Christina Schwamborn aus Vilich Bonnerin spielt bei den Kölner Haien

Köln · Christina Schwamborn aus Vilich spielt für die Frauen der Kölner Haie und die U18-Nationalmannschaft. Die Bonnerin ist fast nur auf Schlittschuhen anzutreffen.

 Den Puck fest im Visier: Christina Schwamborn geht für das Frauen-Team der Kölner Haie regelmäßig auf Torejagd.

Den Puck fest im Visier: Christina Schwamborn geht für das Frauen-Team der Kölner Haie regelmäßig auf Torejagd.

Foto: Privat

Die Luft in der Halle ist kühl und trocken. Hinter einer durchsichtigen Plexiglasscheibe gleiten Kufen über eine glänzende Eisfläche. Immer wieder wirbelt feiner weißer Staub auf. Pirouetten werden hier allerdings höchstens gedreht, um der Gegenspielerin den Puck abzujagen. In der Kölnarena 2 an der Gummersbacher Straße ist gerade Trainingszeit für das Eishockey-Frauenteam der Kölner Haie – und damit auch für die erst 17-jährige Christina Schwamborn aus Vilich.

Die Bonnerin gehört trotz ihres jugendlichen Alters zu den alten Hasen im Team. Mit gerade einmal fünf Jahren hat sie mit dem Eishockey angefangen – beim EHC Troisdorf, wo ihr vier Jahre älterer Bruder spielte. Der hat seine Schlittschuhe mittlerweile an den Nagel gehängt, sie nicht – und ihre Kufen haben sie weit getragen.

Schwamborn spielt nicht nur für den KEC in der 2. Frauen-Bundesliga. Sie geht auch für den Kooperationspartner der Kölner Haie, den EC Berkamen, in der 1. Bundesliga an den Start – zwecks Förderung. Denn die Bonnerin ist Nationalspielerin bei der U18. Und dabei soll es nicht bleiben: „Ich will irgendwann einmal in Schweden spielen. Und ein Traum wäre natürlich, bei Olympia 2022 dabei zu sein“, hofft Schwamborn. Sie habe jetzt noch ein Jahr in der U18 vor sich. Danach wolle sie unbedingt den Sprung in den A-Kader schaffen.

Ihre Fähigkeiten sind zumindest vielversprechend. Beim Training in der Kölnarena 2 lässt sie ihr Können ein ums andere Mal aufblitzen. Sie bewegt sich schnell auf dem Eis, hat stets ein Auge für ihre Mitspieler und wirkt körperlich extrem präsent – wenngleich ihr nach einer langen Saison die Müdigkeit anzusehen ist.

Um ihre sportlichen Pläne zu verwirklichen, trainiert Schwamborn sechsmal in der Woche, teils bis zu fünf Stunden am Stück. Nur dienstags hat sie frei. Und das viele Training hat durchaus seinen Preis: „Wenn andere feiern gehen und mich fragen, ob ich mitkommen will, muss ich in der Regel absagen, weil ich am nächsten Tag Training oder am Wochenende Spiele habe“, erklärt die Jugendliche.

"Auf dem Eis schalte ich ab"

In ihrer Schule, dem Sankt-Adelheid-Gymnasium in Pützchen, habe sie wegen des vielen Trainings vergleichsweise wenige Bezugspunkte. Stattdessen unternehme sie auch in ihrer Freizeit viel mit ihren Teamkolleginnen bei den Kölner Haien. „Wir sehen uns nicht nur beim Training, sondern auch sonst. Wir gehen essen oder planen andere Events wie Lasergames“, berichtet Schwamborn. Diese Nähe zu ihren Mitspielerinnen ist auch beim Training unübersehbar. Immer wieder kabbelt sie sich mit ihren Kolleginnen, hat ein breites Grinsen im Gesicht und ist zu Scherzen aufgelegt. Die Eisfläche wirkt wie ihre Spielwiese. Und das kommt nicht von ungefähr. „Wenn ich auf dem Eis bin, schalte ich komplett ab“, sagt die Vilicherin.

Und der Sport bringe noch weitere Vorzüge mit sich: „Eishockey ist schnell, manchmal auch ein wenig brutal, kein typischer Mädchensport eben. Für mich ist es zudem ein Anreiz, es den Jungs zu zeigen“, erklärt die Beuelerin. Deshalb trainiere sie teilweise auch noch bei ihren männlichen Kollegen mit. Allein schon, weil sie dort Checks verteilen darf. Das sei beim Frauen-Eishockey nämlich verboten – bedauerlicherweise.

Angewiesen auf die Sportförderung

Schwamborn atmet schwer, als sie nach dem Training vom Eis geht. Zwei Einheiten hintereinander hat sie heute absolviert. Immerhin, ein wenig Geld erhält sie für ihren Aufwand. „Weil ich zum C-Kader gehöre, bekomme ich rund 100 Euro durch die Sportförderung“, erklärt die Bonnerin. Wenn sie den Sprung in den A-Kader schaffen sollte, wären es 300 Euro monatlich. Und das sei auch dringend notwendig, denn bei den Haien erhalte sie kein Geld. Damit sie später ihr Studium finanzieren kann, ist sie folglich auf die Sportförderung angewiesen.

Illusionen, dass sie mit Eishockey irgendwann einmal Geld verdienen könnte, macht sie sich nicht. Stattdessen hat sie schon einen genauen Plan für ihre Zukunft. „Ich will erst einmal Chemie studieren und später entweder Forscherin oder Lehrerin werden“, sagt die Beuelerin. Vorher wolle sie aber noch auf Titeljagd mit dem KEC und der Nationalmannschaft gehen und möglichst viel Zeit auf dem Eis verbringen – ihrem Lieblingsort.

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