Hamburgs neuer Basketball-Anlauf: "Frage der Zeit"

Hamburg · Wenn Pascal Roller über das neue Hamburger Basketball-Projekt spricht, leuchten seine Augen wie früher als Ballverteiler der deutschen Nationalmannschaft.

 Der ehemalige Nationalspieler Pascal Roller arbeitet am Hamburger Basketball-Projekt. Foto: Orestis Panagiotou

Der ehemalige Nationalspieler Pascal Roller arbeitet am Hamburger Basketball-Projekt. Foto: Orestis Panagiotou

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In nur einem Dreivierteljahr hat der ehemalige Aufbauspieler mit zwei Geschäftspartnern das Konzept für einen Proficlub aufgestellt - und könnte der Hansestadt nach mehr als einem Jahrzehnt Abstinenz schneller als gedacht einen Bundesligisten bescheren. "Ich hoffe, das Projekt ist eher eine Frage der Zeit, als die Frage, ob es überhaupt kommt", sagt Roller.

Selbst einen Start zur kommenden Erstliga-Saison hält der 36-Jährige nicht für ausgeschlossen, "aber das kann ich nicht beziffern", meint er. "Die Regularien der BBL erlauben es auch einem nicht bestehendem Bundesligisten, sich um eine Lizenz zu bewerben. Die Entscheidung liegt letztendlich bei der Liga."

Nachdem es in den vergangenen Jahren immer wieder Pläne für einen Neustart gegeben hatte - und diese immer wieder verworfen wurden - gäbe es angesichts finanzschwächerer Zweitligisten möglicherweise 2013/14 die Chance für eine Wildcard. Die Liga steht einem Topclub aus dem Norden generell positiv gegenüber. "Wir haben immer gesagt, dass wir einen Standort in Hamburg großartig fänden", sagt BBL-Geschäftsführer Jan Pommer. "Das ist eine Medienstadt, eine Metropole. Hamburg interessiert mehr Menschen - bei allem Respekt vor den Kollegen vor Ort - als wenn wir ein weiteres Crailsheim oder Kirchheim haben."

Doch zuvor hat die Gruppe mit Roller mehrere offene Baustellen zu bearbeiten. Kurzfristig fehlt eine geeignete Halle und auch das angestrebte Budget ist noch nicht vollends erreicht. Es gebe Zusagen von Unternehmen, die in Vorleistung gehen, berichtet der EM-Silbermedaillengewinner von 2005. "Die glauben daran und geben uns nicht selten das Feedback, dass wir zu vorsichtig kalkulieren. Wir denken für den Anfang lieber klein und wollen etwas an den Start bringen, was wirklich unique wird."

Wenn Roller im Werbejargon von der "Marke für die Metropolregion Hamburg" spricht, ist seine zweite Laufbahn deutlich erkennbar. Nach seinem Karriereende vor anderthalb Jahren arbeitete er neben seiner Expertentätigkeit für Sport1 für eine Sportmarketingagentur. Zum Projekt-Team gehören ein Münchner Marketingberater und der Hamburger Unternehmer Wolfgang Sahm - wichtiger Pfeiler auf dem Weg zur erhofften Einzigartigkeit in der Sportstadt ist die angedachte Kooperation mit Rollers Ex-Nationalteamkollegen Marvin Willoughby, der seit mehr als sechs Jahren die Nachwuchsarbeit in der Hansestadt vorantreibt. "Es gibt mittlerweile eine breite Basis an Talenten in Hamburg", lobt der langjährige Frankfurter Roller.

So soll insgesamt ein ähnliches Scheitern wie Anfang des vergangenen Jahrzehnts bei den BCJ Tigers verhindert werden, an dass Pommer noch mit Grausen zurückdenkt. "Der Manager hat es aus seinem Privatvermögen bezahlt und sich in Jeans und Clogs daran erfreut, dass er Dollhouse-Cheerleader auflaufen ließ", erinnert der BBL-Geschäftsführer. "So wird man es wohl nicht machen wollen. Aber wenn man es so aufbaut wie diese Gruppe jetzt - nämlich mit Strategie und Struktur, dann fänden wir das sehr gut."

Von 2007 bis 2009 war die BBL bereits mit ihrem Pokal-Top-Four in Hamburg zu Gast, Pommer spricht im Rückblick von "hanseatischer Zurückhaltung" und sieht das neue Projekt in den kommenden Wochen vor einer "extrem anspruchsvollen Aufgabe": "Die Nagelprobe ist jetzt: Bekommen sie die finanziellen Mittel wirklich zusammen."

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