Handball-WM: Deutschland gegen Ungarn Im Tal der Ahnungslosen

Meinung · Bei der Internet-Übertragung des WM-Spiels der deutschen Handballer gegen Ungarn bleibt der Bildschirm am Freitag 18 Minuten lang dunkel. Was diese Panne aussagt.

 Eine Kamera von beIN Sports bei der Arbeit: Am Freitag kam das Bild allerdings lange nicht beim deutschen Publikum an.

Eine Kamera von beIN Sports bei der Arbeit: Am Freitag kam das Bild allerdings lange nicht beim deutschen Publikum an.

Foto: dpa

Hunderttausende hatten am Freitag Handball gewählt und mussten sich vorkommen wie am Wählscheibentelefon: Kein Anschluss unter dieser Nummer.

Natürlich nur im übertragenen Sinne, denn die deutschen Handballfans waren ja im Internet unterwegs. Internet, das ist das Netz, das immer da ist, das uns verbindet, uns am Leben erhält, 24 Stunden am Tag, ohne Frühstückspause. Dumm nur, dass das Netz in diesem Fall ein Loch hatte. Während des ersten WM-Spiels der Nationalmannschaft gegen Ungarn hatte es 18 Minuten lang Sendepause. „Das Video ist nicht verfügbar“, informierte das Netz lapidar in weißer Schrift auf schwarzem Grund.

Das ist zunächst einmal eine Peinlichkeit sondergleichen. Nicht für den Deutschen Handball-Bund, nicht für das Netz und – nach derzeitigem Kenntnisstand – auch nicht für den Sponsor, der die Übertragungsrechte gekauft hatte und das komplette Spiel auf seiner Homepage übertragen wollte. Aber wohl für den Rechtehändler beIN Sports, der eines Tages Olympische Spiele an den Mann bringen will, sich nun aber offenbar an einem Livestream für Handballer verhob.

Eine Katastrophe ist die Geschichte für den Handball an sich, dessen größter und lukrativster Markt gerade so etwas wie ein postkommunistisches Tal der Ahnungslosen ist. Der Vermarktbarkeit dieses Sports tut das nicht gut.

Vielleicht erweist sich die Angelegenheit aber auch als Segen. Wenn nämlich der Handball-Weltverband IHF und überhaupt alle Verbände kapieren, dass es beim Verkauf von Übertragungsrechten nicht ausschließlich darauf ankommt, maximalen Profit zu erzielen. IHF-Präsident Hassan Moustafa hätte sich etwa fragen können, ob die Rechte ausgerechnet bei einem Unternehmen aus Katar gut aufgehoben sind. Ob die relevanten Märkte und Zielgruppen bedient werden. Ob angemessen mit dem Handball umgegangen wird.

Wahrscheinlich hat sich der Ägypter all das nicht gefragt. Am Freitag, dem 13., bekam er dennoch Antworten.

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