Diskuswerferin Müller Vierte: "kleines weinendes Auge"

Moskau · Nadine Müller setzte sich auf die Bank, zog die Trainingsjacke über und schüttelte den Kopf. Vor zwei Jahren in Daegu/Südkorea hatte sich die Diskuswerferin aus Halle/Saale noch über Silber gefreut, in Moskau ging die Mitfavoritin leer aus.

 Nadine Müller musste sich knapp geschlagen geben. Foto: Michael Kappeler

Nadine Müller musste sich knapp geschlagen geben. Foto: Michael Kappeler

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Ein halber Meter fehlte ihr zur erhofften Medaille bei der Leichtathletik-WM. "Natürlich haben mir durch die Verletzung hintenraus die Zentimeter gefehlt", sagte Müller und verwies auf ihre Zwangspause im Frühjahr: "Ich denke, ich habe hier einen guten Wettkampf abgeliefert. Ich bin nicht unzufrieden, wenn auch mit einem kleinen weinenden Auge auf das Treppchen."

Die 27-Jährige wurde mit 64,47 Metern Vierte. Olympiasiegerin Sandra Perkovic aus Kroatien feierte mit 67,99 Metern überlegen ihren ersten WM-Titel. Die Plätze zwei und drei gingen an die Französin Mélina Robert-Michon (66,28) und die Kubanerin Yarelys Barrios (64,96).

Ebenso wie bei der WM 2011 hatte Müller bei der EM 2012 in Helsinki Rang zwei belegt, verpasste dann aber bei den Olympischen Spielen als Fünfte ebenfalls Edelmetall. Ihre Nationalmannschafts-Kollegin Julia Fischer aus Berlin konnte sich in Moskau erst gar nicht für das Finale der besten Zwölf qualifizieren.

Der ganz große Titel fehlt Müller noch, in ihrer Karriere geht es weiter auf und ab. Die fünffache deutsche Meisterin hatte auch bei der Heim-WM 2009 in Berlin Rang sechs belegt, bei der EM ein Jahr später Platz acht. "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." Dieses Motto wählte Müller nicht ohne Grund aus, als sie in der WM-Broschüre des deutschen Teams einen kleinen, persönlichen Fragebogen ausfüllte.

Im Frühjahr sahen einige schon so etwas wie eine Wachablösung im deutschen Diskuswurf kommen, als Junioren-Weltmeisterin Anna Rüh und auch Robert Hartings Freundin Julia Fischer deutlich besser in die WM-Saison starteten als Müller. Die zog sich im April im Trainingslager in Südafrika einen Leisteneinriss zu, der sie wochenlang zurückwarf. "Mir fehlen bis zu 600 Würfe. Da fehlt mir die Technik hinten raus", klagte sie nun.

Bei den deutschen Meisterschaften in Ulm hatte Müller die alte Hierarchie wieder hergestellt. Sie besiegte Rüh und auch Fischer klar und reiste mit neuem Selbstbewusstsein zur WM. "Das macht einen noch stärker und härter", sagte sie über ihre Erfahrungen in dieser Saison. Das gilt nach ihrem WM-Auftritt erst recht.

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