Kommentar Lernprozess für Schröder

Wer trifft, hat recht. Ganz so einfach ist das in einem Mannschaftssport nicht. Jeder, der Teil einer Mannschaft ist, trägt auch Verantwortung für seine Kameraden.

Der eine mehr, der andere weniger. Insofern kann und muss man Dennis Schröder einige seiner Fehler verzeihen, aber noch lange nicht alle.

Vieles, was er gespielt hat bei dieser Europameisterschaft, lag zwischen Genie und Wahnsinn. Er hat das Team getragen, aber er hat auch leichtfertig den möglichen Erfolg wieder aufs Spiel gesetzt. Beispiel: In der Overtime einen riskanten Pass hinter dem Rücken zu spielen, gefährdet den Lohn der kompletten Mannschaft.

Sein frecher Spielstil hat ihn dorthin gebracht, wo er jetzt ist: in die nordamerikanische Profiliga und in die tragende Rolle der deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Aber: Darf derjenige, der den Porzellan-Laden mit seinen Händen aufbaut, ihn mit der Kehrseite gleich wieder einreißen? Nein. Darf er nicht.

Dennis Schröder muss noch viel lernen. Vieles ist unüberlegt. So auch die öffentliche Kritik an Bundestrainer Chris Fleming. Da ist er über das Ziel hinausgeschossen. Immerhin hat er sich darauf besonnen, sich zu entschuldigen. Der Bundestrainer wird es ihm verziehen haben. Das Spiel hingegen verzeiht keine Fehler. Ein eilig ins Aus gepasster Ball, ein Ballverlust beim selbst überschätzten Zug zum Korb gegen drei Gegenspieler, oder eben der Pass hinter dem Rücken in die Hand des Gegners. Vorbei. Den Ball bringt keine Entschuldigung zurück.

Auch wenn er gestern so stark und mannschaftsdienlich - dazu ohne unnötige Schnörkel - wie in noch keiner EM-Partie spielte: Dennis Schröder muss weiter an sich arbeiten, in allen Bereichen. Vielleicht bleibt ihm noch ein bisschen Zeit gemeinsam mit dem bodenständigen Dirk Nowitzki, dem idealen Lehrmeister für junge Basketballer. Es wäre ihm zu wünschen.

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