Eiskunstlauf Deutsche Eiskunstläufer verlieren Anschluss an die Spitze

Bratislava · Die EM-Auftritte der Eiskunstläufer Streubel und Fentz legen die großen Defizite der Deutschen offen. Ohne den verletzten Liebers ist der Abstand zur Spitze enorm. Ein Spanier macht ihnen vor, was man mit hartem Training erreichen kann.

 Paul Fentz wurde bei der EM nur 16.

Paul Fentz wurde bei der EM nur 16.

Foto: Jakub Gavlak

Die deutschen Eiskunstläufer haben den Anschluss an die internationale Elite verpasst. Technisch zu schlecht und konditionell zu schwach reichte es für Franz Streubel aus Oberstdorf und den Berliner Paul Fentz nur für die Plätze 14 und 16 bei der EM in Bratislava.

"Wir fangen leider wieder von vorn an und müssen den Richtigen auswählen, der sich für Olympia 2018 anbietet", sagte Bundestrainerin Viola Striegler der Deutschen Presse-Agentur. Die Deutsche Eislauf-Union (DEU) muss sich allerdings fragen lassen, warum sie nach dem verletzungsbedingten Ausfall des Olympia-Achten Peter Liebers nicht dafür gesorgt hat, dass die Sportler der zweiten Reihe in Form sind. Besonders krass zeigte dies Sportsoldat Streubel wieder einmal in seiner Western-Kür, die mit einem vierfachen Toeloop klasse begann, nach der Hälfte aber nichts mehr zu bieten hatte.

"Er hatte nach hinten raus die Schwachstellen", analysierte Sportdirektor Udo Dönsdorf, der sich über den Verlust des zweiten Startplatzes für die EM 2017 im tschechischen Ostrau ärgerte. Und warum ändert die DEU an den sichtbaren konditionellen Defiziten seit Jahren nichts? Warum können geförderte Kader-Athleten wie Streubel die Trainer wechseln, wie sie lustig sind?

Streubel gab zu, schon nach den deutschen Meisterschaften Mitte Dezember wie "tot" gewesen zu sein und das Training schleifen gelassen zu haben. Auch choreographisch fehlt es dem gebürtigen Berliner an Qualität - er buchte das WM-Ticket nur, weil Fentz noch schlechter lief. Der 23-Jährige ist zwar läuferisch viel besser, traut sich aber nicht an die zwingend notwendigen vierfachen Sprünge und bekommt seine Nerven nicht in den Griff. Nun will er vermehrt mit dem Team-Psychologen Veit Klenner zusammen arbeiten.

Den braucht der spanische Weltmeister Javier Fernandez nun wirklich nicht. Mit einer natürlichen Lockerheit stürmte der 24-Jährige zu Titel Nummer vier. "Der Eiskunstlauf entwickelt sich jedes Jahr weiter, und ich muss mich auch verbessern", sagte der Sprungfloh, der in der slowakischen Hauptstadt in beiden Programmen fünf vierfache Elemente auf das Eis zauberte und dafür den Europarekord von 302,77 Punkten erntete. Doch das ist schon lange nicht mehr sein Maßstab.

Fernandez schielt zum Weltrekord von 330,43 Punkten des japanischen Überfliegers Yuzuru Hanyu. Seinen Kumpel und Trainingskameraden will er bei der WM Ende März in Boston schlagen. Der ehemalige Weltklasse-Läufer Brian Orser hat es geschafft, eine ehrgeizige internationale Truppe in Toronto aufzubauen, die sich gegenseitig antreibt. Streubel durfte schon zweimal zur Nachhilfe hin und schwärmte von der Atmosphäre. Das Problem der Deutschen: Ihnen mangelt es am Trainingsfleiß bei den Hausaufgaben zu Hause.

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