Fünftes Spiel im Playoff-Halbfinale Bei den Haien geht es ums Vergessen

Köln · In drei von vier Spielen waren die Kölner nahezu chancenlos gegen den Hauptrundensieger EHC München. Die Herausforderung, die Serie für ein sechstes Spiel am Sonntag nach Köln zurückzuholen, könnte auch aus statistischer Sicht kaum größer sein.

Die Frage kam Alexander Weiß für seinen Abgang gerade recht. Als der Stürmer der Kölner Haie im Anschluss an die 1:5-Schlappe gegen den EHC München Auskunft darüber geben sollte, was er und seine Teamkollegen vor dem fünften und wohlmöglich entscheidenden Spiel des Playoff-Halbfinals am Freitag (19.30 Uhr/Servus TV) in der bayerischen Landeshauptstadt unbedingt vermeiden sollten, platzte es aus ihm heraus: „Über diese Niederlage sprechen!“

Es geht bei den Kölnern also ums Vergessen – wieder einmal. In der Hauptrunde der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mussten sie die vielen leicht verschenkten Punkte hinter sich lassen, die ihnen fast den Weg in die Playoffs versperrt hatten. Glücklich dort angekommen, kassierte der KEC im zweiten Spiel der Qualifikationsrunde gegen Mannheim eine krachende Niederlage und machte auch hier einen Haken dran. Im Viertelfinale gegen die Eisbären Berlin stiegen die Haie dann zu Gesellen des Vergessens auf. So wankelmütig präsentierten sie sich in den ersten fünf Partien, um am Ende wie selbstverständlich ihr ganzes Potenzial aufzurufen.

Ihr Meisterstück muss die Mannschaft von Trainer Cory Clouston nun aber gegen die Roten Bullen abliefern. In drei von vier Spielen waren die Kölner nahezu chancenlos gegen das zielstrebige und läuferisch starke Eishockey des Hauptrundensiegers. Beim 1:5 am Mittwochabend vor 15087 größtenteils entsetzten Zuschauern in der Lanxess-Arena setzte es zudem die erste klare Heimniederlage in den diesjährigen Playoffs. „Das waren nicht die Haie, die die Serie gegen Berlin gewonnen haben. Das waren die Haie aus der schlechten Phase der Hauptrunde“, fand Alex Weiß klare Worte. Tatsächlich hatten sich die Gastgeber nur fünf Tage nach ihrem berauschenden 5:1-Sieg an gleicher Stelle eine Leistung zum Vergessen geleistet. Jedem der Münchner Tore gingen leichte, unnötige Scheibenverluste und eklatante Abwehrschwächen des KEC voraus. Die Fehlerkette zog sich durch das gesamte Team, wobei vor allem die Verteidiger Frederik Eriksson, Shawn Lalonde und Danny Syvret immer wieder durch Nachlässigkeiten auffielen.

In der besten Phase der Haie zu Beginn des zweiten Drittels vergab Andreas Falk zudem die große Chance zum Ausgleich und damit die Möglichkeit, das viel zitierte Momentum auf die Seite des KEC zu ziehen. Praktisch im Gegenzug traf Jerome Samson mit dem ersten Münchner Torschuss im zweiten Durchgang zum 2:0. „Das war der Unterschied in diesem Spiel“, sagte Cory Clouston. „Wir haben mit einem kleinen Kader schon viele Spiele absolviert“, suchte der Haie-Coach dann in der Belastung von nun schon 14 Playoff-Partien eine Erklärung für den emotionslosen Auftritt seines Teams. Die Münchner haben dagegen erst neun Spiele in den Beinen und wirkten am Mittwoch entsprechend frischer.

Es spricht also mal wieder so gut wie nichts mehr für die Haie. 1:3 liegen sie in der „Best of seven“-Serie zurück und sie müssen bei den Bullen antreten, die die beiden Partien in der Olympia Eishalle souverän mit 5:1 und 3:1 gewannen. Noch so ein Auftritt in München und die Kölner können ihren Urlaub buchen. Die Herausforderung, die Serie für ein sechstes Spiel am Sonntag nach Köln zurückzuholen, könnte auch aus statistischer Sicht kaum größer sein. Erst einmal in der Geschichte der DEL-Playoffs ist es einem Team gelungen, einen 1:3-Rückstand noch in einen 4:3-Sieg zu drehen. Das waren im Jahr 2008 die Frankfurt Lions im Viertelfinalduell mit den Iserlohn Roosters.

„Solche Statistiken jucken mich nicht. Mit diesen Unmöglichkeiten haben sie uns 2014 in Ingolstadt schon die ganze Zeit konfrontiert und am Ende waren wir Meister“, gab sich Patrick Hager trotzig. Der Schütze des einzigen Kölner Tores an diesem frustrierenden Mittwochabend ist übrigens auch der Urheber des Satzes, den die Haie sich nun mehr denn je zu Herzen nehmen müssen: „Wer die Kunst des Vergessens besser beherrscht, wird am Ende gewinnen.“

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