GA-Sportlerwahl Kanu-Olympiasieger Max Rendschmidt ist zurück im Wettkampfgeschehen

Bonn · Der Kanute hat die ersten Rennen bestritten. Nun bereitet sich der Rekordgewinner bei der GA-Sportlerwahl auf die Deutschen Meisterschaften im Einer-Kajak vor.

Training auf der Heimstrecke: Während der Corona-Pause konnte Max Rendschmidt immerhin auf dem Rhein paddeln.

Training auf der Heimstrecke: Während der Corona-Pause konnte Max Rendschmidt immerhin auf dem Rhein paddeln.

Foto: Bartsch

Es ist wohl nicht falsch, bei Max Rendschmidt vom „Mr. GA-Sportler des Jahres“ zu sprechen. In den Jahren 2015, 2016 und 2018 sicherte sich der Kanute aus Ramersdorf den ersten Platz bei der Sportlerwahl und ist damit der Rekordgewinner der seit 2013 vergebenen Trophäe. Den Gedanken, dass die Auszeichnung für den erfolgsverwöhnten Seriensieger aufgrund der Redundanz an Bedeutung verlieren könnte, schiebt der mehrfache Kanu-Welt- und -Europameister und Doppel-Olympiasieger von Rio 2016 allerdings resolut beiseite.

„Die Wahl hat einen sehr hohen Stellenwert für mich und für die Region. Sowohl durch die Monats- als auch die Jahreswahl erfahren wir als Athleten viel Aufmerksamkeit“, sagt er. „Für die meisten Sportler ist die Saison Ende des Sommers vorbei, weshalb es umso schöner ist, auf der Gala zum GA-Sportler des Jahres im Herbst noch einmal im Scheinwerferlicht zu stehen.“

In diesem Jahr ist allerdings auch für Max Rendschmidt die Saison fast schon vorbei, ehe sie so richtig an Fahrt aufgenommen hat. Mitte März bereitete sich der 26-Jährige in Sevilla auf die Olympischen Spiele in Tokio vor, als die Verbreitung des Coronavirus in Europa für einen jähen Abbruch des Trainingslagers sorgte. „Eigentlich waren zwei Trainingswochen angesetzt. Mit der Zeit wurde aber klar, dass wir vorher nach Hause reisen müssen, und unsere Betreuer haben uns gesagt, dass wir unsere Sachen bereithalten sollten“, erinnert sich Rendschmidt. „Dann ging es auf einmal ganz schnell, und wir sind in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aufgebrochen.“

Um 21.30 Uhr verließ die Trainingsgruppe in drei Taxen ihren Aufenthaltsort Richtung Flughafen. Nicht jedoch zum Flughafen in Sevilla, sondern ins portugiesische Faro, da ein gemeinsamer Rückflug aufgrund der europaweiten Rückholaktion von Sevilla aus nicht mehr möglich gewesen wäre. Am nächsten Morgen startete der Flieger, und zur Mittagszeit waren die Kanuten endlich wieder in ihrer Heimat. „Ein sehr spannendes Erlebnis, auf das ich gut und gerne hätte verzichten können“, fasst der 26-Jährige zusammen.

Die Zeit danach war für Rendschmidt – wie auch für zahllose andere Athleten – geprägt von Ungewissheit und Improvisation. Ein Trainingslager im Bundesleistungszentrum Kienbaum wurde aufgrund der zu großen Infektionsgefahr abgesagt, auch die Heimstrecke seines Vereins KG Essen war gesperrt. Kurzerhand wurde der Trainingsstandort nach Bonn verlegt, wo Rendschmidt zu Hause Geräte für das Krafttraining zur Verfügung stehen und der Rhein als Trainingsstrecke diente.

„Natürlich waren die Bedingungen nicht so ideal wie im Leistungszentrum oder in Essen, aber im Gegensatz zu anderen Sportlern, die teilweise gar keine Trainingsmöglichkeiten hatten, ging es mir noch ziemlich gut“, sagt Rendschmidt. „Die Verschiebung der Olympischen Spiele musste ich schon erst einmal verdauen, aber jetzt ist eben 2021 das große Ziel, und so langsam geht es ja bei uns auch wieder mit den Wettkämpfen los.“

Zwei Leistungsüberprüfungen veranstaltete der Deutsche Kanu-Verband (DKV) seit Ende Juni in Duisburg-Wedau, bei denen allerdings nur im Einer gefahren wird. Vor allem mit Platz vier über 250 Meter und Platz drei über 1000 Meter bei der ersten Überprüfung war Rendschmidt zufrieden – zumal seine Paradeboote Zweier- und Vierer-Kajak sind. „Es war ein gutes Gefühl, nach der langen Pause wieder einmal einen Wettkampf zu bestreiten“, sagt er. „Die zweite Überprüfung lief mit Platz fünf und sieben zwar nicht wie erhofft, aber die Hauptsache ist, dass wir wieder Rennen fahren.“

Geplant ist nun ein weitestgehend normaler Verlauf bis zum Saisonende Anfang September. Die deutschen Meisterschaften im Einer-Kajak stehen in knapp vier Wochen auf dem Programm, für Ende August ist ein Trainingslager angesetzt, zum Abschluss steht noch ein letzter interner Wettkampf an.

Danach geht es für Rendschmidt erst einmal in den Urlaub, bevor dann ab Oktober der Aufbau für die neue Saison startet und der Fokus auf Tokio 2021 gelegt wird. Mit dem klaren Ziel vor Augen, den beiden Goldmedaillen von Rio weitere Medaillen zur Sammlung hinzuzufügen. Es würde seine Chancen bei der GA-Sportlerwahl sicher nicht schmälern.

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