Deutsche Beachvolleyballer Brink und Reckermann feiern historisches Gold in London

Bonn · Im Beachvolleyball-Finale bei Olympia 2012 in London vergeben Julius Brink und Jonas Reckermann drei Matchbälle, um sich dann mit dem vierten doch die Goldmedaille zu sichern. Anschließend sorgen die beiden Deutschen für eine lustige Irritation.

 „Pure Freude“: Jonas Reckermann (links) und Julius Brink feiern mit der deutschen Fahne und 15 000 begeisterten Fans ihren Olympia-Triumph.

„Pure Freude“: Jonas Reckermann (links) und Julius Brink feiern mit der deutschen Fahne und 15 000 begeisterten Fans ihren Olympia-Triumph.

Foto: dpa/Jochen Luebke

Olympia schreibt große Geschichten. Über glorreiche Helden und tragische Verlierer, über Rekorde und Sensationen – begleitet von überschäumender Freude oder Tränen der Enttäuschung. Aber manchmal geht es auch richtig lustig und zuweilen ein bisschen skurril zu. Wie am 9. August 2012 bei den Olympischen Spielen in London, als sich Julius Brink und Jonas Reckermann in der Beachvolleyball-Schüssel sensationell die Goldmedaille sichern. Dreisatzsieg gegen die brasilianischen Weltmeister Emanuel und Alison.

Die dramatischen Minuten an einem wunderschönen Sommerabend vor der grandiosen Kulisse der Horse Guards Parade und 15 000 ausgelassenen Fans sind unvergessen. Nach einer 14:11-Führung vergeben die Deutschen drei Matchbälle. „Als der dritte Matchball vergeben war, ist mir schon das Herz in die Hose gerutscht“, gesteht Brink. Fast kommt es zu einer Duplizität der Ereignisse. Denn beim Weltturnier in Moskau war es im Jahr zuvor genau anders herum gelaufen. Da hatte das Duo gegen Emanuel/Alison ebenfalls mit 14:11 geführt, aber verloren.

Auf einer Welle durchs Turnier getragen

Diesmal halten die Nerven. Den vierten Matchball beim 15:14 verwandeln die Deutschen. Brink kommt sich später vor wie in einem Hollywoodfilm. „Ab dem Halbfinale hatte ich das Gefühl, dass uns hier in London vieles zuspielt. Etwas, das es uns einfacher macht und das uns auf einer Welle durch das Turnier trägt. Jetzt kann man sagen: Ein toller Film – mit dieser Dramaturgie und diesem Happy End.“ So richtig fassen können sie ihr Glück nicht, als sich der Angriffsball Emanuels außerhalb des Feldes in den Sand gräbt. Brink und Reckermann sehen sich an, rütteln sich gegenseitig an Armen und Schultern, um festzustellen, dass das alles kein Traum ist: Olympiasieg.

 Die 15 Minuten vor der Siegerehrung geraten zum Triumphzug, auf dem „wir jeden zu drücken versucht haben, den es zu drücken gab“, sagt Reckermann. Die Schüssel kocht über mit unvorstellbarer Begeisterung. „Unbeschreiblich. Es war die pure Freude.“

Übersetzerin in Verlegenheit

Bei der Pressekonferenz zu mitternächtlicher Stunde offenbaren Brink und Reckermann ein kleines Geheimnis, das die Übersetzerin gehörig in Verlegenheit bringt. Es geht um zwei aus dem Internet bestellte und später verschwundene Gummipuppen. Brink hilft der Übersetzerin: Lovedoll. Die Absicht dahinter ist jedoch völlig jugendfrei. Die Puppen wollen die Sportler mit offiziellen Beachvolleyball-Kleidungsstücken zu Maskottchen machen. Bei einem Wohnungswechsel werden die Puppen aber vergessen. Brink: „Das war keine große Sache. Rein privat in unserem Apartment. Und nun wird es weltweit gesendet. Die Idee war nicht, sie zu benutzen. Wir brauchten nur etwas, um es anzuziehen.“ Die Übersetzerin ist sichtlich bemüht, die zunächst etwas schlüpfrig anmutende Angelegenheit vor der internationalen Presse noch einmal klarzustellen. „Sie haben sich also nur die Zeit vertrieben, und es ist nichts Unanständiges passiert. Ist das richtig?“ Brink antwortet: „Richtig!“

Anständig feiern kann das Duo seinen Triumph anschließend nicht. Wegen der Sperrstunde. „Wir waren in einem Club, und der hat dann dicht gemacht. Und ein anderer, der noch offen hatte, wollte uns mit 30 Mann nicht reinlassen. Das war schade, denn es waren viele Freunde dabei“, berichtet Reckermann. Zu einer Titelverteidigung vier Jahre später in Rio de Janeiro kommt es nicht. Reckermann beendet 2013 wegen einer Rückenverletzung seine Karriere.

Was bleibt, ist die Erinnerung an unvergessliche Tage im Herzen von London. Das Beachvolleyballturnier ist insgesamt gesehen so etwas wie der atmosphärische Höhepunkt der englischen Spiele. Für Brink/Reckermann endeten sie mit einem historischen Triumph. Beim Baggern in der Sandschüssel fanden sie als erste deutsches Beachvolleyball-Duo Gold.

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