Turnier in Mönchengladbach Hockey-Herren gehören bei Heim-EM zu Top-Favoriten

Mönchengladbach · Als Weltmeister gehören die deutschen Hockey-Herren bei der Heim-EM zu den Top-Favoriten. Los geht es an diesem Samstag.

Wieder jubeln wie nach dem WM-Triumph in Indien wollen die deutschen Hockey-Herren bei der Heim-EM.

Wieder jubeln wie nach dem WM-Triumph in Indien wollen die deutschen Hockey-Herren bei der Heim-EM.

Foto: dpa/Frank Uijlenbroek

An die Nacht vom 30. auf den 31. Januar kann sich André Henning noch bestens erinnern. Als frischgebackene Weltmeister waren Deutschlands Hockey-Männer aus Indien zurückgekehrt und nun feierten sie im Clubhaus von Rot-Weiss Köln eine krachende Party. Bundestrainer Henning verließ die feuchtfröhliche Sause im Kölner Stadtwald schweren Herzens um halb vier in der Nacht, um drei Stunden später zu einem Fernsehinterview parat zu stehen. Und die munteren Zukunftsvisionen einiger Spieler klangen ihm dabei noch in den Ohren.

Der junge Torhüter Jean Danneberg, Finalheld im Penaltyschießen gegen Belgien, etwa segelte damals in Gedanken schon zur Heim-EM in Mönchengladbach und frohlockte: „Hoffentlich macht Deutschland da mit. Dann freue ich mich auf ziemlich geile Jahre.“ Knapp sieben Monate später steht das kontinentale Turnier nahe der niederländischen Grenze nun vor der Tür. Die DHB-Auswahl trifft im ersten Gruppenspiel am Samstag auf Wales, und Cheftrainer Henning betont: „Die Aufbruchstimmung vom Winter müssen wir jetzt natürlich in dieses Turnier hineinhieven.“

Ihm sei zu Ohren gekommen, dass die Woche nach dem WM-Gewinn in Bhubanesvar die mit Abstand beste gewesen sei, was den Verkauf von EM-Tickets angehe. „Erfolg macht sexy, das bleibt so“, kommentiert Henning die frühe Jagd nach den Eintrittskarten lachend. Da seien schon „ein paar kleine Räder“ bewegt worden – hin zu einem Sprungbrett, das ihnen die EM jetzt biete. Denn: „Die Plattform hier ist so groß, dass das am Ende mehr Bewegung bringen kann.“

Auf die Plattform Mönchengladbach schickt Henning dabei neben dem 20-jährigen Keeper Danneberg noch 14 weitere Akteure, die schon bei den beeindruckenden Comebacks der deutschen Hockey-Männer in Indien mit von der Partie waren. Drei Mal hintereinander machten sie dort in den K.o.-Spielen einen 0:2-Rückstand wett – so dass ihr Trainer voller Stolz sagt: „Diese Qualität haben wir uns erarbeitet. Das ist eine krasse mentale Qualität, die der Mannschaft in den Jahren davor immer abgesprochen wurde. Da war Deutschland oft Gruppensieger in der Vorrunde, hat es in den entscheidenden Spielen dann aber nie geschafft. In Indien haben wir gezeigt, dass wir auch Crunchtime können.“

Dem Team einen unverkennbaren Charakter zu geben, gemeinsam mit seinen Spielern dafür zu sorgen, dass die Mannschaft zu jedem Turnier ihre eigene Geschichte hat, dort ihre eigene Geschichte schreibt – das hatte Henning sich zu Beginn seiner Amtszeit im Februar 2022 vorgenommen. Immer in dem Wissen, unter welchen vergleichsweise schwierigen Rahmenbedingungen sich Deutschlands Hockey-Nationalteams in der Weltspitze halten.

„Das ist schon etwas ganz Besonderes, dass wir das auf dem Niveau noch hinkriegen“, sagt der Männer-Bundestrainer. „Unter den Top-Nationen sind wir das einzige Land, das noch ein dezentrales System hat.“ In den anderen Ländern trainieren die Nationalspieler in aller Regel wöchentlich an einem zentralen Stützpunkt. Das DHB-Team dagegen sieht sich auch mal für zwei oder drei Monate gar nicht. „Die anderen Nationen sind da deutlich professioneller“, weiß Henning. „Und wir sind gerade schon so ein bisschen das gallische Dorf, auch im Welthockey.“

Hinzu kommt nun noch der Termin der Heim-EM, der im Fall der Männer nur ein gutes halbes Jahr nach der WM angesetzt ist. Das sei, findet der Bundestrainer, schon „eine wahnsinnig große Herausforderung“, die durch den Weltmeistertitel „mental noch größer geworden“ sei.

Vor der WM, sinniert der 39-Jährige, sei die Innensicht seines Teams sicher etwas selbstbewusster gewesen als die Außenwahrnehmung. Und jetzt sei es vielleicht genau umgekehrt. Fest steht für Henning vor der ersten Partie am Samstag gegen Wales jedenfalls: „Wir werden von Anfang an auf heftige Widerstände stoßen, da sind ganz viele 50:50-Spiele dabei. Natürlich ist ein Titelgewinn absolut möglich. Aber mit Belgien, den Niederlanden, England und uns gibt es vier absolut realistische Europameister. Da fällt keiner vom Stuhl, wenn das passiert.“

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