Baskets-Center ist GA-Sportler des Monats Leon Kratzer: „Die ganze Stadt soll stolz auf uns sein“
Bonn · Basketballer Leon Kratzer ist GA-Sportler des Monats März. Der Center der Telekom Baskets hat sich in dieser Saison noch große Ziele gesetzt.
Werbung in eigener Sache, etwa über seine Social-Media-Kanäle, hat Leon Kratzer nicht gemacht. „Ich war so fokussiert, ich habe gar nicht mitbekommen, dass ich nominiert war“, gesteht der 2,11 Meter große Hüne mit einem schelmischen Grinsen. Fokussiert auf Basketball, auf den nächsten Gegner, das nächste Training – Coach Tuomas Iisalo hört solche Aussagen sicherlich gerne, ist es doch genau diese volle Konzentration, die der Finne seinen Spielern tagtäglich predigt. Kratzer hat sehr genau zugehört und statt Eigenwerbung lieber Taten sprechen lassen. Große Taten, die die Leser des General-Anzeigers nicht nur erfreut zur Kenntnis genommen, sondern auch mit einer besonderen Auszeichnung geehrt haben: GA-Sportler des Monats März.
Dabei waren es nicht nur einzelne herausragende Leistungen des Centers der Telekom Baskets Bonn im ersten Frühlingsmonat, die ihm die klare Majorität der Leserstimmen einbrachten. Wenn auch seine 16 Punkte und fünf Rebounds beim 91:75-Sieg gegen die Riesen Ludwigsburg im März herausstachen. Vielmehr präsentiert sich der Nationalspieler schon die ganze Saison über in bestechender Form. „Das ist wahrscheinlich die beste Saison meiner bisherigen Karriere“, gibt er selbst unumwunden zu. „Ich bin aggressiver geworden, zeige offensiv wie defensiv mehr Präsenz. Und ich bin reifer geworden“, erklärt der gebürtige Bayreuther, der mit gerade einmal 26 Jahren im jungen Baskets-Team schon zu den Erfahreneren gehört.
Einen entscheidenden Anteil an seiner enormen Leistungssteigerung sieht Kratzer bei seinem Coach. „Tuomas Iisalo verlangt sehr viel von uns“, erklärt er. Konzentration, Kampf und auch Disziplin gehören zu den Eigenschaften, die der Trainer fordert. Gerade an Letzterer hat Kratzer gearbeitet, vor allem in puncto Foulspiel. Denn während er sich in der Vergangenheit häufig früh in Foulprobleme brachte, gerät er heute selten in Gefahr, nach dem fünften Vergehen vom Spiel ausgeschlossen zu werden. „Da war in den vergangenen Jahren auch oft Frust dabei, der zu unnötigen Fouls geführt hat“, sagt er und spricht damit seine „nicht gerade optimalen Leistungen“ in seinen ersten beiden Baskets-Jahren an. Jetzt bleibt er ruhiger und ist deutlich erfolgreicher.
Seine größte Stärke hat der größte Basket – fast schon natürlich – im Reboundspiel. 6,6 zurückspringende Bälle greift sich Kratzer im Schnitt pro Partie, nur sieben Spieler in der Basketball-Bundesliga (BBL) kommen auf mehr. Bei den Offensiv-Rebounds ist der Bonner mit 3,3 im Schnitt sogar führend unter allen Bundesliga-Spielern. „Offensiv-Rebounds sind in erster Linie Wille und Kampf“, erklärt er. „Aber es macht einen Riesenspaß, die Enttäuschung der Gegner zu sehen, wenn man den Ball unter dem Korb ergattert hat.“
Basketballer und Ringer
Apropos Kampf: Eigentlich seien Center ja gar keine reinen Basketballer, meint der 26-Jährige. Das habe ihm der ehemalige Baskets-Star Klaus Perwas, der heute unter anderem als Co-Trainer bei der Nationalmannschaft fungiert, beigebracht. „Klaus sagt immer: Ihr ,Big Men‘ betreibt zwei Sportarten: Basketball und Ringen.“ Tatsächlich gehe es unter den Körben – abseits des klassischen Spielgeschehens – oft heiß her. „Ausboxen, halten, schieben, das ist klassischer Ringkampf“, sagt Kratzer. Und fügt lachend an: „Da gibt es auf beiden Seiten auch sehr viele Fouls, die die Schiedsrichter nicht sehen.“
Über die Auszeichnung zum GA-Sportler des Monats hat sich Kratzer sehr gefreut. „Das ist etwas Besonderes und zeigt, dass ich gute Leistungen abgeliefert habe“, sagt er. Wenn es nach ihm geht, soll das aber nicht das Ende der Trophäen in diesem Jahr sein. „Ich würde gerne einen Titel gewinnen, das wäre schon schön.“ Tatsächlich sind sogar zwei für die Baskets drin, gerade nach dem überragenden Sieg gegen Alba Berlin am Dienstag (84:77), zu dem Kratzer neun Punkte beisteuerte.
„Ich würde gerne einen Titel gewinnen“
Bonn ist nun Tabellenführer der Bundesliga und geht als einer der Favoriten in die Playoffs. Zudem steht das Team im Final Four der Champions League, fährt am 12. und 14. Mai zum Finalturnier nach Malaga. Und wenn es nicht klappt? „Dann will ich, dass wir alles reingeworfen, alles gegeben haben. Und dass dies eine Saison ist, an die sich alle erinnern – wir Spieler, die Coaches, die Clubmitarbeiter und die Fans. Dass die ganze Stadt stolz auf uns sein kann.“