Ende einer Ära Kein Comeback: Usain Bolt will endlich frei sein

London · Kaum zu glauben: Jetzt ist er wirklich weg. Letztes Rennen, letzte Ehrenrunde - und die allerletzte Viertelstunde für die Medien. Der größte Leichtathlet des vergangenen Jahrzehnts will sein zweites Leben genießen. Er will heiraten und Kinder haben.

 Das war's: Sprintstar Usain Bolt kniet während siner Ehrenrunde auf der Ziellinie im Olympiastadion von London.

Das war's: Sprintstar Usain Bolt kniet während siner Ehrenrunde auf der Ziellinie im Olympiastadion von London.

Foto: Martin Meissner

Endlich frei sein! Nicht mehr gejagt, nicht mehr befragt, nie mehr der Nabel der Sportwelt: Usain Bolt will sein zweites Leben nun in Jamaika genießen, endlich die Füße hochlegen und dem ganzen Trubel entfliehen, der ihn 15 Jahre lang begleitet und geprägt hat.

Und manchmal auch genervt. Der Mann ist müde, man spürte das bei der WM in London, der Abschied war überfällig. Am 21. August wird die Lichtgestalt der Leichtathletik schon 31 Jahre alt. Bolt schloss ein Comeback aus, er will nun ein Familie gründen.

Bei seiner letzten Pressekonferenz quetschten sich noch einmal die Journalisten in den rappelvollen Raum. Eigentlich sind ja alle Fragen tausend Mal gestellt, und ein ganzes Sportlerleben in 15 Minuten Revue passieren lassen? Auch diese Prüfung hat der Jamaikaner souverän gemeistert. Aber er wirkte auch müde. Auch auf der Abschiedsrunde im Londoner Olympiastadion, da sah man schon den anderen Bolt: eher nachdenklich, kaum Späßchen, irgendwie entrückt.

Nun ist die Ära des Usain St. Leo Bolt beendet: Der Sportler geht, der Weltbürger bleibt, der Mensch kommt. Auf seiner letzten Ehrenrunde wird Bolt von den 55 500 Zuschauern noch einmal mit Jubelstürmen und Ovationen gefeiert, ein Feuerwerk steigt in den Nachthimmel, untermalt mit dem einzig passenden Hit: "Reggae Night". Er winkt, lächelt, bekreuzigt sich an den Startlinien zum 100- und 200-Meter-Sprint und zeigt im Ziel nochmal seine berühmte Pose. Doch eigentlich ist der große Mann in der knallgelben Trainingsjacke den Tränen nah, das gibt er später zu.

Ob er sich auf sein neues Leben freue? "Ja, einfach frei sein. Mein ganzes Leben war Leichtathletik, seit ich zehn bin. Sie bedeutet mir alles. Alles was ich kenne, ist die Bahn", sagte der achtmalige Olympiasieger. "Zuerst will ich nun mal Spaß haben, ich brauche einen Drink, meine Familie." An Bolts Weltrekorden über 100 Meter (9,58 Sekunden) und 200 Meter (19,19 Sekunden) werden sich seine Nachfolger noch lange die Zähne ausbeißen.

"Ich habe die Wettkämpfe jahrelang dominiert, jetzt habe ich zu allem Goodbye gesagt", meinte der schnellste Mann der Welt - und kam dann ins Grübeln. Was in 20 Jahren ist? Bolt, dem seine Familie heilig ist, möchte mal heiraten und drei Kids haben. Aber: "Ich werde meine Kinder nicht zwingen, mit dem Laufen zu beginnen."

Ein Comeback schloss der überragende Athlet des vergangenen Jahrzehnts aus. "Nein, ich komme nicht zurück", sagte der Jamaikaner, er habe schon viele aufhören und dann zurückkommen sehen. "Damit haben sie es nur schlimmer gemacht und sich selbst beschämt."

Bolt hat die Leichtathletik mit seinen Ein-Mann-Shows jahrelang geprägt, er war das Gesicht der kriselnden olympischen Sportart, der Entertainer begeisterte die Fans. Auf Facebook, Twitter und bei Instagram hat er zig Millionen Follower. Seine Niederlage bei der WM gegen Justin Gatlin? "Muhammad Ali hat auch seinen letzten Kampf verloren", sagt Bolt. "Ich denke nicht, dass eine Meisterschaft, ein Rennen oder die Tatsache, dass ich mein letztes Rennen nicht beendet habe, irgendetwas daran ändert, was ich in diesem Sport getan habe."

Dass nun darüber spekuliert wird, wer der neue Bolt sein könnte, das regt US-Sprintlegende Michael Johnson richtig auf. "Usain Bolt ist einzigartig in seiner Rolle. Niemand kann sein wie er. Niemand kann Usain Bolt sein!", sagte der BBC-Experte. "Zu sagen, irgendjemand könnte der nächste Usain Bolt sein, das ist lächerlich."

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