Machtkampf eskaliert McLaren stellt Formel-1-Legende Ron Dennis kalt

London · Die Niederlagenserie von McLaren in der Formel 1 hat Ron Dennis nach 35 Jahren sein Spitzenamt gekostet. Auch Bernie Ecclestone wundert sich über den eskalierten Machtkampf beim Traditionsteam.

 Ron Dennis musste als McLaren-Präsident zurücktreten.

Ron Dennis musste als McLaren-Präsident zurücktreten.

Foto: Jens Buettner

Verbittert und geschlagen räumte Formel-1-Legende Ron Dennis nach dem verlorenen Machtkampf bei McLaren seinen Chefposten.

Vertrieben aus der Führung des Motorsport-Konzerns, den er über 35 Jahre aufgebaut und zu einer der erfolgreichsten Marken des Grand-Prix-Sports geformt hatte. "Er wird immer einer der echten Größen des Sports bleiben", hieß es in einer ansonsten ziemlich unterkühlten Kurzmitteilung von McLaren zum Rücktritt des Firmen-Präsidenten, den die anderen Hauptaktionäre erzwungen hatten.

McLaren würdigte zwar noch einmal den "kolossalen Beitrag" von Dennis zum Erfolg des Rennstalls mit dem Gewinn von 17 WM-Titeln und 158 Grand Prix unter seiner Regie, doch künftig ist kein Platz mehr für das Formel-1-Urgestein. Ein Interimskomitee soll vorerst die Aufgaben von Dennis übernehmen, bis ein Nachfolger gefunden ist.

Es ist das Ende einer Ära. "Es wäre schade, wenn wir Ron verlieren. Ich kann nicht verstehen, wie ihm das passieren konnte. Das sieht ihm nicht ähnlich", sagte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone schon vor der Eskalation des Hauskrachs bei McLaren. Seit 1981 stand Dennis an der McLaren-Spitze, getrieben von der Sucht nach Erfolgen prägte er gemeinsam mit Piloten wie Ayrton Senna und Alain Prost die Formel 1 wie nur wenige andere Teamchefs. "Er ist eins der größten Ungetüme im Dschungel der Formel 1", schrieb der "Guardian".

Der oft diktatorische Führungsstil des Entdeckers von Lewis Hamilton ist ebenso legendär wie seine Detailversessenheit. Im futuristischen McLaren-Firmensitz in Woking muss jeder Raum die von Dennis bevorzugte Temperatur von 21 Grad haben. Offen herumliegende Kabel sind Dennis zuwider, alle Schrauben müssen senkrecht eingedreht werden, damit sie möglichst keinen Staub fangen. Angeblich gibt es sogar einen Angestellten, der nur dafür verantwortlich ist, ständig das McLaren-Gebäude nach defekten Glühlampen abzusuchen, weil Dennis diese hasst.

"Manchmal denke ich, dass ich eine Gehirntransplantation brauche, weil ich mich in den Wahnsinn treiben kann", zitierte "The Economist" den Pedanten Dennis einmal. Genau diese Art der Führung wurde dem 69-Jährigen nun zum Verhängnis, weil zuletzt die Erfolge ausblieben. Seit vier Jahren ist das Team in der Formel 1 ohne Sieg, seit drei Jahren ohne Hauptsponsor. Auch die erstaunliche Wiederverpflichtung von Fernando Alonso, der 2007 als Zeuge im Spionageskandal für die 100-Millionen-Dollar-Strafe für McLaren mitverantwortlich war, half dem Rennstall nicht aus der Ergebniskrise.

Die Miteigentümer, der Mumtalakat-Fonds aus Bahrain und Dennis' langjähriger Geschäftspartner Mansour Ojjeh, haben das Vertrauen in "Mr. Detail" verloren. "Ich bin enttäuscht, dass die anderen Hauptaktionäre den Beschluss, mich freizustellen, trotz der Warnungen des weiteren Management-Teams durchgeboxt haben", sagte Dennis. Er bleibt zwar Anteilseigner und Vorstandsmitglied der McLaren Technology Group, das Sagen aber haben künftig andere.

Vermarktungsexperte Zak Brown wird ebenso als Kandidat auf den McLaren-Chefposten gehandelt wie Technik-Fachmann James Allison, der jüngst Ferrari verlassen hat. Auch "Superhirn" Ross Brawn, der frühere McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh und der aktuelle Rennleiter Eric Boullier werden genannt. Leicht wird es für keinen von ihnen, das Erbe des Ron Dennis anzutreten.

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