Betreutes Fahren Das G-A-Team testet Ski Alpin

Neuss · Passend zu den Olympischen Winterspielen hat sich das G-A-Team ebenfalls an eine Wintersportart gewagt und Ski Alpin ausprobiert. Für Kathrin Nitschke und Nicolas Ottersbach ging es mit dem Skiclub Bonn in der Skihalle Neuss auf die Piste.

 Kathrin Nitschke macht ihre ersten Fahrversuche. Ski Alpin-Profi Kimberly Wilke fährt vor und hält Händchen.

Kathrin Nitschke macht ihre ersten Fahrversuche. Ski Alpin-Profi Kimberly Wilke fährt vor und hält Händchen.

Foto: Christine Siefer

Es ist spät, es ist kalt und mit Skiern unter den Füßen geht jegliche Kontrolle über den eigenen Körper verloren. Während auf der einen Seite der Skihalle in Neuss die Routiniers die steile Piste herunterbrettern und mit den Skistöcken gegen die Slalomstangen schlagen, beginnt auf der andere Seite die Skistunde beim Skiclub Bonn für das G-A-Team mit Pizza und Pommes. Pizza und Pommes? „Ja, so sehen die Skier aus, wenn man sie abwechselnd zum Bremsen spitz zusammenführt und zum Fahren wieder parallel stellt“, erklärt Kimberly Wilke.

Sie und ihr Bruder Jeremias sind Profis auf den Brettern. Beide fahren seit Kindertagen Ski. Und fast jedes Wochenende geht es mit dem Skiclub Bonn in die Berge. Das harte Training und die Disziplin zahlen sich aus: Die 17 und 18 Jahre alten Geschwister sind höchst erfolgreich im alpinen Skirennsport.

Und jetzt sind sie die Trainer von zwei absoluten Neulingen. Kathrin Nitschke darf nach einem schweren Sturz vom Pferd exakt zwei Sportarten nicht mehr machen: Reiten und Skifahren. Dementsprechend ängstlich ist sie, als es erst mit einem, später mit zwei Skiern über den künstlich erzeugten Schnee geht. Ich bin das genaue Gegenteil. Bisher war ich einmal in der siebten Klasse Skifahren und habe dabei den Fahrstil „Kanone“ geprägt. Ein wenig übermütig und vor allem ungebremst, weil ich die Technik nicht beherrsche.

Zuerst geht es auf den Idiotenhügel

Die Wilkes haben für uns beide das richtige Anfängerprogramm: Am sogenannten "Idiotenhügel", der besonders flach und am Ende gepolstert ist, machen viele ihre ersten Erfahrungen. Ein Förderband transportiert die Laien behutsam von unten nach oben, fast so wie Schokohasen, die eine Glasur bekommen. Statt süßer Verzierung warten dort die Trainer mit der nächsten Herausforderung.

Lektion Nummer eins: Bremsen. Pizza. Oder Schneepflug. „Wenn ihr die vorderen Skispitzen zusammenbringt, bremst das ganz gut“, erklärt Wilke. So gut, dass es nach wenigen Minuten auf die richtige, die blaue Piste geht. Die Farbe Blau entspricht einer leichten Abfahrt mit nicht mehr als 25 Prozent Gefälle. Steiler sind rote und schwarze Pisten, die die Skihalle aber nicht hergibt.

Lektion Nummer zwei: Bögen. „Wenn ihr nach rechts fahren wollt, belastet ihr den linken und für einen Bogen nach links den rechten Fuß“, erklärt Jeremias Wilke geduldig. „Je mehr ihr die Ski parallel haltet, desto schneller fahrt ihr.“ Das kostet Überwindung. Denn stets beschleicht einen das Gefühl, nicht rechtzeitig anhalten zu können oder gar zu stürzen. Das ist Lektion zweieinhalb. „Lasst euch am besten zur Seite fallen, so, dass die Skier sich nicht verdrehen.“ Explizit geprobt wird das aber nicht. Die Schwerkraft wird's regeln. Momentan ist ohnehin alles überfordernd.

Mein Blick ist ständig auf den Boden gerichtet, nur ab und zu schweift er nach oben, um zu sehen, wo die Fahrt hingeht. Im Hintergrund gibt das rhythmische Schlagen der Slalomstangen den Takt vor. „Das machen die Sportler, um möglichst nah und schnell an den Stangen vorbeizufahren“, sagt Jeremias. Kathrin Nitschke zuckt bei jedem Schlagen zusammen. Der Respekt vor einem Sturz ist ihr anzumerken. Sie fährt vorsichtig.

Ich selbst versuche die Sorge durch Scherze und Mut zu überspielen. Aber auch bei mir kommen die Geschichten von Kreuzbandrissen und gebrochenen Knochen der skierfahrenen Kollegen hoch. „Stürze können immer passieren“, sagt Jeremias unverblümt. Er rät, langsam zu fahren.

Echtes Winterfeeling gibt es nur in den Bergen

Trotz der Schneemassen mitten im zehn Grad warmen Neuss will kein richtiges Alpenflair aufkommen. Zwar sind an den endlos langen Wänden Bergpanoramen aufgehängt und im Servicebereich gibt es einen zünftigen "Stadl". Mit den Abfahrten Österreichs ist das aber nicht zu vergleichen. „In den Bergen macht's am meisten Spaß“, erzählt Jeremias Wilke. Die Skihalle ist eine Notlösung. Der Skiclub bietet deshalb regelmäßig Gemeinschaftsreisen an. Hier trifft das Klischee des teuren Skisports tatsächlich zu. Die Ausrüstung kann man sich zwar vor Ort und beim Verein leihen.

Wer öfter fährt, sollte allerdings in eigene Skier und Schuhe investieren. Dazu kommen Skianzug, Helm und natürlich die Fahrten ins Skigebiet. Ohne die Unterstützung der Eltern – Kimberly und Jeremias Wilke haben schon im Kleinkindalter angefangen – ist der Sport für Jugendliche kaum erschwinglich. „Je früher man mit dem Skifahren beginnt, desto besser ist es“, sagt Kimberly. Die Kleinen seien nicht so ängstlich und würden deshalb schnell Fortschritte machen. Daran nehme ich mir ein Beispiel.

Tipps kommen aus erster Hand, vom zwölfjährigen Silas. „Einfach fahren, in die Knie gehen und das Gewicht verlagern, aber nicht zu weit nach hinten“, rät er. Sonst verliere man das Gleichgewicht und stürze auf den Rücken. Pizza und Pommes macht er schon lange nicht mehr – er carvt.

Das ist Lektion Nummer drei. Die Bretter stehen parallel, gelenkt wird durch das Verlagern des Körpergewichts. Die Profis Kimberly und Jeremias Wilke schaffen es dadurch, extrem enge Kurven zu fahren, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren. In der Skihalle kommen sie so auf etwa 60 Stundenkilometer. „Auf der legendären Streif in Kitzbühel ist der Topspeed 140“, sagt Wilke.

Beruhigend, dass Anfänger dieses Tempo nicht erreichen. Auch wenn die ersten Versuche mühselig und für Außenstehende amüsant sind – irgendwie sieht jede Bewegung wie ein Entengang aus – ist der Spaßfaktor groß. Wie es wohl sein mag, wenn man richtig Skifahren kann? Die Wilkes empfehlen, einen Skiurlaub in schöner Natur zu machen. „Dann kommt fast jeder auf den Geschmack.“

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