Eissschnelllauf-EM Der Autodidakt vom Küchwald: Ihle will Serie verlängern

Klobenstein · Bislang lief es für Nico Ihle im Weltcup noch nicht optimal. Im ersten Winter ohne seinen Heimtrainer Klaus Ebert wechselten Licht und Schatten. Bei der Freiluft-EM in den Bergen Südtirols will er die Weichen für eine erfolgreiche zweite Saisonhälfte stellen.

 Deutsche EM-Hoffnung in Südtirol: Nico Ihle.

Deutsche EM-Hoffnung in Südtirol: Nico Ihle.

Foto: Peter Dejong/AP

Das Training auf seiner Hausbahn im Küchwald bestritt er bei Wind und Regen, nun freut sich Eissprinter Nico Ihle auf einen Titelkampf im Sonnenschein.

"Der Wetterbericht verspricht Sonne auf dem Ritten", frohlockt der 33 Jahre alte Chemnitzer vor den Europameisterschaften der Eisschnellläufer auf der Freiluftbahn in der Bergwelt Südtirols in Klobenstein.

Ihle trägt die Hoffnungen der bei Olympia arg gebeutelten deutschen Eisschnellläufer auf eine EM-Medaille im Sprint-Vierkampf. Vor zwei Jahren gewann er Bronze bei der Premiere des neuen EM-Formats in Heerenveen, auch im Vorjahr war er mit Bronze über 1000 Meter bei der ersten Einzelstrecken-EM im russischen Kolomna erfolgreich.

Doch inzwischen hat sich einiges verändert im Umfeld des Eis-Hünen, der mit zwei achten Plätzen seine persönlichen Olympia-Vorhaben in Pyeongchang nicht wie erträumt umsetzen konnte. Sein Trainer Klaus Ebert ging in Ruhestand, ein Ortswechsel kam für Ihle nicht infrage. "Ich war immer motiviert, alles selbst in die Hand zu nehmen. Nie habe ich gesagt: Ich habe keine Lust auf Training. Und schließlich war ich beim Saisonauftakt so schnell wie nie zuvor bei deutschen Meisterschaften", sagte der Autodidakt der Deutschen Presse-Agentur.

Er hat das "erfolgreiche Grundschema" im Training beibehalten. Und abgerissen ist der Kontakt zu Klaus Ebert ohnehin nicht. "Er ist schon öfter mal im Küchwald, gibt ein paar Tipps. Er kann nicht so ganz loslassen", meinte Ihle schmunzelnd. "Aber er gibt zu, dass er mit anderen Gefühlen an die Bahn kommt, weil er nicht mehr so richtig eingreifen kann", sagte Ihle. Nicht verzichten kann er aber auf seinen ein Jahr älteren Bruder Denny. Als Trainingspartner auf der nach wie vor sanierungsbedürftigen Heimbahn ist er seine wichtigste Bezugsperson, auch wenn sich Denny nicht für die internationalen Rennen in diesem Winter qualifizierte.

Das harte Training im Freien wollen die Ihle-Brüder nicht missen. "Das brauche ich. Es gibt nicht Besseres, auch wenn die Zeiten natürlich nicht so schnell sind wie auf den Hallenbahnen", sagte Nico, der sich sehr freut, dass sechs Jahre nach Budapest wieder ein EM-Titelkampf im Freien ausgetragen wird.

In einer Addition der Weltcup-Resultate über 500 und 1000 Meter rangiert er momentan auf Platz vier und sagt daher: "Da ist es realistisch, zumindest einen Rang unter den Top sechs anzupeilen. Und die Vergangenheit hat gezeigt: In der zweiten Hälfte der Saison bin ich immer noch ein bisschen stärker."

Claudia Pechstein kann ein seltenes Jubiläum wegen hartnäckiger Rückenproblemen nicht in Südtirol begehen. Vor zehn Jahren war sie in Heerenveen als älteste Europameisterin der Eisschnelllauf-Geschichte gefeiert worden. Mit fast 37 Jahren hatte sie damit die Niederländerin Atje Keulen-Deelstra abgelöst, die bis dahin mit 35 Jahren als älteste EM-Gewinnerin galt. Roxanne Dufter aus Inzell erlebt dafür ihre Premiere bei einer Mehrkampf-EM. Vor zwei Jahren war sie noch wie Nico Ihle im Sprint-Vierkampf gestartet.

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