Horner ältester Rundfahrt-Sieger - Show auf dem Angliru

Madrid/Berlin · Im Alter von 41 Jahren und 327 Tagen hat sich Christopher Horner in die Geschichtsbücher des Radsports gekämpft. Noch nie vor ihm hat ein Radprofi in diesem Alter eine der drei großen Länder-Rundfahrten gewonnen.

 Christopher Horner sicherte sich mit 41 Jahren den Vuelta-Sieg - das hat in seinem Alter noch keiner geschafft. Foto: Javier Lizon

Christopher Horner sicherte sich mit 41 Jahren den Vuelta-Sieg - das hat in seinem Alter noch keiner geschafft. Foto: Javier Lizon

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Der RadioShack-Fahrer, den im Frühjahr eine Knieverletzung schachmatt setzte, hat sein Meisterstück bei der 68. Spanien-Rundfahrt abgelegt - als erster Amerikaner. In der Endabrechnung verwies er Vincenzo Nibali (Italien) mit 37 Sekunden geschlagen auf Platz zwei vor Alejandro Valverde (Spanien/+ 1:36). In einem denkwürdigen Duell hatte Horner seinen Hauptkonkurrenten Nibali an den nebelverhangenen, bis zu 23,5 Prozent steilen Rampen des Angliru endgültig niedergerungen. "Es kam mir vor, als hätte Nibali auf den letzten zwölf Kilometern 10- oder 20-mal attackiert", sagte Horner.

Im Finale reichte ihm nach 110 Kilometer in Madrid ein Platz im geschlagenen Hauptfeld zeitgleich hinter dem letzten Tagessieger Michael Matthews aus Australien. Die sehenswerte Vorstellung des deutschen Zweitliga-Teams NetApp rundete Etappensieger Leopold König (Tschechien) mit Rang neun im Gesamtklassement ab. Bester Deutscher war Dominik Nerz aus Wangen auf Platz 14.

Am Samstag hatte Horner dem Sizilianer, der im Mai in souveräner Manier den Giro gewonnen und lange Zeit auch wie der Vuelta-Sieger ausgesehen hatte, erneut im Hochgebirge distanziert. Zwei Betreuer nahmen ihn in die Mitte und mussten ihn stützen, nachdem der US-Profi auf dem Alto de Angliru auf Platz zwei hinter dem nur 57 Kilogramm leichten und 20 Jahre jüngeren Tagessieger Kenny Elissonde (Frankreich) im Zickzack-Kurs durchs Ziel gefahren war.

"Er hat sich nach seiner Verletzung mit einem unglaublichen Ehrgeiz zurückgekämpft. Vielleicht war es jetzt sein Vorteil, dass ihm das regnerische und kalte Frühjahr erspart blieb und er frisch in den Herbst gekommen ist", lobte ihn sein 39 Jahre alter Teamkollege Danilo Hondo. Der glatzköpfige Horner, der von 2009 bis 2011 mit Lance Armstrong in einer Mannschaft fuhr, schwärmte von sich selber: "Einen Typ wie mich, der in diesem Alter eine Grand Tour gewinnt, wird es vielleicht nie mehr geben".

Der eindrucksvolle Sieg in Spanien dürfte dem reifen Radprofi, der seine Gala mit nur 14 Renntagen in den Beinen startete, beste Verhandlungsargumente geliefert haben. Bis zum Wochenende hatte Horner, der seinen ersten Profisieg im Alter von 29 einfuhr, noch keine konkreten Vertragsangebote für 2014 vorliegen.

Nibali, der am Freitag das Rote Trikot des Spitzenreiters an seinen nimmermüden Widersacher abtreten musste, kämpfte am Samstag ebenfalls bis zum Umfallen. "Mehr ging nicht, ich habe alles versucht. Das war eine große Schlacht", sagte der Astana-Kapitän, der nach einer seiner zahlreichen Attacken drei Kilometer vor dem Ziel nach vorne im Nebel verschwunden war. Aber nicht mal eine Minute später war Horner wie ein böser Schatten wieder an seinem Hinterrad.

"Von der Couch aus gesehen, war das bestimmt eine große Show", meinte Horner über den erbitterten Kampf Mann gegen Mann, bei dem der drittplatzierte Valverde nur als besserer Statist diente. Die "Gazzetta dello Sport" attestierte Nibali das "Kämpferherz eines Löwen".

Ruhe ist jetzt die erste Bürgerpflicht für den strapazierten Nibali. In 14 Tagen will er in Florenz einen Heimsieg feiern und Straßen-Weltmeister werden. Der Kurs wurde ihm quasi auf den Leib geschneidert. Aber die Konkurrenz, angeführt von Tour de France-Gewinner Christopher Froome, wird auch in der Toskana unerbittlich zur Sache gehen.

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