Sportlerwahl März 2016: Jean-David Koch

BONN · Die GA-Leser haben abgestimmt: Der Hockeyspieler Jean-David Koch ist der Sportler des Monats März.

46,7 Prozent der GA-Leser stimmten für Jean-David Koch (links).

46,7 Prozent der GA-Leser stimmten für Jean-David Koch (links).

Foto: Horst Müller

Eigentlich wollte Jean-David Koch noch ein bisschen Werbung für sich machen. In den sozialen Netzwerken – zu spät. Irrtümlicherweise dachte er, die Wahl zum Sportler des Monats laufe bis Ende April. Aber er musste keine Wähler mobilisieren; es reichte auch so für den Hockeyspieler des HTC Schwarz-Weiß Bonn: Bei der März-Wahl entschieden sich die GA-Leser für den Torjäger des frischgebackenen Oberliga-Aufsteigers.

„Wie? Die Wahl ist schon vorbei?“, fragte der 24-Jährige, als er informiert wurde. „Und ich habe gewonnen? Cool. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Ich freu' mich riesig – vor allem auch für meinen Club.“ Er hatte ausnahmsweise zum Telefon gegriffen, denn er steckt in den Vorbereitungen zu den mündlichen Prüfungen fürs juristische Staatsexamen und konzentriert sich in der Bibliothek und am Schreibtisch mit dem gleichen Ehrgeiz und der gleichen Konsequenz, die er auch auf dem Hockeyfeld mitbringt.

Dass er sich für seinen Club und die „Exotensportart Hockey“, wie er es nennt, freut, sagt einiges über den Halb-Franzosen aus. Sein Club ist der HTC – auch wenn ihn sein Talent zu RW Köln und zum Racing Club de France in Paris brachte. In Ippendorf hat er Hockey- und Tennisspielen gelernt. Kaum eine Handvoll Häuser gibt es, die näher an der Clubanlage der Schwarz-Weißen stehen als sein Elternhaus. Als er so gut wurde, dass die westdeutschen Auswahlmannschaften auf ihn aufmerksam wurden, stieg der Aufwand, er musste sich entscheiden. Warum Hockey? „Ich wollte lieber Mannschaftssport machen“, sagt Koch.

Auch sein Trainer Thomas Wiening schätzt den Mannschaftssportler Koch, dessen Bruder Maxime ebenfalls im Aufsteigerteam spielt. „Er ist ein Vorbild auf und neben dem Platz“, sagt Wiening über seinen Top-Torschützen. „Wenn er einen Fehler macht, ärgert er sich kurz – und macht es in der nächsten Aktion besser. Er kämpft immer bis zur letzten Sekunde und – was ich als Trainer besonders schätze – er zieht seine Teamkameraden mit dieser Einstellung mit.“

Eine Einstellung, die ihn gepaart mit reichlich Talent weit gebracht hat. „Ich wollte Nationalspieler werden“, erklärt er, warum er von „seinem“ Club zum Bundesligisten und 18-maligen (Feld und Halle) Meister Rot-Weiß Köln wechselte. Bald wurde der französische Verband auf ihn aufmerksam und berief ihn in die U-Nationalmannschaften. „Ich habe nie darüber nachgedacht, dass ich mich zwischen Deutschland und Frankreich entscheiden muss – obwohl: Schon als Kind habe ich zu den französischen Fußballern gehalten. Zidane und so...“

2012/13 machte er ein Auslandssemester in Paris und spielte für Racing. Nach Platz drei und zwei wurde er mit seinem Team in der dritten Saison französischer Meister und spielte in der Champions League. Da war der Aufwand allerdings erheblich. Zwei Spielzeiten trainierte er in Bonn mit und pendelte am Wochenende nach Paris – und von dort aus zu den Auswärtsspielen. „Meine Freizeit fand im Zug statt“, sagt er. „Aber es war eine tolle Zeit.“ In zwei der drei Saisons wurde er zudem Torschützenkönig der ersten französischen Liga.

Jetzt hat er neben der Juristerei seine Schwarz-Weißen eine Klasse höher geschossen. Aber irgendwann, sagt er, „würde ich gerne nochmal in der ersten französischen Liga spielen.“

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