Letztes Hauptrundenspiel Deutsche Handballer gewinnen gegen Spanien

Köln · Deutschland schlägt Spanien im letzten Hauptrundenspiel mit 31:30 und trifft im Halbfinale am Freitag auf Norwegen. 19.250 Zuschauer in Köln sehen ein kurzweiliges Spiel mit Testcharakter.

Deutschland gegen Spanien im letzten Hauptrundenspiel einer Handball-WM – diese Paarung hat das Zeug zu Drama, Leidenschaft und ganz viel Pathos. Ein Klassiker der Neuzeit, der immer wieder seine Aufführung erlebt, wenn es auf die Zielgerade der großen Turniere geht. 2016 etwa, als Deutschland den Rivalen im EM-Endspiel mit 24:17 bezwang.

Dass sich diese beiden Mannschaften so kurz vor den Medaillenspielen ganz ohne Druck gegenüberstehen, ist ungewöhnlich. Und die 19.250 Zuschauer in der ausverkauften Kölner Lanxess-Arena hatten sich für diesen Mittwochabend wohl ein wenig mehr Nervenkitzel erhofft, als der deutsche 31:30 (17:16)-Erfolg bot. Der allgemeinen Feierlaune schadete das jedoch keineswegs. Nach dem 23:20-Erfolg von Kroatien gegen Frankreich im Spiel zuvor ging es um wirklich gar nichts mehr. Deutschland hätte mit acht Toren Unterschied verlieren müssen, um noch Platz eins einzubüßen, für Spanien stand Platz vier fest, der immerhin das für die Olympiaqualifikation wichtige Spiel um Platz sieben ermöglicht.

Im Halbfinale trifft das Team von Bundestrainer nun am Freitag in Hamburg auf Norwegen, das hinter Dänemark in der anderen Hauptrundengruppe Platz zwei belegte. Die Anwurfzeit stand gestern am späten Abend noch nicht fest. Die Sieger der Halbfinals bestreiten am Sonntag im dänischen Herning das Endspiel. An diesem Donnerstag startet der Flieger mit der Auswahl um 12.15 Uhr von Köln/Bonn Richtung Norden. Und Hamburg muss nicht der nördlichste Punkt der WM-Reise sein.

Bundestrainer Christian Prokop hatte bereits im Vorfeld angekündigt, den Vielbeschäftigten unter seinen Spielern ein wenig mehr Ruhe als üblich zu gönnen und das eine oder andere auszuprobieren. Vor allem dachte Prokop dabei an Tim Suton, den für Martin Strobel nachnominierten Mittelmann. Der 22-Jährige vom TBV Lemgo, ein ganz anderer Spielertyp als Routinier Strobel, kam nach zwölf Minuten und fand schnell in ein attraktives und temporeiches Spiel ohne die ganz große Leidenschaft.

Die Spielmacherrolle füllte Suton noch nicht aus, aber er agierte mit viel Zug Tor. Bis zur Pause traf er dreimal nach energischen Aktionen zum Kreis, und so mancher mag sich an einen anderen bulligen Mittelmann erinnert haben, der 2007 plötzlich auf der Bühne auftauchte und viel zum Titelgewinn beitrug – Michael Kraus.

Prokop hatte zunächst durchaus seine erste Sieben aufs Feld geschickt, einzig Finn Lemke verteidigte für Hendrik Pekeler. Schnell wurde deutlich, dass beide Mannschaften etwas bieten, aber sich nicht wehtun wollten. Selbst die deutsche Abwehr, sonst keiner Konfrontation abgeneigt, schnarchte hin und wieder vernehmbar. Dass Rechtsaußen Ferran Sole von außen reinziehen, vor der Abwehr unbehelligt hochsteigen und zum 4:4 treffen durfte, war dem Testspielcharakter geschuldet. Bezeichnenderweise gab’s den ersten Siebenmeter nach 25 Minuten – wegen einer deutschen Abwehraktion durch den Kreis. Ein Treffen guter Bekannter in aller Freundschaft.

Für die Zuschauer war es nett, dass sich durchschnittlich mehr als einmal pro Minute das Netz ausbeulte. Tor hier, Tor dort, fast immer im Wechsel. Nur einmal führte eine Mannschaft vor der Pause mit zwei Toren, die deutsche ganz am Anfang mit 3:1.

Dass es ein wenig an Struktur fehlte, lag nicht zuletzt an Prokops zunehmender Wechsellust. Nach 18 Minuten kam Matthias Musche für Uwe Gensheimer, später auch Torhüter Silvio Heinevetter für Andreas Wolff. Spätestens nach dem Seitenwechsel, als Fabian Wiede auf Rechtsaußen Patrick Groetzki vertrat, war klar, dass einige Vielspieler Körner sparen sollten. Da auch die Spanier ihre alten Herren wie Raul Entrerrios (37) oder Julen Aguinagalde (36) immer wieder schonten, entwickelte sich ein munteres Kommen und Gehen auf dem Feld.

Während der Halbzeit machten dann die Weltmeister von 2007 ihre Aufwartung und marschierten auf. Alte Recken wie Lars Kaufmann, Sebastian Preiß oder Markus Baur haben deutlich zugelegt, was ihre Kraft zur Inspiration indes nicht verringert zu haben scheint. Die Generation 2019 legte jedenfalls einen Zahn zu und lag beim Stand von 23:19 erstmals mit vier Toren in Führung. Dass Spanien davon wieder einiges abknabberte – geschenkt. Erst in Hamburg wird’s wieder richtig ernst.

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