Streit um Nationalhymne Donald Trump legt sich mit Basketball-Star LeBron James an

Washington · US-Präsident Donald Trump hat sich im Streit um das Knien beim Abspielen der Nationalhymne mit LeBron James angelegt. Nun bekommt der Basketball-Superstar Unterstütung von Michael Jordan und von Trumps Frau Melania.

 Donald Trump (links) hat sich mit LeBron James angelegt.

Donald Trump (links) hat sich mit LeBron James angelegt.

Foto: AP/AFP

Melania Trump, man erinnert sich da an verächtliche Blicke und tastende Hände, die barsch weggeschoben wurden, hat Donald Trump öffentlich schon so manchen Korb gegeben. Dieser hier hat die Wucht von einem Slam-Dunk. Amerikas First Lady spielt sich mit einer Basketball-Legende die Bälle zu. Und der Präsident steht als Trottel da.

Was war geschehen? Donald Trump tat am Wochenende das, was er immer tut, wenn ihn ein prominenter Afro-Amerikaner kritisiert - er schoss mit Beleidigungen zurück und weit über das Ziel hinaus.

Diesmal war es LeBron James, die dominante Figur in der US-Profi-Basketball-Liga NBA, die seinen Zorn traf. Multi-Millionär. Idol ganzer Heerscharen von Sport-Fans, Spielern und Jugendlichen. In punkto Spiel-Intelligenz, Athletik und Statistik der wohl kompletteste und beste Spieler der Welt.

James, den es gerade sportlich von Cleveland nach Los Angeles zieht, war Trump in einem Interview mit CNN dezent angegangen. „Ich habe festgestellt, dass er den Sport dazu benutzt, um uns zu spalten“, sagte der 33-Jährige.

Der dreifache NBA-Champion rief in Erinnerung, dass Trump in dem (allein von Trump) inszenierten Streit um die Frage, ob Football-Profis beim Abspielen der Nationalhymne knien dürfen oder nicht, von „Hurensöhnen“ gesprochen hatte. Sie müssten gefeuert werden, wenn sie Flagge und Star Spangled Banner nicht im Stehen die Ehre erweisen, hatte der Präsident im diktatorischen Ton verfügt.

Im Zuge des Konflikts, den Trump mit Blick auf seine weiße, arme Kern-Wählerschaft bis heute zum Kulturkrieg hochjazzt, weil die meisten NFL-Spieler schwarz und reich sind, fing sich der Präsident mehrfach Rassismus-Vorwürfe ein.

Soweit ging LeBron James, dem NBA-Geschäftsführer Adam Silver abseits der herausragenden sportlichen Qualitäten demonstrativ „Intelligenz“ und „Geschäftssinn“ bescheinigte, nicht. Was Trump aber egal war.

Via Twitter bezeichnete er den CNN-Interviewer Don Lemon als „dümmsten Mann“ im US-Fernsehen. Der Afro-Amerikaner habe LeBron James „klug aussehen lassen, was nicht leicht ist“, ätzte Trump, der nicht zum ersten Mal frontal die geistige Verfassung von Kritikern in Zweifel zog.

Was Trump besonders auf die Palme brachte: James hatte in dem Interview kategorisch ausgeschlossen, sich jemals mit Trump an einen Tisch zu setzen - dagegen mit dessen Vorgänger Barack Obama sofort.

Trump reagierte kleinkariert wie ein verschmähter Liebhaber. Er habe ein Faible für „Mike“, sagte der Präsident. Gemeint war Michael Jordan, Legende der Chicago Bulls, heute Besitzer des NBA-Profi-Klubs Charlotte Hornets und im Basketball-Olymp je nach Standpunkt mal vor, mal hinter und mal auf Augenhöhe mit James.

Trumps Aussetzer sorgte für Tempovorstöße der Empörung in in Medien, Politik und Sozialen Netzwerken. Überwiegender Tenor: Majestätsbeleidigung am Hofe von King James. Trump könne froh sein, sagte ein Sport-Kommentator, dass „The Chosen One“ (der Auserwählte) mit dem übergewichtigen Geschäftsmann aus New York „nicht demnächst den Hallenboden aufwischt“.

Das Kopfschütteln über die Herabwürdigung einer über Partei-, Religions- und Rassengrenzen hinweg verehrten lebenden Legende war umso größer, weil James erst vor wenigen Tagen in seiner Heimatstadt Akron/Ohio ein seltenes Beispiel für soziales Engagement abgeliefert hatte: die Eröffnung einer weitgehend von ihm finanzierten Schule, in der 240 Kinder aus sozial schwachen Familien in einem All-Inklusive-Paket mit Essen, Schulgeld und Lehrmaterial Rüstzeug für die Zukunft erhalten. Ohios Gouverneur John Kasich, ein Republikaner, sprach dankbar von einer „herausragenden Tat“.

So muss insgeheim auch Melania Trump empfunden haben. Sie setzt sich seit langem dafür ein, dass Kinder bei der Nutzung des Internets nicht zu dem werden, was ihre Gatte seit langem nachweisbar ist: ein „bully“, übersetzt: Rüpel. Darum stellte sich Frau Trump über eine Sprecherin sofort an die Seite von James und damit unmissverständlich gegen ihren Mann. Der Profi-Sportler tue offenkundig „gute Dinge zum Nutzen der nächsten Generation“, ließ die Präsidentengattin wissen. Sie bekundete ausdrücklich Interesse, die Schule von Lebron James demnächst persönlich zu besuchen.

Für Donald Trump wird die Attacke auf LeBron James aber nicht nur deshalb zum verhängnisvollen Fehlwurf. Chronisten erinnerten daran, dass Trump im Vergleich zu James’ Privat-Ambitionen, Bildungs-Defizite bei Jugendlichen auszugleichen, miserabel dasteht. Während der Basketballer Hunderten Kids erfolgreich Schulzugang ermöglichte, musste Trump für seine damals unter Betrugsverdacht stehende „Trump-Universität“ kurz vor der Präsidentschaftswahl 2016 25 Millionen Dollar Entschädigung zahlen.

Und auch Michael Jordan, bei dem er sich anwanzen wollte, ließ den Präsidenten abblitzen: „Ich unterstützte LeBron James“, sagte der frühere NBA-Star, „er macht einen tollen Job für seine Stadt.“

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