Nachwuchs-Judoka gewinnt Herrenturnier Jano Rübo ist GA-Sportler des Monats April
Bonn · Jano Rübo ist GA-Sportler des Monats April. Der Judoka der SSF Bonn hat sich ein großes Ziel gesetzt: Ein Start bei Olympischen Spielen.
Als Jano Rübo von seiner Auszeichnung als GA-Sportler des Monats April erfuhr, sollte er eigentlich im Flieger nach Bosnien und Herzegowina sitzen. Doch statt sich beim European Cup mit anderen Athleten aus ganz Europa zu messen, stand für den Judoka der SSF Bonn Bettruhe auf dem Programm. „Ich liege gerade krank zu Hause, dabei hätte ich heute zu einem Turnier nach Sarajevo fliegen sollen. Das musste ich spontan absagen, da ich in den letzten Tagen Fieber hatte“, sagt er. Eine „schwere Entscheidung“ für ihn – „aber langfristig gesehen wohl die richtige.“
Da kommt die frohe Botschaft, die sich Rübo für seine Erfolge im April verdiente – darunter der Gewinn des European Cup in Dubrovnik in seinem ersten Seniorenjahr – gerade recht. „Das freut mich sehr, danke schön“, reagiert der junge Athlet bescheiden wie glücklich über seinen zweiten GA-Monatstitel. Auf den Cup in Kroatien fühlte er sich „bestens vorbereitet“. Bei dem stark besetzten Turnier zog der junge Judoka in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm, in der 53 Kämpfer antraten, souverän ins Halbfinale ein, in dem er sich seinem nationalen Konkurrenten Michel Adam gegenübersah. Nach einem intensiven Kampf der beiden Deutschen „war für mich klar, dass es der schwerste Kampf des Tages war und dass ich das Finale gut gewinnen kann“, resümiert Rübo.
Der 20-Jährige ging mit diesem Erfolg einen weiteren Schritt aus der Übergangsphase von den Junioren hin zu dem Seniorenklassement und zeigte einmal mehr, dass er auch den gestiegenen Anforderungen im Herrenbereich gewachsen ist. „Im vergangenen Jahr bei den Junioren war ich schon sehr erfolgreich und konnte drei Medaillen holen, darunter auch einmal Gold. Dieses Jahr habe ich angefangen bei der Deutschen Meisterschaft der Senioren und wurde direkt Vizemeister“, erzählt der Bonner, den es mit 15 Jahren in ein Sportinternat der Domstadt zog.
Diesen Übergang, findet er, habe er gut gemeistert: „Ich sehe keinen allzu großen Unterschied von mir zu den Top-Senioren. Es ist auch diese Erfahrung, die es braucht, die man auf noch größeren Turnieren sammelt.“ Und die Rübo bei kommenden Wettkämpfen noch sammeln will. Sein großer Traum: eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen. „Kurzfristig möchte ich mich auf den nächsten Turnieren im Männerbereich etablieren und mich step-by-step nach vorne kämpfen. Ob meine Leistung dann schon für die Olympischen Spiele 2024 in Paris reicht oder ob das zu weit gegriffen ist, wird sich zeigen“, sagt er. „Ich versuche zu beeinflussen, was ich beeinflussen kann, und werde meinen Weg gehen.“
Dankbar ist der Kampfsportler schon jetzt seinem Bonner Verein: „Beim Übergangsbereich zu den Senioren muss man viel Eigenbeteiligung bezahlen, da unterstützen mich die SSF schon sehr.“ Nichtsdestotrotz ist der aufstrebende Kampfsportler weiterhin auf der Suche nach Sponsoren und Unterstützern. Die Reisekosten wie den ausgefallenen Flug nach Sarajevo zahlt der Student größtenteils noch aus der eigenen Tasche.
Sein Kampfstil „ist und war und wird auch wohl nie der schönste sein“, gesteht Rübo, denn er weiß: „Schön ist eben nicht immer erfolgreich.“ Spektakuläre Wurftechniken, um den Kontrahenten auf die Matte zu befördern, sieht man bei ihm eher selten. „Ich bin sehr gut im taktischen Aspekt des Sports. Der Griffkampf und der Bodenkampf sind auch eine große Stärke von mir.“ Wenn er gerade nicht in der Halle kämpft, schreibt er an Hausarbeiten für sein Studium der Psychologie. Der ehrgeizige Athlet will sich nämlich nicht zu sehr auf den Sport versteifen, „deswegen habe ich mich auch nicht für ein Sportstudium entschieden, sondern für Psychologie.“
Psychologie reizt Rübo
Rübo studierte zunächst an der Universität zu Köln, doch die Wettkämpfe in ganz Europa, seine eigenen Leistungsansprüche sowie das „fehlende Verständnis für den Leistungssport“ an der Kölner Uni ließen den 20-Jährigen umdenken. Seit Anfang des Jahres studiert er daher an einer Fernhochschule, schreibt nun Hausarbeiten statt Klausuren mit Anwesenheitspflicht. Psychologie, das habe ihn schon immer gereizt. Seit einiger Zeit arbeitet Rübo mit dem Sportpsychologen Moritz Anderten zusammen, der auch die Fußballer des 1. FC Köln betreut. „Der Einfluss des Psychologen auf die Leistungsfähigkeit hat mich schon sehr begeistert“, sagt Rübo. Später einmal in einer ähnlichen Position Sportlern zu Spitzenleistungen zu verhelfen – „das kann ich mir schon gut vorstellen.“
Doch das nächste Etappenziel ist der Judo Grand Prix in Linz vom 25. bis 27. Mai. Ein größerer Wettkampf, für den er sich – auch mit der Absage vom Sarajevo-Cup – erholen wollte. Rübo, der sich selbst als „Typ, der nicht viel Vorbereitung braucht“, bezeichnet, geht nicht zum ersten Mal mit einer Erkrankung im Vorfeld an den Start. „Letztes Jahr habe ich mich kurz vor dem European Cup mit Corona infiziert.“ Obwohl er nicht trainieren konnte, nahm er trotzdem teil – und gewann. „Das war eines der besten Turniere, die ich je gekämpft habe“, erinnert sich der Judoka. Vielleicht ein gutes Omen für den nächsten Wettkampf.