Martin mit Gala - Weltmeister feiert Solo-Sieg im Elsass

Mulhouse · Nach einer imposanten Galavorstellung und einem seiner größten Siege verteilte Tony Martin Handküsschen und konnte sein Glück kaum fassen. "L'Explosion de Tony Martin" schallte es im Zielbereich voller Bewunderung aus den Boxen.

 Tony Martin hat die 9. Etappe der Tour de France gewonnen. Foto: Kim Ludbrook

Tony Martin hat die 9. Etappe der Tour de France gewonnen. Foto: Kim Ludbrook

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Über 155 Kilometer beherrschte der Weltmeister die neunte Etappe der Tour de France durch die Vogesen. 2:45 Minuten betrug der Vorsprung des dreimaligen Zeitfahr-Champions am Ende nach 170 Kilometer von Gérardmer nach Mulhouse. Martin holte sich obendrein zum ersten Mal in seiner Karriere auch noch das Bergtrikot. Vincenzo Nibali dagegen verlor sein Gelbes Trikot an den Franzosen Tony Gallopin - und konnte damit gut leben. Auf Platz zwei hat der Italiener jetzt 1:34 Minuten Rückstand.

Martin freute sich. "Ich bin sehr stolz, einfach unglaublich. Wir sind hier nahe an der deutschen Grenze, viele Fans haben mich unterstützt. Das war ein tolles Gefühl", sagte der stolze Sieger. "Es war mein Ziel, heute die Etappe zu gewinnen und ich wusste, dass ich in Form bin. Auf den letzten Kilometern vor dem Ziel war mir klar, dass mir niemand mehr diese Etappe nehmen konnte", sagte Martin. "Das war ein ähnliches Gefühl wie bei meinem ersten WM-Sieg. Solche Tage hat man nicht so oft".

So begann der Omega-Quickstep-Profi bereits zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel mit den Feierlichkeiten. Immer wieder ballte er die Faust, schaute sich um und strahlte über das ganze Gesicht. Martin hatte ein Stillhalteabkommen der Tour-Favoriten für seinen fulminanten Überraschungscoup genutzt. Bereits 15 Kilometer nach dem Start war er mit dem Italiener Alessandro de Marchi ausgerissen, die letzten 60 Kilometer war er der große Alleinunterhalter am Sonntag und strebte dem Ziel als Solist entgegen.

Mit seinem Coup von Mulhouese schraubte Martin die Zahl der Erfolge deutscher Radprofis bei der fast zur "Tour d'Allemagne" mutierten Frankreich-Rundfahrt auf fünf Tageserfolge. Vor ihm hatten die Sprinter Marcel Kittel (drei), der am zweiten Tag auch das Gelbe Trikot getragen hatte, und André Greipel Etappensiege herausgefahren.

Zuletzt hatte der gebürtige Cottbuser Martin, der seinen insgesamt dritten Tour-Etappensieg feierte, bei der Tour de Suisse unerwartet starke Kletter-Qualitäten gezeigt. Am Sonntag waren sechs Anstiege der ersten bis dritten Kategorie zu meistern. Allerdings war die 21 Kilometer lange Anfahrt zum Ziel eben.

Im Kampf um den Gesamtsieg hatte Nibali die ersten Attacken seines Herausforderers Alberto Contador am Wochenende bei ansteigendem Streckenprofil pariert, verlor aber die Führung im Gesamtklassement. Der Trikot-Verlust schmerzte Nibali zu diesem frühren Tour-Zeitpunkt aber nicht sehr, denn sein Hauptkonkurrent heißt Contador.

Magere drei Sekunden hatte sich der Spanier bei seiner Aufholjagd gegen den "Hai von Messina" gutschreiben können. Am Sonntag bei der Fahrt durchs Elsass taten sich die beiden Anwärter auf die Nachfolge des bereits ausgestiegenen Vorjahressiegers Chris Froome nicht weh. Sie erreichten das Ziel 40 Kilometer nach der letzten Steigung zusammen im Hauptfeld 7:46 Minuten nach Martin.

Am Vortag in Gérardmer hatte sich der zweimalige Toursieger Contador bei strömendem Regen mit enormer Anstrengung den Mini-Vorsprung herausgefahren. Drei Sekunden waren vielleicht gut für das Selbstvertrauen, im Klassement hatten sie kaum Wirkung. Der Kapitän der von Olympiasieger Alexander Winokurow geführten Astana-Mannschaft liegt vor der schwersten der drei Vogesen-Etappen am Montag weiter mit beruhigenden 2:34 Minuten vor Contador. "Der muss jetzt laufend attackieren", lautete der Ratschlag des fünffachen Toursiegers Bernard Hinault an Contador.

Contador, der erst im Vorjahr nach Ablauf seiner Dopingsperre zur Tour zurückkehren durfte, rechnet sich für die Etappe am französischen Nationalfeiertag mehr aus. "Die Steigung auf das Plateau des Belles Filles dürfte bessere Möglichkeiten bieten, einen Vorsprung herauszufahren", vermutete Contador. Der superschwere Vogesen-Abschnitt hat wieder sechs Bergwertungen im Programm und endet auf nach einer 20-prozentigen Steigung.

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