Profiliga European League of Football aktiv. Dabei hatten ihre Eltern die Kinder eigentlich eher musikalisch erziehen wollen. „Ich habe Flöte und Klavier gelernt“, sagt Wenzel. Mit gesteigertem Engagement im Hockey seien die Instrumente aber immer weiter in den Hintergrund gedrängt worden. „Ich kann nur noch den Flohwalzer – meine Klavierlehrerin wäre echt enttäuscht“, sagt sie lachend. Dafür hat es ja im Hockey geklappt, bis hin zur GA-Sportlerin des Monats.