Extrem sportliche Patienten Der Wachtberger Carsten Rohde ist seit 2007 Veterinär der deutschen Vielseitigkeitsreiter

Bonn · Sam hält still. Eine kleine Nadel macht ihm nichts aus, er ist ein Profi. Ein Profisportler, dessen Blut Carsten Rohde in ein kleines Röhrchen fließen lässt. Der Wachtberger ist seit 2007 der Veterinär der deutschen Vielseitigkeits-Équipe und Sam ist einer der Gold-Favoriten für die olympischen Spiele in London.

 Olympiafavorit Sam hält still, wenn Carsten Rohde Blut abnimmt.

Olympiafavorit Sam hält still, wenn Carsten Rohde Blut abnimmt.

Foto: Horst Müller

Im Trainingslager auf dem Rodderberg bekommt das deutsche Team, das 2008 in Hongkong, wo die Reitsport-Wettbewerbe der Peking-Spiele stattfanden, Olympiasieger wurde, vor der Abreise nach England den letzten Schliff.

Carsten Rohde überprüft immer wieder den Fitnessstand seiner extremsportlichen Patienten, die gerade ein Galopptraining im Gelände auf dem Rodderberg absolviert haben und nun wieder nach und nach ihre Boxen am Broichhof beziehen.

Im Kofferraum von Rohdes allrad-getriebenem Wagens steckt schon eine ganze Reihe Röhrchen in einer Halterung. Kleine Röhrchen voll wichtiger Informationen für eine optimale Vorbereitung auf das sportliche Highlight in jeder Sportlerkarriere.

"Wir überlassen nichts dem Zufall", sagt Rohde, "dazu gehören neben Blutanalysen auch ausgewogenes Futter und tägliche Gewichtskontrolle. Das ist wichtig, weil starke Schwankungen zum einen nicht gut für den Organismus sind und zum anderen bedeuten können, dass dem Pferd etwas fehlt." Klingt, als würden Pferde zu rohen Eiern, stimmt aber nicht.

"Nein, nein. Pferde bleiben Pferde. Aber Olympische Spiele sind natürlich etwas Besonderes", sagt Rohde, während er auf der nahe gelegenen Weide das letzte noch fehlende Röhrchen mit dem Blut von Dirk Schrades "Hop and Skip" füllt. Die grüne Wiese ist also nicht tabu für die Ausdauersportler unter den Pferden.

Für den Tierarzt ist es ein Trainingslager der kurzen Wege. Der 46-Jährige behandelt in seiner Pferdeklinik in Villiprott tagtäglich auch weniger prominente Patienten. Selten kann er seinem "Nebenjob" aber so heimatnah nachgehen.

Im November 2006 hatte das deutsche Olympia-Komitee für Reiterei bei Rohde angefragt, ob er Interesse an dem Job im Vielseitigkeitsteam habe. Er hatte. Nach einem Auswahlverfahren wurde ihm der Job dann angeboten. "Selbstverständlich habe ich angenommen", sagt er.

30 Tage im Jahr ist er mit den deutschen Top-Buschreitern beschäftigt. "Das hängt natürlich auch ein bisschen davon ab, wie weit man reisen muss. London ist selbstverständlich wesentlich weniger aufwendig als Hongkong vor vier Jahren", sagt der Hobbyreiter.

Nun geht es also mit Sack und Pack nach London. "Es gibt zwar eine top-ausgestattete Veterinärklinik vor Ort, in der man alles bekommt, was man benötigt. Dennoch ist es eine Beruhigung für alle, dass wir alles dabei haben, was wir hier verwenden und wovon wir wissen, dass es erlaubt ist", erklärt Rohde. Auch die Pferde registrieren die Betriebsamkeit um sie herum. "Wenn es auf den Lkw geht und mehr Gepäck mitgenommen wird, wissen die Pferde, dass jetzt irgendwas ansteht."

Wenn im Greenwich Park die Wettbewerbe beginnen, wird aus dem Veterinär Rohde auch der Fan Rohde. "Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen bin ich verantwortlich für die Gesundheit der Pferde und für alles, was damit zusammenhängt und ein Teil des Erfolgs ist", erklärt er, "gleichzeitig bin ich aber auch Fan und ich hoffe, dass wir - wie in der Vergangenheit - erfolgreich sein werden. Und wenn wir dann ganz oben stehen, hat sich alle Mühe gelohnt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort