Gerhard Hole Januar 2015: Gerhard Hole

BONN · Alt? Von wegen. Gerhard Hole ist ein Athlet. Das erkennt jeder, der ihn bei Training oder Wettkampf elegant durch das Schwimmbecken gleiten sieht.

 Erfolgreiches Schwimmer-Ehepaar: Gerhard und Ute Hole.

Erfolgreiches Schwimmer-Ehepaar: Gerhard und Ute Hole.

Foto: Maike Schramm

Und beobachtet, wie geschwind er aus dem Becken steigt. Der für die SSF Bonn startende 79-Jährige aus Sinzig, der zu Jahresbeginn mehrere Welt- und Europarekorde in seiner Altersklasse aufgestellt hat, wurde von den Lesern dieser Zeitung zum GA-Sportler des Monats Januar gewählt.

Leistungssport betrieb Hole bereits als junger Mann - wenn auch unter den gänzlich anderen Bedingungen, die in der Nachkriegszeit herrschten. Er war mehrfach württembergischer Meister, schwamm die 1500 Meter Freistil in rund 20 Minuten. "Für heutige Verhältnisse ist das schlecht", sagt er, gibt aber zu bedenken: "Wir hatten damals weder Hallenbäder noch beheizte Freibäder." Das war um 1950, Hole wuchs im Schwarzwaldort Nagold auf.

1968 kam der promovierte Jurist beruflich bedingt nach Bonn, wurde Ministerialrat im Verkehrsministerium. Zunächst bei Georg Leber. "Ich habe acht Minister überlebt", sagt Hole augenzwinkernd. Ein Leben ohne Sport war für ihn nie denkbar. Lange Jahre startete er für den ESV Blau-Rot Bonn.

Der Wechsel gemeinsam mit seiner ebenfalls als Seniorenschwimmerin erfolgreichen Ehefrau Ute zu den SSF erfolgte erst vor wenigen Jahren - "wegen der guten Trainingsbedingungen im Sportpark Nord, und selbstverständlich wegen des tollen Teams". Die Masters-Schwimmabteilung des größten Bonner Sportvereins hat rund 70 Mitglieder, die an nationalen und internationalen Wettkämpfen teilnehmen.

"Sport ist generell eine tolle Freizeitbeschäftigung", meint Hole: "Und hält gesund." Der 79-Jährige, der im Körper eines topfitten Mittvierzigers steckt, ist ein Paradebeispiel dafür, dass Bewegung fit hält. Zudem ein Vorbild für seine fünf Kinder ("Die machen alle Sport") und die acht Enkel, von denen vier Schwimmwettkämpfe bestreiten. "In den letzten Jahren war ich nicht einen Tag krank. Einen Hausarzt brauche ich nicht", sagt Hole.

Welchen Sinn aber macht Leistungssport noch im Alter? Wozu die Quälerei? "So empfinde ich das nicht", erklärt der Schwimm-Veteran seine Einstellung: "Direkt nach einem Wettkampf fühle ich mich selbstverständlich K.o. - aber im Training gehe ich nicht an die Grenze."

Am wichtigsten ist ihm die soziale Komponente. Er meint die Kontakte innerhalb der Bonner Schwimmerfamilie und die vielen internationalen Begegnungen bei Welt- und Europameisterschaften. "Die schönen Kontakte mit Kameraden, die ähnliche Lebenseinstellungen haben", sagt Hole. Und ergänzt: "Etwas Besonderes sind die Bekanntschaften über Kontinente hinweg. Die reichen bis nach Neuseeland."

An dieser Stelle schließt sich ein Kreis, denn dieses Motiv steht auch bei jungen Leistungssportlern ganz oben - vor allem in Sportarten, in denen sich selbst als Spitzenkönner kein Geld verdienen lässt. Und neurotische Motive stecken wirklich nicht hinter seinem Ehrgeiz? Nicht die verzweifelte Suche nach Anerkennung? "Ich freue mich über Erfolge. Aber sie sind nicht mein Hauptziel", sagt Hole. So fröhlich, ruhig und ausgeglichen, wie der GA-Sportler des Monats dabei wirkt, klingt das zu 100 Prozent überzeugend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort