Super Bowl 2017 Dauergast Tom Brady trifft auf Neuling Matt Ryan

Bonn · Tom Brady steht mit den New England Patriots zum siebten Mal im Super Bowl. Im Finale der National Football League sind in der Nacht zu Montag in Houston die Atlanta Falcons der Gegner.

1999: Das Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Bill Clinton nach der Monica-Lewinsky-Affäre scheitert, Johannes Rau wird zum Bundespräsidenten gewählt, "Wer wird Millionär?" mit Günther Jauch geht erstmals auf Sendung und Lou Bega steht mit Mambo No. 5 elf Wochen an der Spitze der deutschen Single-Charts. Und: Die Atlanta Falcons spielen im Super Bowl gegen die Denver Broncos. Sie verlieren mit 19:34.

Das ist lange her. Und es war der erste und einzige Auftritt der Falcons im Finale der National Football League (NFL). Bis jetzt. In der Nacht zu Montag (0.30 Uhr, Sat1) endet die Durststrecke: Der Club aus Georgia trifft im 51. Super Bowl in Houston auf die New England Patriots.

Das Team aus der Nähe von Boston ist das komplette Gegenteil. Seit Quarterback Tom Brady im Jahr 2000 in die Liga kam, erreichte der mittlerweile 39-Jährige mit seinem Team - Sonntag eingerechnet - sage und schreibe sieben Mal den Super Bowl. Das hat es so in der NFL-Geschichte noch nicht gegeben. Und einen weiteren Rekord könnte Brady mit einem Sieg noch drauflegen. Kein Quarterback hat es bislang geschafft, die Vince-Lombardi-Trophäe fünf Mal zu gewinnen. Vier Siege können neben dem Patriots-Spielmacher bislang nur Terry Bradshaw und Bradys großes Idol aus Kindertagen, Joe Montana, vorweisen.

Dabei begann Bradys Profi-Karriere im Jahr 2000 ziemlich verhalten. Im Draft, bei dem sich die NFL-Teams die Nachwuchs-Talente aus den Colleges aussuchen dürfen, wählten die Patriots Brady erst in der sechsten Runde aus, als 199. Spieler. Die Wahrscheinlichkeit, dass er es überhaupt in den Profi-Kader schaffen würde, war äußerst gering.

Doch zusammen mit Trainer Bill Belichick, der als sportliches Genie gilt, am liebsten einen Kapuzen-Pullover trägt und gerne mal mit Schlappen zu Pressekonferenzen erscheint, formte das Duo die Patriots-Dynastie. 207 Spiele haben die beiden mittlerweile erfolgreich gemeinsam bestritten, mehr als jedes andere Trainer-Quarterback-Tandem zuvor. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Nachdem er wegen "Deflategate" - es ging um zu schwach aufgepumpte Bälle in einem Playoff-Halbfinale vor zwei Jahren - vier Spiele zu Saisonbeginn aussetzen musste, agiert Brady in dieser Spielzeit so gut wie selten zuvor - trotz seiner 39 Jahre.

Dabei überlässt der Quarterback nichts dem Zufall. Brady achtet genau auf seinen Körper, neben dem Training hält er einen strengen Ernährungsplan ein. Dabei hilft ihm ein privater Koch, der dafür sorgt, dass zu 80 Prozent Gemüse auf den Tisch von Brady kommt. Die übrigen 20 Prozent sind Steak von nur mit Gras gefütterten Rindern, Ente, wilder Lachs und ab und an Hühnchen.

Kaffee, weißer Zucker und generell Kohlenhydrate stehen gar nicht erst auf dem Speiseplan. Auch Nachtschattengewächse wie Tomaten und Pilze sowie Früchte gibt es nur selten. Manche halten das für übertrieben, aber der Erfolg gibt ihm recht. Zumindest hat kein anderer Quarterback vor ihm in diesem Alter auf so einem hohen Niveau agiert.

"Er ist der beste Quarterback aller Zeiten", findet daher auch sein Mitspieler LeGarrette Blount. Doch Brady bleibt bescheiden, stellt sein Team in den Vordergrund: "Ich bin stolz auf diese Mannschaft, es ist eine hart arbeitende Einheit."

Auf die Einheit dürfte im Super Bowl noch einiges mehr an Arbeit zukommen. Atlanta geht - angeführt von Quarterback Matt Ryan - mit dem explosivsten Angriff der Liga in das Spiel. Die Falcons markieren mehr als 30 Punkte pro Partie, Ryan verteilt den Ball an verschiedene Spieler, so dass man sich nur schwer auf den variablen Angriff einstellen kann. Und dabei agiert der Atlanta-Spielmacher nahezu fehlerlos. Nicht umsonst könnte er am Wochenende zum wertvollsten Spieler der regulären Saison (MVP) gewählt werden.

Bei den beiden Quarterbacks liegt also der Schlüssel zum Sieg. Die Patriots müssen verhindern, dass Atlanta "Big Plays" generiert, Spielzüge die über mehr als 20 Yards gehen. Und die Falcons sollten tunlichst dafür sorgen, dass Brady nicht zu seinem Spiel findet. Dass geht am besten, wenn man Druck durch die Mitte auf ihn ausübt und ihn aus seinem Rhythmus bringt. Doch die Erfahrung von vier Super-Bowl-Siegen zeigt, dass dies leichter gesagt ist als getan.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort