Handball-Bundesliga Kiel und Löwen gehen als Titelfavoriten in die Saison

Frankfurt/Main · Nach Ansicht der meisten Experten steht der Handball-Bundesliga wieder eine spannende Saison bevor. Sie erwarten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen. Meister Flensburg trauen dagegen nur wenige einen erneuten Coup zu.

 Steffen Weinhold will mit dem THW Kiel den Titel holen.

Steffen Weinhold will mit dem THW Kiel den Titel holen.

Foto: Axel Heimken

Kehrt der THW Kiel bei der Abschiedstour von Erfolgstrainer Alfred Gislason nach drei mageren Jahren auf den Handball-Thron zurück oder entschädigen sich die Rhein-Neckar Löwen für den in der Vorsaison knapp verpassten Titel-Hattrick?

Die Mehrheit der Bundesligatrainer erwartet in der an diesem Donnerstag beginnenden Saison ein packendes Duell zwischen dem Rekord-Champion aus dem Norden und dem Pokalsieger aus dem Süden. In einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (Mehrfachnennungen waren möglich) tippten bei zwei Enthaltungen elf Trainer auf Kiel, zehnmal wurden die Mannheimer genannt. Nur drei Handball-Lehrer trauen Meister SG Flensburg-Handewitt die Titelverteidigung zu.

2015 feierte der THW die 20. Meisterschaft, danach folgte eine in den vergangenen 25 Jahren beispiellose Durststrecke. Nun wollen die Norddeutschen ihren Status als Nummer 1 im Land zurück erobern. "Der THW steht für Angriff", formulierte Geschäftsführer Thorsten Storm den Anspruch für diese Spielzeit. Mit einem Etat von 9,5 Millionen Euro sind die Kieler wieder Liga-Krösus. Der Kader wurde mit Nationalspieler Hendrik Pekeler noch einmal verstärkt, zudem ist Spielführer Domagoj Duvnjak nach langer Verletzungspause wieder fit.

Dass Erfolgscoach Gislason im Sommer 2019 - nach dann elf Jahren - seinen Posten an Co-Trainer Filip Jicha übergibt, liefert eine zusätzliche Motivation. "Es wäre natürlich genial, wenn wir Alfred zu seinem Abschied den Meistertitel schenken würden. Der ganze Verein will unbedingt diese Schale", sagte Duvnjak. Gislason selbst rechnet mit einem Dreikampf um die Krone. "Neben dem THW Kiel haben sicherlich Meister Flensburg und die Rhein-Neckar Löwen die besten Chancen", sagte der 58 Jahre alte Isländer.

Trotz möglicher Mehrfachnennungen legten sich in der dpa-Umfrage immerhin sechs Trainer auf den THW als Meister fest. "Sie haben sich gut verstärkt und wollen allen zeigen: Wir sind noch da", sagte Magdeburg-Coach Bennet Wiegert.

Auch Maik Machulla vom Titelverteidiger aus Flensburg und Nikolaj Jacobsen vom großen Rivalen Rhein-Neckar Löwen sehen die Kieler im Titelrennen vorn. "Es wird ein Vorteil sein, dass sie nicht in der Champions League antreten und daher keine Doppelbelastung haben", sagte Machulla. Das sieht auch Jacobsen so. "Sie haben eine seit Jahren eingespielte Mannschaft und ohne Champions League deutlich weniger Belastung als alle anderen", betonte der Däne.

Doch auch den Löwen, die in der Vorsaison ihre dritte Meisterschaft in Serie erst durch einen Einbruch auf den letzten Metern verspielten, wird wieder ein gewichtiges Wort bei der Titelvergabe zugetraut. "Sie haben sehr gute Neuzugänge und sind nach der entgangenen Meisterschaft besonders motiviert", sagte Melsungens Trainer Heiko Grimm. Sein Kollege Carlos Ortega von der TSV Hannover-Burgdorf tippt ebenfalls auf die Löwen, "da sie eine ohnehin schon sehr starke Mannschaft noch einmal qualitativ verstärkt haben".

Ganz anders ist die Situation in Flensburg, denn der Meister befindet sich nach dem Abgang zahlreicher Leistungsträger im Umbruch. "Wir zählen diese Jahr nicht zu den ganz großen Favoriten", stellte selbst SG-Coach Machulla fest. Da traut der eine oder andere Experte schon eher dem Vorjahresdritten Füchse Berlin einen Überraschungscoup zu. "Sie sind mein Geheimfavorit", sagte Stuttgarts Trainer Jürgen Schweikardt.

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