GA-Sportlerwahl Christian Knees juckt es in den Beinen

BONN. · Der Rheinbacher Radsportler Christian Knees hält sich in der Corona-Pause so gut es geht fit und ist heiß auf den Neustart. Im August soll es wieder auf die Rennstrecke gehen.

 Den Blick hoffnungsvoll nach vorn hat Christian Knees gerichtet. Ab August soll es die ersten Rennen geben.

Den Blick hoffnungsvoll nach vorn hat Christian Knees gerichtet. Ab August soll es die ersten Rennen geben.

Foto: imago images / Sirotti/Fotoreporter Sirotti Stefano;via www.imago-images.de

In Europa steht der Sommer unmittelbar vor der Tür, doch für Christian Knees ist im Moment Winter – zumindest hinsichtlich seines Trainings. „Ich befinde mich gerade quasi wieder in der Saisonvorbereitung und in einem Stadium, in dem ich sonst immer Anfang des Jahres bin“, sagt der Radprofi des englischen Spitzenteams Ineos. „In der Eifel sammle ich Höhenmeter und arbeite an meiner Grundlagenausdauer. Ansonsten mache ich Krafttraining und konzentriere mich auf Stabilitätsübungen.“

Knees juckt es in den Beinen
Foto: General-Anzeiger

Auch das Fahrerfeld, das derzeit eigentlich beim Giro d’Italia um Etappensiege und die Gesamtwertung kämpfen sollte, ist vom Coronavirus ausgebremst worden. Knees selbst bekam Ende Februar in den Vereinigten Arabischen Emiraten hautnah mit, wie die UAE Tour aufgrund zweier positiver Fälle von Mitarbeitern eines italienischen Radteams abgebrochen wurde. „Es hat gegen fünf Uhr an meiner Tür geklopft“, erzählt Knees. „Vor mir stand unser Mannschaftsarzt, der mich zum Coronavirus-Test schickte. Alle Mannschaften, die in unserem Hotel gewohnt haben, mussten dahin.“ Erst zwei Tage und einen negativen Testbefund später durfte sich Knees in den Flieger setzen und nach Hause fliegen.

Grober Plan steht

Seitdem stehen wettkampfmäßig die Räder still, und auch Knees wartet in seiner Heimat Rheinbach-Wormersdorf auf den Neustart. Dieser soll laut Radsport-Dachverband Union Cycliste Internationale (UCI) Anfang August mit den Tagesrennen Strade Bianche und Mailand-Sanremo erfolgen und Ende August mit dem Beginn der Tour de France seinen Höhepunkt erreichen. Den Schlusspunkt würde die spanische Rundtour Vuelta a España setzen, die vom 20. Oktober bis zum 8. November stattfinden soll.

Der grobe Plan für das laufende Kalenderjahr steht demnach. Für den individuellen Plan von Knees lässt sich dies hingegen nicht behaupten. „Für die einzelnen Teams ist es dieses Jahr besonders schwierig zu entscheiden, wer bei welchem Tagesrennen oder bei welcher Rundfahrt eingesetzt wird“, sagt der 39-Jährige. „Die Ungewissheit, ob die Rennen überhaupt gestartet werden und der verschobene Jahresablauf verlangen Spontaneität und Flexibilität. Ich kann derzeit noch gar nicht sagen, wo ich fahren werde.“

Hartes Training und ungewöhnliche Methoden

Was Knees allerdings mit großer Gewissheit sagen kann, ist, dass er trotz fortgeschrittenem Sportleralter noch voll motiviert ist. Knees: „Ich fühle mich sehr gut, habe immer noch Spaß an meinem Beruf und würde gerne auch nächste Saison noch fahren. Ohne Rennen ist es zwar schwierig, sich für einen neuen Vertrag zu empfehlen, aber wenn es wieder losgeht, will ich topfit sein.“ Dafür trainiert er hart und greift auf Methoden zurück, die im normalen Trainingsalltag keinen Platz finden. „Letztens habe ich meine jüngste Tochter in den Kinderwagen gesetzt und bin mit ihr einen Halbmarathon gelaufen“, sagt Knees. „Die größere Tochter ist auf dem Fahrrad nebenhergefahren. Das ist eine schöne Abwechslung und eine gute Möglichkeit, Training und Familie zu vereinen.“

Doch inzwischen juckt es auch bei Knees wieder in den Beinen – und die Vorfreude auf den Wettkampf steigt. Vor allem, wenn er an vergangene Erfolge wie den Gesamtsieg seines langjährigen Teamkollegen Chris Froome bei der Tour de France 2017 zurückdenkt. Als persönlicher „Bodyguard“ begleitete Knees seinen Kapitän damals durch drei strapazierende Wochen und opferte sich bis zur Ankunft in Paris für ihn auf. Zur Belohnung wurde Knees zum GA-Sportler des Monats Juli gewählt. „Diese Tour war etwas ganz Besonderes. Dass ich dann auch noch solch eine Anerkennung von den Menschen aus meiner Region bekomme, hat mich umso mehr gefreut“, erinnert sich Knees. „Schließlich habe ich keinen Titel gewonnen und bin gegen Einzelsportler angetreten, die große individuelle Erfolge feiern konnten.“

Kontakt zu anderen Sportlern aus der Region

Auch die Gala zum GA-Sportler des Jahres hat er noch in bester Erinnerung. „Das ist einfach eine schöne Veranstaltung. Man kommt mit vielen anderen Sportlern in Kontakt und kann sich austauschen“, so Knees. „Ich habe zum Beispiel mit Sarah Liegmann gesprochen, die aus meinem Ort kommt, und sie daraufhin beim Kickbox-Training in Rheinbach besucht und stehe seitdem auch in Kontakt mit anderen Sportlern aus der Region.“

Letztes Jahr nahm Knees dann eine andere Rolle ein und war neben FC-Spieler Dominick Drexler und Baskets-Kapitän TJ DiLeo einer von drei Sportlern in der Jury der GA-Sportlerwahl 2019. Vom Kandidaten zum Juror und bald vielleicht wieder eine Rolle rückwärts? Denn falls die Tour bald wieder an Fahrt aufnehmen und Knees an vergangene Leistungen anknüpfen sollte, wäre auch im Herbst seiner Karriere eine Teilnahme als GA-Sportler des Monats möglich.

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